Saargummi: Gezielte Investitionen statt Abbau

Gespannte Erwartungshaltung herrschte unter den rund 900 Saargummi-Mitarbeitern am Samstag in der Schlossberghalle in Büschfeld (Kreis Merzig-Wadern). Insolvenzverwaltung und Betriebsleitung waren angetreten, um mit einem vorläufigen Zwischenbericht über den Stand der Dinge zu informieren.

Büschfeld. (owa) Gleich zu Beginn der Saargummi-Betriebsversammlung stellte Arno Dühr, Betriebsratsvorsitzender des Büschfelder Unternehmens, fest: "Die Frage, wie sich die Zukunft eines gesunden Standortes Büschfeld darstellt, ist noch nicht geklärt". Deshalb sei es auch für den Betriebsrat schwierig, Entscheidungen zu treffen. "Die Tatsachen verändern sich oft im Stundenrhythmus", bedauerte Dühr. Ebenso beklagenswert sei, dass das Zerschlagungs- und Verlagerungskonzept der alten Geschäftsführung immer noch nicht vom Tisch sei.

Werk kein Ersatzteillager



Ein großes Ärgernis sah Dühr dabei in der Zuteilung von Maschinen innerhalb des Gesamtkonzerns. Es entstünde der Eindruck, als wolle man das Büschfelder Werk als Ersatzteillager hernehmen, rügte der Betriebsratsvorsitzende. "Amputationen führen zu Behinderungen, Modernisierungen muss es auch in Büschfeld geben", lautete seine Forderung. Mit modernen Anlagen, wie sie bei den Saargummi-Schwesterfirmen im Ausland verfügbar sind, seien auch in Deutschland Leistungs- und Profitfähigkeit zu erreichen, meinte Dühr. Der richtige Weg führe derzeit in die gezielte Investition, nicht in einen Abbau des Produktionsstandortes. "In den Augen unserer Kunden ist Büschfeld ein Garant für hohe Lieferzuverlässigkeit und hohe Qualität", sagte er. Scharf rügte Dühr die Entscheidung der Insolvenzverwaltung, bisherige Geschäftsführer als Berater mit ins Boot zu holen. "Es ist falsch, der alten Gruppengeschäftsführung zu vertrauen und den Standort Büschfeld schlecht zu reden. Hören Sie auf damit!", forderte Dühr.

Von Seiten der Betriebsleitung erklärte Geschäftsführer Roland Stecher: "Wir haben zurzeit 155 Millionen Euro in der Umsatzplanung". Erklärtes Ziel sei es, Automotive-Bereiche zu verbessern. "Dieses Vorhaben konnte 2010 leider noch nicht erreicht werden", so Stecher. Aktuell seien die Rahmenbedingungen aber sehr positiv. Der Kunde Ford sei mit den neuen Produkten für die jetzt angelaufene Focus-Modellserie sehr zufrieden und habe in diesem Zusammenhang Saargummi für eine Auszeichnung nominiert, erklärte der Geschäftsführer. "Wir müssen jetzt gemeinsam Lösungen finden, wie es weitergeht", befand Michael Lorig, Geschäftsführer der Saargummi International. Ohne die Saargummi-Gruppe sei Büschfeld nicht überlebensfähig, allerdings die Gruppe auch nicht ohne Büschfeld. Aus diesem Betrachtungswinkel ließe sich Büschfeld nicht mehr aus dem Gesamtgeflecht herausgelöst sehen. "Die Innovationskraft, die wir haben, müssen wir in die Welt tragen", forderte Lorig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort