Saarburger Verbandsgemeinderat entscheidet, ob es Behindertenbeauftragten geben soll

Saarburg · Als zweite Kommune im Landkreis soll die Verbandsgemeinde Saarburg einen Behindertenbeauftragten erhalten. Zu seinen Aufgaben gehört es, eine Sprechstunde anzubieten und die Verwaltung zu beraten. In der Nachbarkommune Konz hat der entsprechende Beauftragte viel zu tun und bereits einige wichtige Hinweise gegeben.

Saarburg. In Konz hat die Verwaltung gute Erfahrungen mit dem ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Verbandsgemeinde gemacht. Joachim Weber, erster Beigeordneter der VG, sagt: "Dass wir die Stelle eingerichtet haben, hat auf jeden Fall etwas gebracht. Das zeigt sich allein schon bei unserem größten Projekt, dem Schwimmbad."

Erfahrungen in Konz: So habe man aufgrund der Hinweise von Peter Musti beispielsweise bei der Planung des barrierefreien Bads zwei Umkleidekabinen ergänzt, die auch mit Rollstuhl nutzbar seien. Eine davon sei zusätzlich mit einem Lift ausgestattet, so dass ein behinderter Mensch auch allein klarkommen könne. Musti sei auch bei vielen anderen Projekten wie Schulen, Turnhallen, Bürgerhäusern und Bahnhöfen eine wichtige Stimme, die gehört werde. So werde mit seiner Unterstützung derzeit dafür gekämpft, dass die Bahn einen Aufzug am Bahnhof Karthaus einrichte.

Positives Fazit: Zu den Mehrkosten, die so entstehen können, sagt Weber: "Das ist uns der Aufwand wert." Die Ergebnisse seien schließlich besser. Und nicht nur behinderte Menschen profitierten von den Verbesserungen, auch wer mit Rollator oder Kinderwagen unterwegs sei, habe Vorteile.

Saarburger VG-Rat entscheidet: In der VG Saarburg soll ebenfalls eine Stelle für einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten geschaffen werden. Saarburg wäre dann die zweite von sieben Verbandsgemeinden im Landkreis Trier-Saarburg mit einem solchen Beauftragten. Der Verbandsgemeinderat entscheidet in seiner Sitzung am morgigen Dienstag, 10. Mai, über dieses Thema.

Die Aufgaben: Der Beauftragte soll laut Sitzungsvorlage ganz generell darauf hinwirken, dass in der Verbandsgemeinde Saarburg gleichwertige Lebensbedingungen der Menschen mit und ohne Behinderung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens angestrebt werden. Konkret werden unter anderem folgende Bereiche genannt: Mobilität, Wohnen,
Verkehr, Freizeit und Tourismus, die barrierefreie Gestaltung von baulichen Anlagen und Angebote von Diensten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Der Behindertenbeauftragte soll bei allen Vorhaben der Verbandsgemeinde mitwirken, die diese Angelegenheiten berühren. Zudem soll er regelmäßig Sprechstunden anbieten.
Hohe Ansprüche: Für die Erfüllung oben genannter Aufgaben sucht die Verbandsgemeinde Saarburg laut Sitzungsvorlage eine verantwortungsbewusste,
engagierte und kontaktfreudige Persönlichkeit mit entsprechender sozialer Kompetenz und Einfühlungsvermögen in die Belange der Menschen mit Behinderung. Erwartet wird, dass der Bewerber kooperativ, kritik- und konfliktfähig ist und gut organisieren und sich durchsetzen kann. Wünschenswert seien Erfahrungen im Umgang mit Menschen, die von Behinderung betroffen seien, und Grundkenntnisse im Sozial- und Baurecht, heißt es in der Sitzungsvorlage.

Die Finanzen: Um der oder dem zukünftigen Stelleninhaber eine monatliche Aufwandsentschädigung zahlen zu können, wird laut Vorlage vorgeschlagen, 6000 Euro pro Jahr bereitzustellen.Extra

Konzer Beauftragter: Wer Peter Musti (TV-Foto: Andrea Weber) kennt, weiß: Er setzt sich entschieden für die Belange behinderter Menschen ein. Der Mann, der im Rollstuhl sitzt, ist der Behindertenbeauftragte der VG Konz. Über sein Ehrenamt sagt er: "Noch ist das eine unverzichtbare Stelle. Hintergrund ist die UN-Behindertenrechtskonvention." Ziel dieses Vertrags, der von 160 Staaten und der EU abgeschlossen wurde, ist es, dass die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung aufhört und diese als vollwertige Bürger anerkannt werden. Er und andere Beauftragte arbeiteten daran, ihre Stellen überflüssig zu machen, sagt Musti. Noch seien sie es nicht, Planer und Architekten seien oft noch zu wenig sensibilisiert. Musti betont, dass das Thema Barierefreiheit alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens betreffe. Er erinnert beispielsweise an die Inklusion in Kitas und Schulen. Das Ehrenamt des Behindertenbeauftragten sei für ihn ein Vollzeitjob, sagt Musti. Er könne dies als Rentner bewerkstelligen, doch sollte sich eine Kommune überlegen, ob sie nicht einen Beirat für behinderte Menschen einsetze. Er sei jeden Tag im Büro. Zu allen Bauanträgen von öffentlichen und öffentlich-zugänglichen Gebäuden gebe er eine Stellungnahme ab. Pro Woche berate er fünf bis sechs Ratsuchende. Sie kämen beispielsweise wegen Fragen zum Behindertenausweis oder zum Landespflegegeld zu ihm oder brauchten Unterstützung bei Gerichtsverfahren. Barrierefreier Tourismus: Die VG Saarburg und Konz sind beim Thema Barrierefreiheit bereits aktiv. Sie haben beim landesweiten Wettbewerb "Tourismus für alle" gewonnen und erhalten 1,5 Millionen Euro für Vorhaben in Sachen barrierefreier Tourismus (der TV berichtete). Die ersten Projekte sollen bald anlaufen. mai

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