Römische Kaiservilla wird wieder erlebbar

Keine bemüht herbeigezauberte "Römerstimmung", sondern behutsam angedeutete Vergangenheitsdarstellung kennzeichnet den immer deutlicher Gestalt annehmenden Versuch, einen winzigen Ausschnitt aus nahezu 1700 Jahren Geschichte sichtbar zu machen. Die Kaiservilla im Bereich der Nikolauskirche wird - in der Fantasie - wieder erlebbar.

 Deutlich sichtbar sind die durch rustikale Pflastersteine markierten Mauer-Linien der römischen Kaiservilla. Bürgermeister Winfried Manns (Bildmitte, mit ausgestrecktem Arm) erklärt dem zur „Inwertsetzung“ des Objekts versammelten Bauausschuss Einzelheiten des Objekts. Im Vordergrund (braunes Jackett) Planer Gerd Kintzinger). TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Deutlich sichtbar sind die durch rustikale Pflastersteine markierten Mauer-Linien der römischen Kaiservilla. Bürgermeister Winfried Manns (Bildmitte, mit ausgestrecktem Arm) erklärt dem zur „Inwertsetzung“ des Objekts versammelten Bauausschuss Einzelheiten des Objekts. Im Vordergrund (braunes Jackett) Planer Gerd Kintzinger). TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konz. Was Bauplaner und Bauherren beim Bau der Nikolauskirche von den Resten einer spätrömischen Villa übrig gelassen hatten und mittlerweile langsam unter wucherndem Buschwerk verschwunden war, ist allmählich wiedererstanden - nicht ausgegraben und als begehbare Ruine hergerichtet, sondern als in Form von Bodenmarkierungen sicht- und erfahrbares Bauwerk auf exponiertem Grund.Verzicht auf künstliche Patina

Rustikale Pflastersteine markieren wie eine überdimensionale Grundrisszeichnung ebenerdig die Verläufe der längst verschwundenen Wände. Statt der einst vorhanden gewesenen Zimmerböden füllt Erdreich die Flächen zwischen den virtuellen Wänden, so dass die Anlage mit einem einzigen Blick erfahrbar wird.Die fehlende dritte Dimension wird in der Art einer Bühnendekoration realisiert - nicht aus mit künstlicher Patina verkleidetem Steinwerk. Der Graacher Kunstschmied Gerhard Zimmer arbeitet an zwei stählernen Tor- oder Arkadenbögen, rund 7,50 Meter breit und ungefähr fünf Meter hoch. Gerd Kintzinger (Planungsbüro Stolz & Kintzinger, Trier) erklärte den Mitgliedern des Konzer Bauausschusses bei der offiziell "Inwertsetzung" genannten "amtlichen Zurkenntnisnahme" des Projekts den Sinn dieser eher ungewöhnlich-modernen Gestaltung des bis weit ins Moseltal hinunter sichtbaren Fassadenfragments: Merkpunkt wird illuminiert

Man wolle von fragwürdigen modernen Rekonstruktionen nur angenommener antiker "Vorbilder" abgesehen - in klarer Fortsetzung des Konzepts, die Kaiservilla als Fantasie anregende steinerne Grundrisszeichnung darstellen. Lediglich die flachen Stahlsäulen werden durch aufgesetzte stählerne Ornamente plastisch erfahrbar.Und dennoch wird hochmoderne Technik für wahrlich "aufsehenerregende" Sichtbarkeit des vorsätzlich nur nachempfundenen Fassadenfragments sorgen. Ein Stromversorger hat bereits zugesagt, den neuen Merkpunkt angemessen zu illuminieren.Die zwischen Nikolauskirche, Abhang und Friedhof gelegene, behutsam aus jahrhunderte-langem Tiefschlaf wiedererweckte römische Kaiservilla wird, laut Bürgermeister Winfried Manns, mit stilgerechter Beschilderung Touristen wie Einheimische zum Besuch einladend, Teil der von Perl nach Koblenz führenden "Straße der Römer" werden. Diese Beschilderung wird sicherlich auf jenen römischen Kaiser Valentinian I. hinweisen, der die Villa und die dazu gehörige Badeanlage um das Jahr 371, vielleicht auch wegen des die ganze Schönheit der Region darbietenden Blicks auf die Vereinigung von Mosel und Saar, als Sommerresidenz genutzt hat. Der Sprung in das "Jetzt" mag künftigen Besuchern allerdings den Blick auf die Mosel-Saar-Mündung nachhaltig verleiden. Zwischen Kaiservilla und Saar-Mosel-"Delta" zwängt sich, unübersehbar verkommen und weiter verkommend, der Hauptbahnhof Konz.

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