Ruhelos durch den Rudemswald

KLÜSSERATH. Bei unserem jüngstem TV-Bilderrätsel war das Rudemsmännchen von Klüsserath zu erraten – das in Stein gemeißelte Abbild einer Sagengestalt.

"Wir treffen uns am Rudemsmännchen" heißt es häufig in Klüsserath, wenn Wandergruppen einen Ausflug in die Umgebung planen. Hinter der Statue des Rudemsmännchens, das an der Salmstraße am Klüsserather Ortsrand steht, beginnt auch schon der Wald, in dem die Sagengestalt hausen soll. Um ihre Geschichte zu bewahren, hat ihr die Ortsgemeinde vor etwa 20 Jahren das Standbild errichten lassen. Das war recht großzügig von den Klüsserathern, schließlich soll es sich bei der Gestalt um einen aus Thörnich gehandelt haben - genauer gesagt um den Bürgermeister des Nachbarortes, um den sich folgende Geschichte rankt: Vor langer Zeit gerieten Klüsserath und Thörnich über die Frage in Streit, welche Gemeinde die Eigentümerin des bei Klüsserath gelegenen Rudemswaldes sei. Um den Streit zu schlichten, wurde ein Schiedsgericht eingesetzt. Der gewitzte Bürgermeister wurde verdammt

Bei der Verhandlung, die direkt im Rudemswald stattfand, wollte der Thörnicher Bürgermeister besonders gewitzt sein: Er füllte sich die Schuhe mit Thörnicher Erde und versteckte unter seinem Hut einen Schöpflöffel. So trat er im Wald vor das Schiedsgericht und leistete folgenden Eid: "Ich schwöre unter meinem Schöpfer, dass ich mit den Füssen auf Thörnicher Boden stehe." Dies überzeugte das Gericht dermaßen, dass es den Wald der Gemeinde Thörnich zusprach. Den gewitzten Bürgermeister traf jedoch die Strafe seines wahren Schöpfers: Der Mann wurde dazu verdammt, auf ewig als ruheloser Geist durch den Rudemswald zu streifen. Und so spukt das Rudemsmännchen auch heute noch durchs Gehölz. Besonders nach langen Weinfestabenden kann es vorkommen, dass heimkehrende Gäste seine Gestalt am Waldesrand erkennen....

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