Saarburg entdeckt sein grünes Herz

Saarburg · Viele Grünflächen in Saarburg wirken ungepflegt. Doch das soll nicht so bleiben. Die Stadt verfolgt laut Bürgermeister Jürgen Dixius das Ziel, ein grünes Band, das sich durch die Kommune zieht, einzurichten. Jedoch sind an vielen Stellen zuvor Probleme zu lösen.

Saarburg entdeckt sein grünes Herz
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Saarburg. "Als eine besondere Zierde gereicht Saarburg der ehemalige Turnplatz am Tunnel. Hier unter den alten mächtigen Akazien, umrahmt von Tannen und Laubholz im Angesicht des alten Schlosses, hat der Kreis das herrliche Kriegerdenkmal aufgestellt. Die schönen, der Natur und Gartenkunst angepassten Anlagen geben dem Denkmal einen besonderen Reiz", schreibt Nikolaus Ritzler in seiner Geschichte der Burg und der Stadt Saarburg im Jahr 1912.
Von dieser Idylle einer "heiligen Weihe" ist mehr als 100 Jahre später kaum etwas zu sehen. Das Kriegerdenkmal für die 1870/71 "gefallenen Helden" ist nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen worden. Die Parkanlage zwischen Burgkreisel und der Sparkassenfiliale ist mit Häusern und Parkplätzen überbaut. Nur eine Gedenktafel für die deutsch-französische Freundschaft erinnert noch daran, dass dieser Platz einmal bessere Zeiten erlebt hat.
Auch der Landratsgarten am Aussichtsturm Belvedere war schon besser gepflegt. Der zinnenbekrönte Turm, den Landrat Pfeffer von Salomon 1895 anstelle des eingestürzten Burgmannenhauses Hirtzmann errichten ließ, ist nur über Umwege erreichbar. Eine Mauer im Garten ist mit einem Holzgerüst abgestützt, die Rosen drohen unter der Last ihrer Blüten abzuknicken, weil sie nicht abgestützt sind. Am Kautenturm unterhalb der Pfarrkirche St. Laurentius sieht es nicht besser aus.
Hier ist die Gartenanlage seit Monaten gesperrt, der Aussichtspunkt am südöstlichem Ende der früheren Stadtmauer nicht erreichbar. "Saarburg war mal eine Gartenstadt", sagt Christiane Beyer. Die Gästeführerin hatte sich mit dem Thema zum Weltgästeführertag im Februar intensiv beschäftigt und eine Tour dazu ausgearbeitet.
Naturgärten als Alternative


Sie bedauert, dass alte Privatgärten in Bauplätze umgewandelt werden und Grünflächen brachliegen. Sie glaubt, dass Naturgärten eine interessante Alternative wären und die heimische Fauna und Flora davon profitieren würden.
Ein Vorwurf, den der Stadtbürgermeister Jürgen Dixius zurückweist. "Die Grünflächen sind wichtig für die Stadt. Wir arbeiten daran, die Probleme zu lösen", sagt er im TV-Gespräch. Verfolgt werde nach wie vor der Plan, der vor sechs Jahren als Grundlage für die Bewerbung zur Landesgartenschau 2014 erarbeitet worden sei.
Ziel ist laut Dixius, dass sich Grünflächen von der ehemaligen Kaserne bis zum Neubaugebiet Berggarten-Walles hinziehen. Die Umsetzung sei jedoch nicht immer ganz einfach.
"Zum Teil führen wir intensive Gespräche mit Grundstückseigentümern, um Flächen zu erwerben. Zum Teil müssen wir erst bestimmte Bereiche sanieren, bevor wir uns wieder den Gärten zuwenden können. Zum Teil brauchen wir auch erst Sicherungskonzepte, bevor wir andere Bereiche wieder freigeben können", begründet Dixius die langsame Entwicklung vieler Areale.
So müssten etwa im früheren Landratsgarten erst Mauern gesichert werden, bevor man sich über die Gestaltung der Grünflächen Gedanken machen könne.
Neben dem Kautentürmchen drohten Bäume umzukippen, weil sie auf Schutt stünden, der - so mutmaßt der Verwaltungschef - während der Sanierung der Laurentiuskirche nach dem Zweiten Weltkrieg von der Hochebene ins Flusstal gekippt wurde.
Begrenzender Faktor


Jüngst wurde im Stadtteil Beurig ein Grünzug samt Fitnessparcours in der Cité Sud fertiggestellt. Als nächstes stehen der Klostergarten hinter der Kirche St. Marien sowie die Sanierung der angrenzenden Viehtränke an (siehe Extra).
Beim Thema Grünflächen gibt es laut Dixius allerdings einen begrenzenden Faktor: "Der städtische Bauhof ist heute schon ausgelastet. Deswegen wäre es schön, wenn Bürger sich zusammenschließen und einen Teil der Grünflächenpflege übernehmen würden."
Meinung

Gemeinsam gärtnern
Garten- und Parkanlagen sind nicht nur schön anzuschauen. Sie sind auch die Lebensadern einer Stadt. Hier kann man sich treffen, entspannen, schlafen oder austoben. Sie erfüllen viele soziale und ökologische Funktionen. Deswegen ist es richtig, dass die Stadt Saarburg an dem Grünkonzept zur Landesgartenschau festhält und an einer grünen Lunge zwischen Kammerforst und Kahrener Wald arbeitet. Richtig ist auch, dass die Stadt dauerhaft nicht allein die Kosten hierfür stemmen kann. Hier sind die Bürger der Stadt gefragt, Ideen für - wie es heute heißt - Urban Gardening (etwa Gärtnern in der Stadt) zu entwickeln. Der Landratsgarten als städtische Gemüsekiste wäre so eine Möglichkeit. Die Stadt Trier macht schon mal vor, wie das geht. Dort sind über das Stadtgebiet Pflanzkästen verteilt, an denen sich jeder bedienen darf. Bis zu Obstbäumen und Obststräuchern ist es dann nicht mehr weit. Davon profitieren nicht nur die Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen. Es ist an der Zeit, gemeinsam in die Stadt zu gehen und zu gärtnern. Organisiert Euch!Extra

Saarburg entdeckt sein grünes Herz
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
 Im Landratsgarten oberhalb des Hauses Warsberg (oben) soll erst eine Mauer stabilisiert werden, bevor die Verwaltung sich Gedanken über seine Gestaltung machen will. Der Fitnessparcours in der Cité Süd (links oben) verbindet den Kammerforst mit dem Stadtteilzentrum Beurig. Die Rosen an den Wegen im Landratsgarten sind aufgrund ihrer Blüten so schwer, dass sie drohen, umzuknicken. TV-Fotos (3): Alexander Schumitz Die Aufnahme aus den 1930er Jahren (links unten) zeigt das Kriegerdenkmal für die „gefallenen Helden“ des Krieges 1870/71 im früheren Stadtpark. Foto: Archiv Franz-Josef Ballinger

Im Landratsgarten oberhalb des Hauses Warsberg (oben) soll erst eine Mauer stabilisiert werden, bevor die Verwaltung sich Gedanken über seine Gestaltung machen will. Der Fitnessparcours in der Cité Süd (links oben) verbindet den Kammerforst mit dem Stadtteilzentrum Beurig. Die Rosen an den Wegen im Landratsgarten sind aufgrund ihrer Blüten so schwer, dass sie drohen, umzuknicken. TV-Fotos (3): Alexander Schumitz Die Aufnahme aus den 1930er Jahren (links unten) zeigt das Kriegerdenkmal für die „gefallenen Helden“ des Krieges 1870/71 im früheren Stadtpark. Foto: Archiv Franz-Josef Ballinger

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
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Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Für den Klostergarten hinter der Kirche St. Marien und die Sanierung der angrenzenden Viehtränke hat der Stadtrat kürzlich 405 000 Euro bewilligt. Einen Teil der Kosten, 192 000 Euro, übernimmt die Katholische Kirche, da zum Teil deren Flächen umgestaltet werden. Die Stadt will für dieses Vorhaben auch EU-Mittel beantragen. Ziel des von den Landschaftsarchitekten BGH-Plan für diesen Bereich erarbeiteten Konzepts ist es, den "Klosterbrunnen in seiner Wahrnehmung und seiner Bedeutung zu stärken und ihn als identitätsstiftendes Element herauszustellen". Zudem geht es darum, die umgebenden Grün- und Platzflächen für den Aufenthalt attraktiver zu gestalten und die Sichtachse zur Wallfahrtskirche wiederherzustellen. itz

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