Runder Heuballen statt spitze Grashalme

Zerf · Was passiert mit der Skulptur "Kleines Rasenstück", das aus Sicherheitsgründen auf dem Zerfer Kreisel abgebaut wurde? Der Gemeinderat hat die Frage am Donnerstag noch nicht beantwortet. Es stehen nun aber zwei Alternativen zur Debatte: Das Kunstwerk wird entweder verkauft oder es verwandelt sich. Bei dieser Idee spielt ein runder "Heuballen" die Hauptrolle.

Zerf. Die einzige Zierde, die der Zerfer Verkehrskreisel derzeit aufweist, ist das Werk eines unbekannten Witzbolds. Er hat in der Mitte der ansonsten öden Steinwüste einen Blumentopf mit zwei Plastiksonnenblumen drapiert. Es wirkt wie eine kleine Reminiszenz an das Kunstwerk, das bis vor zwei Monaten dort stand: das "Kleine Rasenstück". Die Skulptur, die aus 130 teils spitz zulaufenden Metallrohren bestand und Grashalme sowie Blumen darstellte, wurde Mitte September aus Sicherheitsgründen abgebaut. Vorangegangen war eine vor allem in Internetforen losgetretene Protestlawine von Motorradfahrern aus ganz Deutschland, die das 25 000 Euro teure Gebilde als lebensgefährlich bezeichneten (der TV berichtete mehrfach).
Seitdem fristet das Kunstwerk, das im Besitz der Gemeinde Zerf ist, sein Dasein in einer Lagerhalle. Doch was soll mit der Skulptur geschehen? Eins stellte Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger (SPD) klar, als sich am Donnerstag der Rat mit dieser Frage beschäftigte. "Wir werden es in seiner jetzigen Form nicht an anderer Stelle in Zerf wieder aufbauen."
Sehr wohl möglich ist hingegen, dass das Kunstwerk verkauft wird. Laut Rommelfanger liegt das Angebot eines privaten Sammlers vor, der dafür 16 000 Euro bezahlen will. Außerdem habe eine Kulturstiftung Interesse daran gezeigt, jedoch noch keine konkrete Summe genannt.
In der Ratssitzung wurde aber noch eine andere Alternative ins Spiel gebracht - und zwar von Klaus Maßem. Der Schillinger Künstler hat zusammen mit seinem Zerfer Kollegen Werner Müller das "Kleine Rasenstück" geschaffen. "Die Vorwürfe waren teilweise unmöglich. Aber wir wollen uns nicht als beleidigte Leberwürste hinstellen, sondern müssen mit Humor darauf reagieren", sagte Maßem und stellte dann die Idee der beiden Künstler vor. "Wir wollen die Skulptur transformieren. Wenn man auf einer Wiese Gras mäht, wird daraus Heu."
Umgestaltung ohne Zusatzkosten


Also wollen die Künstler etwa 80 der 130 Metallrohre so verbiegen, dass sie daraus einen rund drei Meter hohen Rundballen formen, der auf der Kreiselmitte verankert wird. "Alle Spitzen würden dann nach innen zeigen, und die Skulptur wäre etwa zwölf Meter vom Fahrbahnrand entfernt", warb Maßem für seine Idee. Er und Müller seien dazu bereit, dieses neue Kunstwerk kostenlos aufzustellen, wenn ihnen die Gemeinde im Gegenzug die 50 Metallrohre überlässt, die besonders anspruchsvoll als Blumen gestaltet wurden. Dafür würden die Künstler dann selbst Käufer suchen.
Mehrere Ratsmitglieder nahmen Maßems Vorschlag wohlwollend auf. "Ich finde es gut, wenn wir mit Ironie auf diese ganze Geschichte antworten", so Karsten Jung (Freie Bürgerliste). Ähnlich äußerte sich Walter Kesseler (Bürgerunion offene Kommunalpolitik). Leobert Bodem (CDU) meinte: "Der Gedanke ist nachvollziehbar."
Allerdings war sich der Rat einig, dass die Gemeinde über die schon gezahlten 25 000 Euro kein Geld für ein neues Kreiselkunstwerk ausgeben will. An dreas Annen (SPD) plädierte sogar dafür, das 16 000-Euro-Angebot des Privatsammlers anzunehmen. "Dann hätten wir nur 9000 Euro Miese gemacht."
Allerdings einigte sich der Rat letztlich darauf, auch dem Vorschlag von Maßem eine Chance zu geben. Allerdings muss dafür eine wichtige Voraussetzung erfüllt sein. "Als ersten Schritt müssen wir uns erst einmal mit den Fachbehörden abstimmen und klären, ob es bei dieser Idee Sicherheitsbedenken gibt", betonte Rommelfanger.
Dabei wollen die Zerfer nicht nur die Meinung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier und der Polizei hören, sondern beispielsweise auch den ADAC einbinden. Erst nach diesen Gesprächen könne der Rat, so Rommelfanger, in einer der nächsten Sitzungen darüber entscheiden, ob man sich zur Verwandlung oder doch zum Verkauf des Kunstwerks entschließt.Meinung

Origineller Vorschlag
Keine Frage: Es ist verständlich, dass den Zerfer Politikern die massive Kritik an ihrem Kreiselkunstwerk sehr an die Nieren gegangen ist. Das hat vor allem mit den teils verletzenden Kommentaren zu tun, zu denen sich einige Biker - manchmal per Ferndiagnose aus Hunderten Kilometern Entfernung - berufen gefühlt haben. Man kann nun noch lange darüber streiten, ob die Skulptur überhaupt hätte aufgestellt werden dürfen. Fakt ist, dass die Experten im Nachhinein zu dem Schluss kamen, dass eine Gefahr nicht auszuschließen sei. Genau dieser Punkt ist entscheidend, wenn es um die Neugestaltung des Kreisels und die Frage geht, ob der durchaus originell klingende Vorschlag der Künstler Maßem und Müller verwirklicht werden soll. Natürlich kann man nun argumentieren, dass man den Kreisel einfach so lassen sollte, wie er ist. Aber: Warum soll man ausgerechnet den Zerfern Kreiselkunst verwehren? Andere Städte gönnen sich das auch, und dort regt sich darüber keiner auf. Dabei können sich etliche Gemeinden diesen Luxus weniger leisten als die Zerfer, die noch Rücklagen in ihrer Kasse haben und die Skulptur ja schon bezahlt haben. a.munsteiner@volksfreund.de

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