Saarwinzer baut im großen Stil aus: Van Volxem zieht mit kompletter Produktion auf den Schlossberg um

Wiltingen/Biebelhausen · Auf dem Schlossberg zwischen Wiltingen und Biebelhausen, dort, wo einst die Kellerei Schmitt Söhne stand, wächst eine Megabaustelle. Roman Niewodniczanski, Besitzer des Weingutes Van Volxem, baut hier seine neue Weinmanufaktur. Ab Sommer 2017 können Kunden dort Wissenswertes über die Weinproduktion erfahren und einige der Tropfen in der neuen Vinothek verkosten.

Saarwinzer baut im großen Stil aus: Van Volxem zieht mit kompletter Produktion auf den Schlossberg um
Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Wiltingen/Biebelhausen. Roman Niewodniczanski ist ein umtriebiger Mensch. Rastlos und unermüdlich arbeitet der 47-Jährige für seine Vision, den Saarwein wieder dort zu positionieren, wo er seiner Meinung nach hingehört: an die Weltspitze - wie in der Blütezeit um 1900. Um dieses Ziel zu erreichen, schmiedet er viele Pläne. Einer davon ist der Bau einer neuen Weinmanufaktur auf dem Schlossberg. Zu klein und zu eng sind die Produktionsgebäude seines wachsenden Weingutes mitten in Wiltingen geworden.

Zu oft mussten die Fahrer schwere Maschinen über zu enge Zufahrtswege bugsieren, und so manches Mal bremste eine Prozession aus der nahe gelegenen Kirche den Gabelstapler aus. Damit ist in einem guten Jahr Schluss. Nur die Sektherstellung bleibt in Wiltingen. Auf dem Berg, eingebettet in die Natur und mit Ausblick auf markante Steillagen, entstehen auf mehr als 6800 Quadratmetern zwei Gebäude, vier Keller, Streuobstwiesen, ein Teich mit naturnaher Bepflanzung, Trockensteinmauern, Hecken und Schieferbeete. Herzstück und Herzensanliegen des Bauherrn ist der Holzfasskeller. In Naturstein ausgekleidet, reifen hier in aus familieneigenen Eifeler Eichen hergestellten Holzfässern im Alkoholgehalt moderate Weißweine im Stil der Saarweine um 1900. "Wir möchten Wein erzeugen wie vor 100 Jahren, aber modern", macht Niewodniczanski klar.Weniger Alkohol, viel Frucht

Der Trend entwickle sich hin zu weniger Alkohol und viel Frucht. "Wir müssen einen Premiumanspruch erfüllen und technisch auf hohem Niveau arbeiten." Die Voraussetzungen dafür sind optimal: Auf 70 Hektar Rebfläche - davon 50 Hektar Große Lagen, Spitzenlagen im besten Wortsinne, baut er Wein an. Die Trauben will er stets vollreif und zum perfekten Zeitpunkt ernten, schonend verarbeiten und den Wein ohne Zusatzstoffe herstellen, so naturnah wie möglich. Dafür sorgt sein Betriebsleiter und Kellermeister Dominik Völk. Für ihn bedeutet das jede Menge Arbeit mit dem gerade mal 28-köpfigen Team. Der neue betriebliche Gebäudekomplex ist genau auf die Arbeitsabläufe abgestimmt. Im Erdgeschoss werden die Trauben angeliefert. Dort befinden sich auch das Kelterhaus, Abfüllung, Versand mit Verladezone, Vollgutlager sowie die Verwaltung. Im Untergeschoss sind Tankkeller und Gitterboxenlager vorgesehen. Eine Planung, die offensichtlich Millionen kostet. Doch über das finanzielle Gesamtvolumen schweigt der Bauherr lieber. Die Weinmanufaktur sei ein Generationenprojekt, sagt er. Eines Tages profitierten seine Erben davon.

Wer den Blick vom Schlossberg aus schweifen lässt, bemerkt auf der gegenüberliegenden Seite des Tals den Bismarckturm, erbaut 1893 als Bestandteil der Weinbaudomäne Ockfen. Genau diese Landmarke imitiert ein Turm als Teil der Manufaktur, der etwa auf gleicher Höhe errichtet wird. Dort im Obergeschoss, dem späteren Verkostungsraum, liegt Besuchern die Saar zu Füßen - ein atemberaubender Ausblick auf den naturbelassenen Nebenarm der Saar und den Scharzhofberg. Tief unter ihnen, im Kellergeschoss, schlummert Wein im Reserve-Keller. Ausgewählte Jahrgänge und Lagen reifen dort bienenwabenartig in Wänden verankerten Edelstahltanks. Einige Gläser davon mag der Besucher in der Vinothek im Erdgeschoss verkosten und die Flaschen - bei Gefallen - gleich mitnehmen. Nach der Führung durch Bereiche der Weinmanufaktur hat er auch erfahren, wie viel Arbeit, Mühsal und Schweiß hinter der Produktion einer Flasche Steillagenriesling steckt.Moderne Technik eingeplant

Bis es so weit ist, wird Niewodniczanski seine Baustelle noch oft besuchen. Die Installation der Hackschnitzelheizung kontrollieren, die der Photovoltaik-Anlage auf dem großen Hauptdach oder der komplexen Kellertechnik. Über so viel Engagement freut sich Wiltingens Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger diebisch: "Die Saar profitiert von seinem Engagement. Ich muss sagen, das Projekt hat schon Dimensionen. Es wird landschaftsprägend sein. Das Ganze hat Stil." Kein Wunder. Denn entworfen haben es die erfahrenen Trojer Vonmetz Architekten aus Terlan in Südtirol, die bereits Kellereien in Italien landschafts- und energieschonend erweiterten. Sie erhielten den Auftrag, weil ihre pragmatische Ästhetik Niewodniczanski beeindruckte. Nicht ihre Kunst stellten sie in den Vordergrund, sondern "die Weinherstellung. Außerdem haben sie ein Gefühl für Proportionen", erklärt er. Und fürs Material. Muschelkalkstein ist die Optik sämtlicher Fassaden, ein regional-typisches Gestein, das ausschließlich regionale Handwerker verbauten. Denn schließlich soll sich das Erscheinungsbild der Manufaktur in den Weinen wiederspiegeln: elegant, stilvoll, weltmännisch. So wie vor 100 Jahren.Extra

Das Weingut van Volxem: Roman Niewodniczanski übernimmt im Jahr 2000 das Weingut van Volxem in Wiltingen. Zurzeit bewirtschaftet er etwa 70 Hektar Rebfläche an der Saar und stellt jährlich 500 000 Flascher her. Das Weingut besitzt folgende Lagen: Scharzhofberg, Gottesfuß, Goldberg, Volz, Pergentsknopp, Altenberg und Bockstein. Gemeinsam mit dem Weingut Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen rekultiviert Roman Niewodniczanski die historische Lage Geisberg. 98 Prozent der Lagen sind mit Riesling bepflanzt. vk Extra

 So sieht die neue Weinmanufaktur später aus. Ansicht: Van Volxem

So sieht die neue Weinmanufaktur später aus. Ansicht: Van Volxem

Foto: (h_ko )
 Das Herzstück der Produktion: der Holzfasskeller. Ansicht: Van Volxem

Das Herzstück der Produktion: der Holzfasskeller. Ansicht: Van Volxem

Foto: Daniel (h_ko )
 Diese Fässer aus familieneigenen Eifeler Eichen stehen bereits im Weingut Van Volxem in Wiltingen. Foto: Van Volxem

Diese Fässer aus familieneigenen Eifeler Eichen stehen bereits im Weingut Van Volxem in Wiltingen. Foto: Van Volxem

Foto: (h_ko )

Sektherstellung: Nach dem Umzug der Weinproduktion in die Manufaktur wird nur noch der Sekt ausschließlich in den Gebäuden des Weingutes Van Volxem hergestellt unter der Regie des Klüsserather Winzers Bernhard Kirsten. Die Produktpalette wird um Weißburgundersekt erweitert. Kirsten sieht genau wie Niewodniczanski das große Potenzial an der Saar. "Die extravagante Schiene können wir gut besetzen. Das ist ein riesiger Wachstumsmarkt", schwärmt er. Das Ziel: Mit Topqualität die gleiche Nische wie Champagner ausfüllen. vk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort