Rund zwei Stunden im Notquartier

KORDEL. Bombenalarm in Kordel: "Im Städtchen", das ist eine Straße nahe der Ortsmitte, wurde am Mittwoch gegen 17 Uhr bei Ausschachtungsarbeiten im Garten eines Anwesens eine amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden (der Trierische Volksfreund berichtete).

Bis zur Entschärfung des fünf Zentner schweren Blindgängers gegen 22 Uhr waren umfassende Evakuierungsmaßnahmen erforderlich.Unmittelbar neben der Türe zum Garten hatte das Kriegsrelikt in etwa einem Meter Tiefe länger als ein halbes Jahrhundert unbemerkt gelegen. Als ein Graben für eine Wasserleitung gezogen wurde, trat das brisante Kriegsgerät zu Tage. Ortsbürgermeister Medard Roth veranlasste sofort alle für den Katastrophenfall erforderlichen Maßnahmen:Sprengmeister: "Keine akute Gefahr"

Gegen 17.30 Uhr treffen vier Experten vom Kampfmittelräumdienst aus Naurath/Eifel in Kordel ein. Die Polizei sichert den Fundort im engeren Bereich ab. Die Bombe wird freigelegt. Sprengmeister Kurt Mazzucco zufolge besteht keine akute Gefahr.Zur Entschärfung bedarf es weitgehender Sicherheitsmaßnahmen. Diese beschließt der im Bürgerhaus tagende Krisenstab mit Ortsbürgermeister Medard Roth, Bürgermeister Wolfgang Reiland, Polizei-Einsatzleiter Lichter, VG-Wehrleiter Peter Heinz, Wehrführer Günter Plorin, dem Notfallmanager der Bahn, Vertretern des Bundesgrenzschutzes, des DRK und des MHD. Im Umkreis von 200 Metern müssen rund 500 Bürger evakuiert werden.Inzwischen sind das DRK Ehrang und Schweich sowie der MHD Welschbillig und Föhren mit 17 Fahrzeugen eingetroffen. 19.30 Uhr: Die Polizei hat Kordel komplett abgesperrt. Wer aus welchem Grunde auch immer in den Ort will, erlebt eine unangenehme Überraschung. Selbst Leute, die es nur wenige Meter bis zum Haus oder zur Wohnung haben, kommen nicht mehr hin.19.40 Uhr: Die Evakuierung beginnt. Feuerwehr und DRK durchkämmen den gesamten zur Gefahrenzone erklärten Bereich. Jedes Haus wird überprüft und zum Zeichen, dass sich niemand mehr darin aufhält, mit einem Klebestreifen versehen. Einige wenige Bürger lehnen die Evakuierung ab. Die Polizei schreitet ein. "Wir haben sie alle überreden können", so ein Polizeibeamter, "ansonsten wären Zwangsmaßnahmen nicht zu vermeiden gewesen."Die meisten Evakuierten finden in der Turnhalle Zuflucht. Etwa zehn ältere Bürger, bei denen es eventuell zu gesundheitlichen Komplikationen kommen könnte, werden wegen besserer Transportmöglichkeiten zum Ehranger Krankenhaus im Schützenhaus untergebracht.Etwa zwei Stunden dauert die Evakuierung. Unterdessen gestatten die Sprengstoffexperten dem Presse-Mann der Feuerwehr und dem TV- Mitarbeiter, Aufnahmen von der Bombe zu machen.Ganz allein, nur zwei Meter entfernt von dem noch nicht entschärften Ungeheuer - ein mulmiges Gefühl. "Wenn das Biest Ärger macht, kannst du dir den Rest der Vorstellung als Engelchen von Wolke sieben aus ansehen", geht es durch den Kopf. Klick, klick, klick - schnell drei Fotos - und weg.Analayse: "Schwierigkeiten kaum zu erwarten"

Völlig unbeeindruckt zeigt sich Sprengmeister Mazzucco. "Die Bombe ist nicht deformiert. Schwierigkeiten sind kaum zu erwarten", analysiert er sachlich.21.30 Uhr: Die Evakuierung ist abgeschlossen. Auch der Bahnbetrieb wurde eingestellt. Der gefährliche Job der Sprengstoffexperten beginnt. Nach knapp einer halben Stunde ist alles erledigt. Entwarnung. Kurt Mazzucco hatte Recht behalten.Aufatmen in Kordel, vor allem in den Notunterkünften. Die Bürgermeister Roth und Reiland hatten sich während der kritischen Phase dort umgesehen. Bei den Betroffenen herrschte Verständnis, und es gab Lob für die zügig eingeleiteten Maßnahmen."Anders ging es ja wohl nicht", bringt Silke Maier die allgemeine Ansicht auf den Punkt. Obwohl Baby Jason und die kleine Shantal schon schliefen, hatte sie ihre Sachen gepackt und erwartete im Notquartier das Ende des Alarms.

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