Sauberes Wasser für Bingongog

FELL. Es war Liebe auf den ersten Blick: Seit seinem zufälligen Einsatz vor acht Jahren in Kamerun ist Herbert Kasler von dem afrikanischen Land fasziniert. Jeder Urlaub führt zum Helfen auf den Schwarzen Kontinent. Imvergangenen Jahr gründete der Feller den Freundeskreis Kamerun.

Ein Dreh, und das Wasser läuft. Es bedarf in modernen deutschen Haushalten keiner großen Anstrengung, um morgens zu duschen oder mittags den Topf zum Kochen mit Wasser zu füllen. Für die Menschen in Kamerun ist Wasser eine rare Kostbarkeit, die erst aus einem Brunnen - so vorhanden - geschöpft und dann auf einem meist langen Weg nach Hause getragen werden muss. Seit eine engagierte Gruppe des Kolpingvereins Köln, die sich für die Menschen in der kamerunischen Gemeinde Bingongog einsetzt, einen Dorfbrunnen gebaut hat, gibt es endlose Warteschlangen an dem 23 Meter tiefen Wasserreservoir. Dass die Kinder nicht mehr von verunreinigtem Wasser krank werden, spornt die Hilfskräfte an, weiterzumachen. "Morgens bringen die Schüler Töpfe mit zur Schule und tragen das Wasser nach Unterrichtsschluss nach Hause", berichtet Herbert Kasler. Seit der 60-Jährige sich vor acht Jahren zum ersten Mal nach Kamerun aufmachte, ist er vom "Helfen" infiziert. "Ich bin spontan für ein Gruppenmitglied, das kurzfristig absagen musste, eingesprungen", erinnert sich Kasler an die Anfänge seiner "Afrika-Ära".Hilfsprojekte werden nicht übergestülpt

Einmal im Jahr fliegt er gemeinsam mit zehn weiteren Männern und Frauen aus ganz Deutschland mit einem Koffer voller Geld und reichlich Arbeitseifer nach Kamerun. "Wir stellen keine fertige Sache auf, sondern finanzieren und begleiten die notwendigen Projekte, an denen die Dorfbevölkerung mitarbeitet", erzählt Herbert Kasler. "Es ist kein Überstülpen von Projekten, das ist sehr wichtig für alle Beteiligten", sagt der ausgebildete Schriftsetzer. Das Verlegen von Wasserleitungen hat er ebenso gelernt wie das Mauern, um zum Beispiel bei der Errichtung eines Kindergartens mithelfen zu können. Fasziniert ist er von der überschwänglichen Gastfreundlichkeit der Afrikaner und von ihrer trotz quälender Alltagssorgen ansteckenden Lebensfreude. Kasler bezeichnet es als Bereicherung und Glück, ein Land auf diese Art und Weise kennen und lieben gelernt zu haben. "Mit Neckermann wird man so etwas nie erleben", ist er überzeugt. Im Herbst vergangenen Jahres gründete Herbert Kasler den Freundeskreis Kamerun. Die verstärkte Frage nach Spendenquittungen "zwang" ihn zu der Vereinsgründung, "bei der das Finanzamt zügig und unproblematisch mitspielte". Durchweg positive Erfahrungen hat Kasler bisher gemacht, wenn es um die Hilfe für Kamerun ging. "Als wir, wie Maulesel bepackt, auf dem Flughafen standen, hat das Personal ein Auge beim Übergepäck zugedrückt", erzählt Kasler. Ein anderes "Urlaubsziel" als Afrika kann sich der agile Rentner nicht mehr vorstellen. Nach drei Wochen Arbeit und einer anschließenden Woche Entspannung in Kamerun kann Kasler wirklich von der schönsten Zeit des Jahres sprechen. "Jedesmal, wenn ich aus Afrika zurückkomme, habe ich wieder einen Blick für die kleinen, wesentlichen Dinge des Alltags", sagt der Feller Bürger, während er eine Schale mit einer afrikanischen Süßspeise auf den Tisch stellt. Weitere Informationen: Freundeskreis Kamerun e.V Herbert Kasler Auf Häckelsberg 30 54341 Fell 06502/936753

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