Rückkehr einer Legende

Wer in den Siebzigern in Konz großgeworden ist, der kam an "Deep Water" nicht vorbei. Von 1969 bis 1984 brachte die Rock- und Soul-Band das Flair der großen weiten Musikwelt in die gute alte Beethovenhalle, begeisterte eine ganze Generation. Heute Abend gibt es ein Revival.

 „Deep Water“ in der Revival-Besetzung mit (von links) Werner Klahr, Erich Fahl, Bernd Fischer, Willi Thein, Mil Garofalo und Dieter Wollmann.TV-Foto: Dieter Lintz

„Deep Water“ in der Revival-Besetzung mit (von links) Werner Klahr, Erich Fahl, Bernd Fischer, Willi Thein, Mil Garofalo und Dieter Wollmann.TV-Foto: Dieter Lintz

Konz. (DiL)"Deep Water" war mehr als eine Band - es war eine Art von Jugendkultur. Weihnachten, Ostern, Heimatfest: Jahr für Jahr verwandelte sich die Beethovenhalle, auf deren Fundamenten heute die Beethoven-Galerie steht, an solchen Feiertagen in eine Party-Meile mit 500 singenden, tanzenden, knutschenden Fans. Und stets spielte dort die gleiche Gruppe: "Deep Water", gegründet von Konzer Jungs, benannt nach einem 1969 populären Titel einer Combo namens "Grapefruit".Musikalisch drehte sich vieles um Keyboarder Erich Fahl, der als Nesthäkchen in den Gründerjahren noch nicht einmal volljährig war. Markanteste Figur auf der Bühne war der Sänger Bernd Fischer, dessen geschmeidige Soul-Stimme das Image der Band ebenso prägte wie seine Rolle als "Womanizer" im Scheinwerferlicht.

Es ist sicher kein Zufall, dass gerade Fahl und Fischer in der Formation stehen, die sich seit Wochen im Probenraum auf das Revival-Konzert am heutigen Samstag vorbereitet. Fischer ist inzwischen 60, wirkt aber drahtig wie eh und je. Den Bass zupft wie in vielen "Deep-Water"-Jahren der akribische Werner "Tilly" Klahr, aus der wechselhaften Reihe der Gitarristen und Schlagzeuger kommen mit Mil Garofalo und Willi Thein zwei der profiliertesten. Dazu gesellt sich Dieter Wollmann von der Bläser-Sektion. Im Übungs-Keller ballen sich die Erinnerungen. Zum Beispiel an die erste eigene Single, ein Riesen-Projekt in einer Zeit, da es noch keine Reißbrett-Produktion am Computer gab. "Love Train" entstand in einem Trierer Tonstudio, das sich bis dahin nur an der Aufnahme von Kirchenchören versucht hatte.

Oder an Highlights wie die Konzerte mit "Golden Earring" und den "Cats". An zahllose Auftritte in den Clubs der amerikanischen Streitkräfte in ganz Südwestdeutschland, für eine damals durchaus ansehnliche Einheits-Gage von 600 Dollar.

Konz als Mittelpunkt der regionalen Rock-Szene



Da habe man sich "manchmal geschämt", lästert Erich Fahl, angesichts der hochkarätigen Konkurrenz aus Spitzen-US-Bands, mit denen man im gleichen Programm spielte. Dabei gibt es auch rückblickend keinen Grund, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen. "Deep Water" erweiterte sein Repertoire um Rock-Klassiker bis hin zu Pink Floyd, prägte den Musikgeschmack vieler junger Konzer. Und mit ihren Publikums-Erfolgen lieferten sie dem damaligen Hallenbetreiber Edmund Schmidt-Lieblang die Grundlage, Konz für fast ein Jahrzehnt zum Mittelpunkt der regionalen Rock-Szene zu machen. Die Scorpions (doch, wirklich, genau die!) gingen hier "in trance", Uriah Heep rockte die Saar-Mosel-Stadt, die komplette Krautrock-Szene gab ihre Visitenkarte ab.

Doch den Sprung in den Profi-Bereich wagten die "Deep Water"-Musiker nie, jeder hatte einen soliden Brotberuf. Als man sich 1984 wegen "Ermüdungserscheinungen" (Tilly Klahr) auflöste, entsprossen der produktiven Band etliche Nachfolge-Projekte. Fahl, Klahr und Thein gründeten die legendären "Reminders", Fischer feierte mit "Maracaibo" Erfolge, Garofalo spielt bis heute in einer Reihe Luxemburger Bands.

Dass man 40 Jahre nach der Gründung erneut zusammenkommt, hat nichts mit der üblichen Revival-Motivation zu tun, noch einmal ordentlich abzusahnen. Erich Fahl (55), seit Jahren ein Dreh- und Angelpunkt der Konzer Musikszene, hat sich zum 30. Geburtstag seines Freizeit- und Sportcenters den Herzenswunsch erfüllt, "seine" Formationen für einen Abend zusammenzuholen. So treten am heutigen Samstag ab 20 Uhr im Freizeit-Treff Fahl neben "Deep Water" auch die "Reminders" und die aktuelle "Unplugged Gang" auf, flankiert von weiteren Gästen.

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