Sanierung wurde zum Hindernislauf

MERTESDORF. Vor zwei Jahren sah die Zukunft des damals maroden Mertesdorfer Freibades düster aus - wer sollte die Totalsanierung bezahlen? Doch nun präsentiert sich die Anlage wieder wie neu. Trotzdem dürfte es enttäuschte Gesichter geben, wenn sie am Samstag wieder in Betrieb geht.

Der Grund ist die erhebliche verspätete Wiedereröffnung. Nach der ursprünglich Planung sollten die Arbeiten an der rund 40 Jahre alten Anlage mit beginn der Sommerferien, spätestens aber in der ersten Augustwoche abgeschlossen sein. Doch dieser Zeitrahmen scheiterte: Wenn die Becken am Wochenende erstmals seit Monaten wieder zum Bade einladen, sind die "Großen Ferien" 2004 soeben vorbei, und auch die Touristensaison neigt sich dem Ende entgegen.Schlechtes Wetter und "Überraschungen"

Bürgermeister Bernhard Busch von der Verbandsgemeinde Ruwer und Vorsitzender des Zweckverbandes Freibad Ruwertal schildert die Sanierungsarbeiten als einen Kampf gegen die Windmühlenflügel. So sei wegen des anhaltenden Regens im Mai und im Juni oft tagelang kein Weitermachen möglich gewesen. Das fast fertiggestellte Bad lässt diese Probleme nur noch erahnen: Die restaurierten Becken sind voll gefüllt, das Wasserniveau ist nun auf Höhe der - ebenfalls neu gepflasterten - Umfassung. Auch der Sprungturm glänzt mit der neuen Brücke über die Ruwer um die Wette. Schwer mitgenommen wirken nur noch die einstigen Rasenflächen rund um die Bassins. Dort, wo die Bagger hatten zuschlagen müssen, um die unterirdischen Leitungs-Malaisen des Bads offenzulegen, ist noch Erdbraun die vorherrschende Farbe. Erst in der kommenden Saison wird dort wieder der Rasen sprießen. Als der TV am Dienstagabend die Anlage besucht, sind die Freibad-Mitarbeiter Dietmar Theis und Hans-Josef Scheuer noch bei er Arbeit Die beiden werkeln am Innenausbau des Eingangsgebäudes, obwohl es gegen 19 Uhr für sie längst Feierabendzeit wäre. "Bei solchen Umbauten stößt man fast auf jedem Meter auf eine neue böse Überraschung", sagt Theis. Die wirklichen teuren Neuerungen und Verbesserungen könnten auf den ersten Blick jedoch nur Fachleute erkennen, fügt er hinzu. Grund: Das Gros der neuen Anlage wie Rohrleitungen und Beckenabdichtungen liegt verborgen unter der Erde. Bekanntlich hatte die alte Anlage durch Lecks an unterirdischen Leitungen und durch undichte Becken zuletzt hunderttausende Liter Wasser am Tag ins Erdreich verloren. Der Sanierung ging ein langer politischer Streit voraus (der TV berichtete). Sogar von Schließung war die Rede. Doch den hohen Kosten stand der Wunsch der Bevölkerung entgegen, das Bad - an dem die Verbandsgemeinde Ruwer zu 70 Prozent und die Stadt Trier zu 30 Prozent beteiligt sind - auf jeden Fall zu erhalten.165 000 Euro teurer als geplant

Nach dem ersten Gutachten hätte die Sanierung mit rund drei Millionen Euro zu Buche geschlagen. In einer "abgespeckten" Planung konnten die Gesamtkosten auf rund 745 000 Euro gesenkt werden. Der Kreis Trier-Saarburg sagte eine Beteiligung von 75 000 Euro zu. Tatsächlich werden die Sanierungskosten nun bei über einer Million Euro liegen - insgesamt 18 zusätzliche erforderliche Arbeiten hatten einen Mehraufwand von rund 165 000 Euro verursacht. Dazu Zweckverbandsvorsitzender Busch: "Die ,Überraschungen‘, wie etwa eine massive Betonfläche unter den Badeplatten, das marode Sprungbrett, die eigenwillige Fundamentierung des Turms, nicht vorhandener Putz unter der Beckenfolie sowie unbekannte Kanalverläufe führten nicht nur zu der bedauerlichen Zeitverzögerung, sondern auch zu den Mehrkosten." Den offiziellen Startschuss zum Probebetrieb gibt Busch am Samstag, 10 Uhr, in einer kleinen Feierstunde.

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