Senioren Riesenumzug: 82 Senioren bringen Leben ins neue Heim
Konz · Das Deutsche Rote Kreuz zieht mit allen Bewohnern des Altenzentrums in Karthaus am Samstag in die neuen Zimmer. Das ist zwar ein riesiger Aufwand, aber die Vorfreude ist groß.
Egon Seiler (89) sitzt zufrieden in seinem neuen Zimmer. Er ist einer der 82 Bewohner des DRK-Seniorenheims in Karthaus. Sie alle ziehen am Samstag, 29. Juni, von dem alten ins neue Gebäude. Der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat das 9,4 Millionen Euro teure Haus in den vergangenen anderthalb Jahren gebaut. Jetzt ist es bereit für den großen Einzug.
Während die Arbeiten im Klosterpark noch laufen, ist der neue Kleiderschrank von Seiler schon eingeräumt. Mit dem TV hat er sich schon in seinem neuen Zimmer getroffen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird der Trierer, dessen Frau im betreuten Wohnen nebenan lebt und ihm hilft, zum ersten Mal dort schlafen. Nervös ist der 89-Jährige trotzdem nicht. Er zählt an seinen Fingern ab: „Sechs, sieben, acht, neun – das ist der neunte Umzug für mich.“ Und der 89-Jährige freut sich: „Das Zimmer und der Ausblick gefallen mir.“ Auch das Bad sei komfortabler. Hatte er im alten Haus eine Wanne mit hohen Rändern, ist die Dusche im neuen Gebäude ebenerdig und barrierefrei. Aus seinem alten Zimmer wolle er vor allem zwei Bilder mitnehmen, sagt der Trierer, der im Münsterland geboren wurde. „Ein Ölgemälde zeigt mich als fünfjährigen Jungen mit meiner Mutter. Auf dem anderen Bild ist die Mauritzkirche in Münster zu sehen – dort wurden meine Eltern getauft und getraut.“ Andere Verwandte seien dort Organisten gewesen.
Seiler und die 81 weiteren Senioren in das neue Gebäude zu bringen, ist für die 105 Mitarbeiter sehr aufwendig. Jeder, der keinen Urlaub hat, muss am Samstag da sein. Zusätzlich bekommen sie Hilfe von 35 bis 40 ehrenamtlichen DRK-Mitgliedern aus dem Kreis Trier-Saarburg. Mike Matthias, Kreisbereitschaftsleiter des DRK, leitet den außergewöhnlichen Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte: „Wir begleiten die Bewohner vom alten ins neue Wohnheim.“ Unter den Senioren, die die Ehrenamtlichen begleiten, ist die 89-jährige Maria Bartz. Sie habe sehr viel Nippes in ihrem Koffer, sagt sie von sich. Porzellanpüppchen und etliche Erinnerungen an Urlaube. Für die Ehrenamtlichen ist das eine Herausforderung. Damit nichts verloren gehe, habe das DRK Zettel für jeden Bewohner dabei, auf denen alle persönlichen Habseligkeiten aufgelistet seien, sagt Matthias. Auch die Reihenfolge der Senioren stehe schon fest. Einen Umzug organisiere das DRK zum ersten Mal, sagt er: „Wir haben natürlich schon Evakuierungen gemacht, was ein ähnliches Prinzip hat, aber wo nicht so viele persönliche Sachen mitgeführt werden.“ Ziel sei es nun, die Bewohner glücklich ins neue Haus zu bringen.
Pflegedienstleiter Uwe Wellenberg sagt, dass er frohen Mutes in das neue Haus ziehe: „Wir haben ein Hausgemeinschaftskonzept, was wir früher nicht hatten.“ Auf den drei Stockwerken gebe es jetzt mehr Platz für die vielen Ideen der Mitarbeiter. In jeder Etage leben sechs Hausgemeinschaften mit jeweils 14 Bewohnern. Für jede gibt es nun einen großen Aufenthaltsraum mit großer Küche. Die Konstellationen der Mitbewohner und auch des zugeordneten Personals blieben erhalten.Dem alten Gebäude weine er keine Träne nach, aber nach 30 Jahren sei er schon ein bisschen wehmütig.
Isabell Voss, Leiterin der Station drei im Seniorenheim, sagt mit Blick auf den Umzug: „Es ist aufregend, es ist anstrengend, aber wir freuen uns sehr, es ist ein Neuanfang. Wir packen das!“ Durch die großen Küchen könnten die Bewohner jetzt viel mehr gemeinsam kochen und backen. Auch in den Aufenthaltsbereichen sei viel mehr Platz. Christina Wüstefeld sieht es ähnlich, aber sie weist auch auf die Sorgen und Ängste der Bewohner hin, die es vor dem Umzug gebe. Die meisten sind trotzdem zuversichtlich.
Unter ihnen ist Gertrud Deutsch. Sie will auf jeden Fall neben vielen Fotos aus ihrer Kindheit einen Schrank ins neue Haus mitnehmen, den sie von ihrer Mutter geerbt hat. Für solch große Möbel ist laut Anke Marzi, Landesgeschäftsführerin des DRK Rheinland-Pfalz, ein Umzugsunternehmen bei der Großaktion am Samstag dabei. Der DRK-Landesverband übernimmt die Trägerschaft des Hauses nach dem Einzug am 1. Juli. Für den 18. August ist noch eine offizielle Einweihungsfeier geplant. DIe Arbeiten im Park sollen ebenfalls noch dieses Jahr abgeschlossen werden (siehe Info).