Rettung in letzter Sekunde

RASCHEID. Keine 24 Stunden nach dem Wohnungsbrand mit tödlichem Ausgang in Hermeskeil hat ein Feuer in der Nacht zum Donnerstag ein Zweifamilienhaus in Rascheid völlig zerstört. Zwei Frauen und zwei Kinder konnten sich in letzter Sekunde vor den Flammen retten. Was genau das Feuer verursacht hat, ist bislang unklar. Polizei und Feuerwehr vermuten jedoch, dass ein Holzofen der Brandherd war.

Diese Nacht werden die Rascheider so schnell nicht vergessen. "Genau um 1.56 Uhr hat es bei uns Sturm geklingelt, und jemand hat laut um Hilfe gerufen", erinnert sich die Nachbarin an das dramatische Geschehen im Hochwaldort. Vor der Tür stand barfuß und im Jogging-Anzug die junge Frau, die in der Hauptstraße 3 im Erdgeschoss zur Miete wohnt. Ein lauter Knall hatte die 31-Jährige kurz zuvor aus dem Schlaf gerissen. Die Ermittler von der Polizei Hermeskeil werden später rekonstruieren, dass sich durch die Hitze vermutlich eine Rigipsplatte von der Wand gelöst hatte und auf den Boden gefallen war. Als die junge Frau im Bereich der Abstellkammer, wo ein Holzofen steht, dichten Qualm bemerkt, reagiert sie sofort: Sie läuft in den ersten Stock, weckt eine 38-jährige Mutter von zwei Kindern (zehn und 15 Jahre) und warnt sie vor der Gefahr. Danach stürzt sie aus dem Haus und schlägt bei der Nachbarin Alarm, die sofort die Feuerwehr alarmiert. Im brennenden Haus hat sich die Situation inzwischen dramatisch zugespitzt, weil sich das Feuer schnell ausbreitet. "Mama hat uns geweckt. Dann haben wir uns noch schnell angezogen, feuchte Tücher vor den Mund gehalten und wollten die Treppe runter. Da hat aber schon alles in Flammen gestanden, und man hat fast keine Luft mehr bekommen", erzählt das zehnjährige Mädchen, das sich schnell vom Schock in der Nacht erholt hat. Deshalb flüchten sie, ihr 15-jähriger Bruder und die Mutter ins Wohnzimmer. Ihr großes Glück: Das Fenster dort liegt nur einen halben Meter über dem Dach der Garage. Sie öffnen es, klettern auf die Garage, und von dort springt zuerst der Bruder in den Vorgarten. Der Junge fängt danach seine kleine Schwester auf, und zum Schluss rettet sich auch die Mutter. Das alles spielt sich innerhalb weniger Minuten ab, so dass sich alle Bewohner des Hauses bereits in Sicherheit gebracht haben, als der Rascheider Wehrführer Bernd Nellinger und seine Männer als erste Einsatzkräfte am Ort des Geschehens eintreffen. Kurz darauf stoßen auch die Feuerwehren aus Hermeskeil, Reinsfeld und Beuren hinzu, und inzwischen ist auch das halbe Dorf auf den Beinen.200 000 Euro Sachschaden

"Als wir kamen, war der Dachstuhl des Hauses schon durchgebrannt", berichtet Toni Bonerz, der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Weil das Wohnhaus nicht mehr zu retten gewesen sei, hätten sich die Einsatzkräfte darauf konzentriert, dass das Feuer nicht auf den Anbau oder die Scheune übergreift. "Das ist uns auch gelungen", sagt Bonerz. Offiziell ist die Ursache zwar noch ungeklärt, sowohl Polizei als auch Feuerwehr gehen aber davon aus, dass als Brandherd der Holzofen in Frage kommt. Wenngleich ein hoher Sachschaden entstanden ist, den die die Polizei auf zirka 200 000 Euro schätzt, sind die Rascheider in erster Linie erleichtert. "Das Wichtigste ist, dass niemandem etwas passiert ist. Die Leute im Haus haben sehr viel Glück gehabt", sagt Ortsbürgermeister Andreas Ludwig stellvertretend für die meisten Bewohner im Dorf.

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