Riveris und Region unter der wissenschaftlichen Lupe

RIVERIS. Fehlende Ausdehnungsflächen als Chance? Studierende der Uni Trier, die Riveris im Rahmen ihres Projekts "Wohnen und Leben in der Region Trier - Wohn(t)raum Riveris" beleuchten, kommen zu diesem zunächst widersprüchlich wirkenden Schluss.

An dem Projekt arbeiten zurzeit 16 Studierende des Fachs Geografie am Lehrstuhl Raumentwicklung und Landesplanung. Die Leitung hat der Stadtplaner Dipl-Ing. Christian Muschwitz. Untersucht wird die so genannte Wanderbewegung mit dem Trend "weg vom Oberzentrum - raus aufs Land" und die sich daraus ergebende Zersiedelung der Landschaft. Als die Projektgruppe per Internet nach einer ländlichen Gemeinde als Kooperationspartner suchte, erhielte sie umgehend Antwort von Ortsbürgermeister Hans Jakobs. Er erhofft sich von dem Projekt tiefere Erkenntnisse über Entwicklung und Zukunft seines rund 350 Einwohner zählenden Ortes. Im Bürgerhaus Riveris stellten die Studierenden und Projektleiter Muschwitz das bisherige Ergebnis der Arbeit vor. Eingeladen waren alle Einwohner des Ortes. Zunächst schien es, als sei das Interesse trotz mehrfacher Ankündigung gering - doch am Ende hatte sich doch noch eine größere Reihe Interessierter zum Zuhören und Mitdiskutieren eingefunden. Nach einer kurzen Einführung durch den Projektleiter führten die Studentinnen und Studenten die Zuhörer mit Hilfe eines selbst verfassten Dokumentationsprogramms an die Problematik heran. Zunächst wurde die Bevölkerungsentwicklung in der Region Trier von 1970 bis 2001 vorgestellt. Bis 1990 fiel die Kurve konstant - danach setzte ein relativ starker Aufwärtstrend ein, der voraussichtlich bis 2040 anhalten wird. Wanderbewegung führt zu ausufernden "Schlafdörfern"

Es entstanden Wachstumszentren (etwa Raum Bitburg) und Wachstums-Achsen (etwa entlang der A 1 Trier-Koblenz). Der am dichtesten besiedelte Landkreis in der Region ist inzwischen der Kreis Trier-Saarburg. Hinzu kommt das Phänomen der Wanderbewegung, von der besonders das direkte Umland des Oberzentrums Trier betroffen ist. Da aber der Wunsch nach dem "Haus im Grünen" ungebrochen scheint, wird die Zersiedelung weiter fortschreiten. Die Projektgruppe kommt sogar zu dem Schluss, dass sich die Situation in Zukunft noch weiter verschärft. Motto: Schlafen auf dem Lande - Arbeiten, Kaufen und Dienstleistungen beanspruchen in der Stadt. Die Folgen sind schon heute sichtbar: "Schlafdörfer" ohne Infrastruktur, Zerfall der gewachsenen Dorfgemeinschaften, Verödung des Dorflebens, Isolation. Eine erste Bestandsaufnahme von Riveris ergab, dass sich die Zukunftsaussichten dieses Ortes eher noch im "grünen Bereich" bewegen. Hilfreich ist die besondere Tallage, die ein maßloses Wachstum des Dorfes auf natürliche Weise verhindert. So bleiben die alten Ortsstrukturen im Wesentlichen erhalten, wenn auch die Wohnqualität durch die fehlende Infrastruktur geschmälert scheint. Riveris besitzt weder Schule noch Postagentur oder Geschäfte. Als möglichen Gegenpol stellte die Gruppe schon erprobte Maßnahmen vor - etwa den nicht Gewinn orientierten Nachbarschaftsladen zur Grundversorgung. In der anschließenden Diskussion überwog jedoch die Skepsis, ob so ein Laden in Riveris bestehen könnte - zumal sich auch die älteren Bewohner nach Waldrach orientieren. Abzuwarten bleibt die Auswertung einer Fragebogenaktion, bei der möglichst alle Dorfbewohner ihre eigene Wohnqualität einschätzen sollen.

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