"Sankta Maria" in voller Fahrt

OBERBILLIG. Die Fähre in Oberbillig erfreut sich dieser Tage besonderer Beliebtheit: Zahlreiche Pendler nutzen die "Sankta Maria", um möglichst schnell auf die Luxemburger Seite zu kommen. Denn die Moselbrücke von Wellen nach Grevenmacher ist derzeit noch für den Autoverkehr gesperrt.

Fährmann Johann Werner hat das Zählen aufgegeben: "Als das mit der Baustelle losging, habe ich mal die Autos auf der Fähre gezählt. In drei Stunden bin ich auf 210 Wagen gekommen. Dann habe ich es sein lassen", berichtet er schmunzelnd. Seit Montag, 23. Mai, ist die Moselbrücke, die von Wellen nach Grevenmacher führt, gesperrt (TV vom 28. Mai). Grund ist eine Großbaustelle mit Tiefbauarbeiten auf luxemburgischer Seite. 7000 Pendler allein aus dem Kreis Trier-Saarburg wollen Tag für Tag rüber ins Ländchen und wieder zurück, weiß Andreas Beiling, Ortsbürgermeister von Oberbillig. Um sich allzu große Umwege zu ersparen, nutzen viele derzeit die Möglichkeit, mit der Fähre überzusetzen. Von 7 bis 20 Uhr ist die betagte "Sankta Maria" im Einsatz und bringt innerhalb weniger Minuten maximal sechs Autos ans andere Ufer. Nicht gerade Massen, die das Schiff "packt". Deshalb müssen die Autofahrer zu den Stoßzeiten auch schon mal bis zu einer halben Stunde in der Warteschlage ausharren - auch wenn die Fähre non- stop verkehrt. Beiling: "Für uns ist diese Situation natürlich gut. Bei einem Plus von 5000 Euro im vergangenen Jahr liegen wir durch die jetzige Situation in diesem Jahr wahrscheinlich darüber." Allerdings sieht er nicht allein den finanziellen Aspekt. "Die Fähre spielt für den Ort eine große Rolle, weil es bei uns kein Geschäft mehr gibt. Wer kein Auto hat, setzt deshalb mit der Fähre über und macht die Einkäufe in Wasserbillig." Auch aus touristischer Sicht - vor allem für die zahlreichen Radtouristen - sei das Schiff für die Gemeinde wichtig. Deshalb fürchtet Beiling auch den Moment, in dem die inzwischen fast 40 Jahre alte und "äußerst reparaturanfällige Fähre" ihren Geist aufgibt. "Das Aus könnte ganz schnell kommen, und einen Ersatz könnte die Gemeinde alleine nicht tragen."

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