Sägende Violine, schrille Klarinette

Konz · Fesselnd und anregend, überraschend und kurzweilig - der Konzertabend "Ungarische Tänze", präsentiert von der Violinistin Eszter Haffner und ihren Stipendiaten der Villa Musica im Kloster Karthaus war ein echtes Highlight im Konzer Kulturkalender.

 Eszter Haffner (Zweite von links), Dozentin bei der „Villa Musica“, mit ihrem Ensemble im Kloster Karthaus. TV-Foto: Jürgen Boje

Eszter Haffner (Zweite von links), Dozentin bei der „Villa Musica“, mit ihrem Ensemble im Kloster Karthaus. TV-Foto: Jürgen Boje

Konz. Brahms\' berühmte Ungarische Tänze in Arrangements für Streicher und Klavier bildeten mit ihren bekannten Klängen den Rahmen für ungarische Tanzmusik, die sich mitunter sperrig und schräg präsentierte, aber stets Originalität und Lebenskraft ausstrahlte. Der in Budapest geborenen Violinistin Eszter Haffner gelang es dabei bestens, ihre Stipendiaten an so unterschiedlichen Instrumenten wie Violine, Cello, Klarinette, Horn und Klavier zu Ensembles zusammenzuschweißen, die ein präzises Gefühl für Timing und Klangfarbe entwickelten.
Leider wurden nur knapp 50 Zuhörer Zeugen dieses absolut gelungenen Musikabends. "Ein Konzert in dieser Qualität hätte schon ein deutlich größeres Publikum verdient", meinte denn auch Organisatorin Marita Souville vom Konzer Kulturbüro.
Neben den flott und mit großer Bandbreite in Tempo und Dynamik gespielten Ungarischen Tänzen Nummer 1, 2 und 6 von Johannes Brahms - besetzt mit Violine und Klavier (Tanz 2 und 6) sowie Cello mit Klavier (Tanz 1) - ragte besonders das Hauptwerk des Abends, das Sextett C-Dur, Opus 37, von Ernö von Dohnányi heraus. Die Besetzung Christian Claus (Klarinette), Magdalena Ernst (Horn), Deborah Jungnickel (Violine), Eszter Haffner (Viola), Dina Bolshakova (Cello) und Sefuri Sumi (Klavier) zauberte Klangbilder von großer Kraft und Schönheit hervor. Das oft wellenartig im Hintergrund agierende Klavier bildete ein Fundament, auf dem Horn und Klarinette kräftige und warme Akzente setzten.
Die Streicher spielten sich in ihren wechselseitigen Beziehungen präzise die "Bälle" zu, das Ganze geleitet von Eszter Haffner, die praktisch ohne sichtbares Dirigat ihr Ensemble zu äußerst harmonischem Miteinander führte. Absolut nachvollziehbares Urteil von Renate und Robert Flauaus aus Offenbach: "Wir sind ganz hingerissen!"
Gewöhnungsbedürftig war die "Hommage an R. Sch." des zeitgenössichen Komponisten György Kurtág. Für Tanzmusik eher im Ballett als in der Volksmusik angesiedelt, zeigte sie in ihrer Reduktion auf wenige Kernelemente kaum mitreißende Rhythmen. Ganz anders dagegen gestalteten sich die "Contrasts", das Béla Bartók im Auftrag des Jazz-Klarinettisten Benny Goodman komponierte.
Eine "sägende" Violine, ein Klavier voller Dynamik und eine mitunter schrill hervorbrechende Klarinette zeigten die ganze Wucht einer Musik, die ihre Wurzeln tief im einfachen und harten ungarischen Bauernleben hat. Der kräftige Beifall des zahlenmäßig kleinen Publikums war mehr als verdient. jbo

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