Ruhe für den Kammerforst

Saarburg · Etliche Autofahrer benutzen Wege im Kammerforst, obwohl das verboten ist. Statt die Straßen komplett zu sperren, will das Forstamt die Strecken für 10 000 Euro verkehrsberuhigen. Saarburg und Serrig beteiligen sich mit insgesamt 5000 Euro.

Saarburg. Der Kammerforst ist das Naherholungsgebiet für viele Saarburger und Bewohner der Nachbarorte. Die Menschen machen Ausflüge dorthin, führen ihre Hunde aus oder treffen sich zum Sport. Doch das Idyll wird immer wieder jäh gestört - von Autofahrern, welche die Forststraße benutzen und ordentlich Gas geben. Das ist die Einschätzung des Forstamtes, das ein Ruhekonzept erstellt hat. Damit sollen zwei zentrale Routen im Wald verkehrsberuhigt werden. Ein Teil der Arbeiten ist bereits abgeschlossen.
Sportler wollen Taten sehen: "Es ist Zeit, dass etwas passiert", sagt Elisabeth Pütz aus Saarburg, die sich mit Bekannten regelmäßig zum Nordic Walking im Wald trifft. "Manchmal rasen hier Autos mit unglaublicher Geschwindigkeit an uns vorbei." Zustimmung kommt von den Gruppenmitgliedern.
Auch Helmut Lieser, Leiter des Saarburger Forstamts, sieht ein Problem. "Viele nutzen den Wald als Erholungsgebiet. Deswegen müssen wir etwas gegen den Autoverkehr machen. Ein schwerer Unfall wäre katastrophal", sagt Lieser. Durchschnittlich 200 Fahrzeuge pro Tag seien bei einer Zählung der Stadt auf der Königstraße registriert worden. Gefahr drohe auch Kindern der Kita St. Laurentius, die im Wald einen alten Bauwagen als Ziel für Exkursionen ansteuern.
Strecken dienen als Abkürzung: Die Pegelschneise und die Königstraße, die den Kammerforst kreuzen, sind zwei beliebte Strecken, um etwa zum Hofgut Serrig zu kommen - obwohl das verboten ist. Denn beide Routen sind nach Auskunft von Lieser Forstwege und für private Autos tabu. Einzig land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge, Rettungsmannschaften und Polizei dürfen passieren. Besucher des Hofguts müssten über Serrig fahren. "Wir sind für die Wege verantwortlich. Sie mit einer Schranke zu sperren, ist aber sinnlos", sagt Lieser. In der Vergangenheit seien Schranken öfters mutwillig zerstört worden, um freie Bahn zu bekommen. Nun will Lieser "die Autofahrer vergrämen".
Forstamt will handeln: Die Pegelschneise hat im Anfangs- und Endabschnitt groben Schotter als Belag bekommen. Er soll die Autofahrer abschrecken. Auch neue Verbotsschilder warnen.
Zusätzlich sind Asphaltwellen auf der Königstraße geplant. "Den Bau der Schwellen haben wir zunächst aufgeschoben, um zu prüfen, wie sich der Verkehr entwickelt", sagt Helmut Steuer, beim Forstamt zuständig für Walderlebnis und Erholung. Derzeit dürften Autos ausnahmsweise auf einem Abschnitt der Königstraße fahren, weil sie Teil einer Umleitung ist: Im Bereich des Neubaugebiets sind Straßenarbeiten zu erledigen.
Insgesamt soll die Verkehrsberuhigung 10 000 Euro kosten. 5000 Euro übernimmt das Forstamt, jeweils 2500 Euro übernehmen Stadt Saarburg und Ortsgemeinde Serrig. "Die Stadt hat ein Interesse daran, dass die Wege nicht gesperrt werden", sagt Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. Einrichtungen wie etwa der Barfußpfad müssten gut erreichbar bleiben. Der Bauausschuss des Saarburger Stadtrates hat die Beteiligung abgenickt.
Eckbert Adam, Ortsbürgermeister von Serrig, erinnert an die frühere Bedeutung der Wege. "Vor dem Saarausbau war die Strecke durch den Wald bei Hochwasser die Verbindung zwischen Serrig und Saarburg. Sie ist fest im Kopf der Leute", sagt Adam. Außerdem sei das neue Stadion so am besten zu erreichen.
Michael Köbler, Leiter des Hofguts Serrig, kennt beide Seiten. "Besucher und Kunden unseres Hofladens erreichen das Gut per Auto durch den Wald. Es kommen aber außerdem viele Wanderer und Radfahrer", sagt Köbler. Mit der Verkehrsberuhigung könne er leben. Er sagt aber auch: "Nach Auswertung der Zählung führe ich etwa ein Drittel des Verkehrs auf das Hofgut zurück. Wir sind also nicht alleiniger Verursacher."Meinung

Kompromiss mit Geschmäckle
Das Forstamt will mit Unterstützung der Stadt Saarburg und der Ortsgemeinde Serrig zwei beliebte Waldstraßen im Kammerforst verkehrsberuhigen, statt sie komplett zu sperren. Es ist ein Kompromiss mit Geschmäckle. Etliche Menschen in Saarburg und Umgebung haben ein Interesse daran, dass Königstraße und Pegelschneise passierbar bleiben. Sei es, um zum Hofgut zu kommen oder um bequem die Ausflugsziele im Wald zu erreichen. Deswegen beteiligen sich Saarburg und Serrig mit insgesamt 5000 Euro an den Baukosten. Alles gut also? Auch wenn das Problem scheinbar gelöst wird: Es bleibt ein fader Nachgeschmack. Denn es ist nun einmal verboten, Forststraßen für Privatzwecke zu benutzen. Daran ändern auch Schotter und Bodenwellen nichts. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Autofahrer verhalten. Werden sie weiter als Gefahr wahrgenommen, müssen die Straßen doch noch dichtgemacht werden. t.thieme@volksfreund.deExtra

Für das Forstamt ist die Verkehrsberuhigung ein wichtiger Beitrag zum Projekt Naherholungswald Kammerforst. Daran sind neben dem Forstamt auch die Stadt Saarburg, die Verbandsgemeinde Saarburg, Bundesforsten, das Hofgut Serrig und das Schloss Saarstein beteiligt. Der Wald soll für die Naherholung attraktiver werden. In den vergangenen Jahren sind wichtige Ausflugsziele errichtet oder umgestaltet worden. Dazu zählen der Salzbrunnen, das Wassertretbecken, der Barfußpfad oder der Witzelstein. thie

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