Rückkehr an den Ort des Grauens

Erstmals sind zwei ehemalige polnische Gefangene an den Ort zurückgekehrt, der für die schlimmsten Erlebnisse ihres Lebens steht: Das KZ Hinzert. Edward Korbut (84) und Zdzistaw Oberbek (83) helfen auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung das Geschehen von damals noch genauer zu erforschen.

 Stilles Gedenken: Zdzistaw Oberbek, Beate Welter, Edward Korbut, Dieter Schiffmann und Piotr Piotrowski (von links) legten am Mahnmal gemeinsam einen Kranz nieder. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Stilles Gedenken: Zdzistaw Oberbek, Beate Welter, Edward Korbut, Dieter Schiffmann und Piotr Piotrowski (von links) legten am Mahnmal gemeinsam einen Kranz nieder. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Hinzert-Pölert. (doth) Das Bild dessen wird immer klarer, was in den Jahren der Naziherrschaft im Konzentrationslager Hinzert passierte. Helfen können dabei die noch wenigen Zeitzeugen wie Zdzistaw Oberbek und Edward Korbut, deren Berichte als Filme in die Präsentation des Dokumentationszentrums mit eingebaut werden.

Neonazis findet er "einfach nur dämlich"



Ausfindig machen konnte sie der in Polen lebende Dolmetscher Jan Obermeier. Mit-Hilfe der Stiftung für deutsch- polnische Aussöhnung wurden 30 ehemalige polnische Häftlinge angeschrieben. Zwei kamen nach Hinzert.

Gemeinsam wurde ein Kranz niedergelegt. Der Stellvertreter des Generalkonsuls, Piotr Piotrowski, mahnte: "Dies ist nicht ein Ort des Vergessens, sondern ein Ort der Mahnung."

Für Edward Korbut, der heute in Krakòw lebt und von Juni 1943 bis November 1944 im Lager gefangen gehalten wurde, ist die Vergangenheit abgeschlossen, obwohl er am Mahnmal mit den Tränen kämpfte. Seine Botschaft: "Alle Völker müssen die Vergangenheit abstreifen und sich versöhnen." Während Korbut "germanisiert" werden sollte, wurde Oberbek als Dolmetscher Spionage für die Briten vorgeworfen, wofür er von November 1944 bis Februar 1945 eingesperrt war. Heute lebt er in Pabianice. "Das Lager ist vernichtet. Diese Gedenkstätte gefällt mir", freut er sich.

Sein Bild der Deutschen war und sei bis heute das von Bach, Beethoven, Goethe, Schiller und vielen Wissenschaftlern, denen die Welt viel zu verdanken hat. Neonazis findet er "einfach nur dämlich." Er wolle ein Buch schreiben, damit die junge Generation jedes Detail aus dem Lager Hinzert erfährt.

Für die Leiterin der Gedenkstätte, Beate Welter, sind solche Zeitzeugen ein Glücksfall: "So verschwinden die letzten weißen Flecken in der Geschichte des Lagers".

"Die Ehrengäste lernen auch noch mehr kennen, als nur die Gedenkstätte", ergänzt der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Dieter Schiffmann. Das fünftägige Programm umfasst unter anderem einen Gottesdienst im Trierer Dom, einen Ausflug an die Mosel und in die Wallfahrtskirche mit Klosterbibliothek in Klausen. noj/dr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort