Gelungener Konzertabend in Saarburg Rumba, Blues und finnischer Tango begeistern Festivalgäste in der Glockengießerei
Saarburg · Ein langer Abend mit viel ergreifender und stimmungsvoller Musik hat das Publikum beim Festival „Just Great Music“ in der Saarburger Kulturgießerei erfreut.
Wenn die Chefin in der hintersten Reihe sitzt und begeistert mitklatscht, ist davon auszugehen, dass es ein erfolgreicher Abend war. Anette Barth strahlt – und das zu Recht. Über fünf Stunden, drei davon prall mit begeisternder Musik gefüllt, liegen hinter ihr und den rund 100 Zuschauern.
Coronabedingt war nicht mehr möglich, die charmante alte Gießhalle der ehemaligen Glockengießerei Mabilon am Saarburger Staden ist aber gut belüftet und desinfiziert, die Abstände und Maskenpflicht werden beachtet und das Platzmanagement von Marco Zimmer klappt perfekt. Gute und sichere Voraussetzungen also für ein Konzert im Dreierpack. Jeweils eine Stunde spielen die Bands, dazwischen gibt es ausgiebig Zeit, um an der Bar einen Sekt zu trinken oder im Café einen Burger mit Pulled-Pork zu essen.
Zum Auftakt um 17 Uhr macht Gramophoniacs den Eisbrecher. Die sind den Besuchern des victorianischen Weihnachtsmarktes an gleicher Stelle gut bekannt, da sorgten sie schon für die musikalische Untermalung. Die Formation der fünf jungen Herren ist aus der Landes-Schüler-Bigband des Saarlandes hervorgegangen. Seit fast fünf Jahren spielen sie nun wunderbar analogen Swing miteinander. Die Klassiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts klingen live und in Farbe so gut wie wohl in jedem New Yorker Nachtclub der Zeit. Mal im Bigband-Sound, bläserbetont, mal leise und zart. „Minnie the Moocher“ von Cab Calloway oder „Underground“ (Pokey LaFarge) von ihrer neuen CD „Underground Swingtapes“ gehen den Zuschauern durch das Herz direkt in die Beine, ein toller Auftakt des „Just Great Music“-Festivals.
Dann folgt Satumaa mit Frontmann Marti Welp, der den – finnischen – Tango im Blut hat. Die Finnen haben nämlich den Tango erfunden, zumindest den finnischen. Man muss allerdings kein Finnisch können, um die Einsamkeit, die Verlassenheit zu verstehen, die diese Musik aus dem weiten nordischen Land prägt.
Der Bass gibt den Takt, die Violine erzählt die Geschichte, das Klavier malt die Bilder, und Marti singt. Ergreifend. Aber eben manchmal auch durchaus humorig, voller Selbstironie. Es geht um Liebe, die schiefgeht, Sehnsüchte und natürlich um Alkohol. Trinken ist wohl Nationalsport in Finnland, ebenso wie der Saunagang. Wunderbar musiziert ist das, eindringlich, und vor allen brilliert Christian Runge an der Violine. Das Publikum wippt und schnippt, leider herrscht Tanzverbot.
Die Nacht gehört dann ab 21 Uhr Boogielicious featuring Ralph Brauner und Martin Fetzer. Schon seit vielen Jahren und rund einem Dutzend Konzerten sind sie dem Haus freundschaftlich verbunden, auch diesmal begeistern sie treue Fans wie auch Neulinge. Schwarz, tiefschwarz ist der Blues, den die Männer im Blut haben. Ralph Brauner bearbeitet die Gitarre meisterhaft, und die Blues Harmonica von Martin Fetzer geht bis ins Mark. Eeko Rijken Rapp ist der Mastermind am Keybord und David Herzel der an den Drums, wenn es sein muss auch mit bloßen Händen. Spät am Abend vereint „Early in the Morning“ Blues und Rumba-Rhythmen. Das ist hinreißend, genauso wie Boogie Woogie und Gipsy-Jazz.
Großer Applaus für alle Künstler und eine glückliche Veranstalterin nach einem langen Tag sind das Ergebnis.