Rituelle Gewalt öffentlich machen

Die Täter wollen Macht, die Opfer sind oft über Jahrzehnte traumatisiert. Rituelle Gewalt ist schwere Misshandlung, die oftmals systematisch organisiert ist. Der Frauennotruf Trier will mit der Tagung "Rituelle Gewalt: Vom Erkennen zum Handeln" am Freitag und Samstag, 6. und 7. November, im Ärztehaus informieren und Möglichkeiten zur Unterstützung erarbeiten.

Trier. (alp) 63 bekannte Fälle allein in Rheinland-Pfalz, und die Dunkelziffer ist hoch. Rituelle Gewalt ist ein größeres Problem als allgemein angenommen. Das zeigt sich deutlich beim Frauennotruf Trier. Dass sie kaum öffentlich ist, liegt daran, dass die meisten Opfer schweigen. Denn rituelle Gewalt sei eine schwere sexualisierte, physische und emotionale Misshandlung, die meist im Kinderalter beginne und häufig systematisch organisiert sei, informiert der Frauennotruf Trier. Die Gewaltausübung sei in der Regel mit Symbolen oder Tätigkeiten, die den Anschein von Religiosität, Magie oder übernatürlicher Bedeutung haben, verbunden.

"Die Opfer sind schwer traumatisiert und können oft sehr lange nicht über das Geschehene sprechen", erklärt Bettina Mann vom Frauennotruf. Die Dunkelziffer der Betroffenen sei somit sehr hoch.

Der Grund: Kick nach der absoluten Macht



"Zum Glück gibt es aber auch Opfer, die sich melden", sagt Mann. Dies zeige auch eine in Rheinland-Pfalz durchgeführte Umfrage von 465 Therapeuten. Außerdem führe die Umfrage die aufgrund ritueller Gewalt begangenen Menschenopferungen auf. Das Ergebnis sei erschreckend: Mit 23 Opferungen sei die Zahl im Land am Höchsten. "Dies liegt vor allem an der Grenznähe, die Täter können hier schneller untertauchen", erklärt Annelie Wagner vom Qualitätszirkel.

Rituelle Gewalt gebe es also auch hier, "und in allen sozialen Schichten. Die Täterkreise sind durchsetzt von Polizisten und Anwälten", ergänzt Wagner. Der Hauptbeweggrund sei der Kick nach der absoluten Macht. Die Täter seien dabei fast immer Männer - die Opfer zu 99 Prozent Frauen. 30 Prozent davon bleiben ihr Leben lang Opfer, weitere 30 Prozent begehen Suizid. Nur eine kleine Minderheit schaffe mit therapeutischer Hilfe den Ausweg. Um dies mehr Opfern zu ermöglichen, müsse das Problem der rituellen Gewalt öffentlich werden.

Das ist das Ziel der Tagung "Rituelle Gewalt: Vom Erkennen zum Handeln" am Freitag und Samstag, 6. und 7. November, im Ärztehaus Trier, Balduinstraße 10. Gemeinsam mit Soziologen, Kriminalprofessoren und Autoren werden die Formen der rituellen Gewalt von allen Seiten beleuchtet. Noch sind Plätze frei.

Kontakt und Anmeldung: Frauennotruf Trier, Telefon 0651/49777.

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