Hilfe Schreinern in Ruanda auf Augenhöhe
SAARBURG/KIGALI · Ein internationales Austausch-Programm wird Preisträger von „Mein gutes Beispiel 2019“ der Bertelsmann-Stiftung und weiteren Partnern. Der Verein leistet demnach indirekt auch einen Beitrag zur Bekämpfung von Fluchtursachen.
Eine Reise ins Partnerland von Rheinland-Pfalz, Ruanda, kann Menschen verändern. Besonders, wenn sie Auszubildende im Schreinerhandwerk sind, und vom Saarburger Verein Handwerk hilft zu Altersgenossen in eine Ausbildungswerkstatt in die Hauptstadt Kigali geschickt werden.
Der Verein, der das seit seiner Gründung 2013 für 45 Nachwuchshandwerker ermöglichte, ist von der Bertelsmann-Stiftung, gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, dem Verband Die Jungen Unternehmer und dem Reinhard-Mohn-Institut für dieses Engagement mit dem Preis „Mein gutes Beispiel 2019“ ausgezeichnet worden.
„Zweimal im Jahr fahren wir mit Azubis für eine Woche runter“, erklärt Vorsitzender Peter Böhm. Die Idee zu diesem Verein sei im Vorstand der Schreinerinnung Trier-Saarburg entwickelt worden. Als Partner konnte der Salesianer-Orden Don Boscos gewonnen werden, die im Stadtteil Catenga der ruandischen Hauptstadt Kigali ein Ausbildungszentrum unterhalten. Der bislang größte Erfolg war die Neuausstattung der Schreinerwerkstatt mit modernen Maschinen.
„Die Maschinen, die dort zuvor benutzt wurden, waren zwar auch gut, aber schon sehr alt“, begründet Böhm den Austausch der kompletten Werkstatt, die aus verschiedenen Töpfen, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bis zu Spenden von Lieferanten, Schreinereibetrieben und Maschinenhändlern finanziert wurde. Auch die Nikolaus-Koch-Stiftung unterstützte das Vorhaben.
Von Anfang an dabei ist Alex Hoffmann, erst als Auszubildender und heute als Schriftführer im Vereinsvorstand. „Die Begegnungen mit den ruandischen Auszubildenden ist immer eine Bereicherung, denn wir begegnen den Leuten auf Augenhöhe“, ist seine Erfahrung. Zu sehen, dass die Wirklichkeit auch anders aussehen kann, und zwar kulturell wie fachlich, müsse erst einmal verkraftet werden. Es sei ein Augenöffner.
Gebaut werden Tische, Stühle, Bänke und Betten, was man eben braucht in den oft ärmlichen Behausungen, die zudem noch sehr eng sind. „Als wir einen Beistelltisch gebaut haben, wurden wir gefragt, wozu man den braucht“, erzählt Hoffmann.
Auch die Ausbilder werden fortgebildet und der Erfolg gibt der Initiative recht. „Die Leute aus der Werkstatt, die wir unterstützen, sind begehrte Fachkräfte auf Baustellen“, freut sich Vorsitzender Böhm. So leiste der Verein auch seinen Beitrag zur Bekämpfung von Fluchtursachen. Berufsausbildung kostet in Ruanda Geld. Viele können es sich nicht leisten, Handwerker zu werden. Ein wichtiger Import aus Deutschland ist die Unfallverhütung und der Arbeitsschutz.
Auch junge Frauen werden ausgebildet. „Frauen genießen in Ruanda ein hohes Ansehen“, weiß Hoffmann, denn sie mussten nach dem schrecklichen Völkermord vor 25 Jahren oft ihre Familien alleine durchbringen.
Freizeitaktivitäten mit Sport, Musik und Tanz seien immer im Programm. Für Peter Böhm ist wichtig: „Es sind immer tiefe menschliche Begegnungen.“ Beim nächsten Besuch werden auch Auszubildende anderer Handwerke, wie Maurer, Elektriker oder Landschaftsgärtner mit dabei sein.
Auf der Homepage www.handwerk-hilft.de wird detailliert über die Arbeit in Ruanda informiert. Der Vorsitzende Peter Böhm ist unter Telefon: 06581/99108 oder per Mail boehm@handwerk-hilft.de zu erreichen.
Ein Video mit dem Titel Preisträger INFORM, Handwerk hilft ist auch auf Youtube zu sehen. Mehr zum Wettbewerb steht auf www.mein-gutes-Beispiel.de
