Scharfe Kritik an Sanierungsarbeiten

Eltern und Lehrer der mit PCB belasteten Realschule Hermeskeil mahnen ein sorgsameres Vorgehen bei den Sanierungsarbeiten an und haben Strafanzeige gestellt. Unterdessen hat das Gesundheitsamt in Trier angekündigt, dass nächste Woche die Bluttest-Ergebnisse der Schüler versendet werden. Der für die Sanierung verantwortliche Schulträger, die Verbandsgemeinde, sieht nach wie vor "keinerlei Gefährdung".

Hermeskeil. (urs) Lehrer, Eltern und Schüler der Erich Kästner Realschule Hermeskeil fühlen sich allein gelassen. Die Sanierung der mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) kontaminierten Schule hat zwar begonnen. Doch wie dort gearbeitet wird, ist nach Ansicht der Betroffenen nicht hinnehmbar. So berichten Schüler und Lehrer von Arbeitern in Schutzanzügen, die demontiertes Material durch die Flure tragen und draußen in den tagsüber offen stehenden Container werfen. Dass sie dabei Staub aufwirbeln, der durch die offenen Fenster in die Klassen gelangt, scheint die Arbeiter nicht zu beunruhigen. Seit Freitag gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, denn auch Harald Michels, Leiter des Trie rer Gesundheitsamtes, sieht Handlungsbedarf. Laut Thomas Müller von der Pressestelle der Kreisverwaltung ist Michels bei einem Besuch vor Ort "nicht zufrieden" gewesen: "Er hat auf die Einhaltung der Staubschutzrichtlinien gedrungen." Belastetes Material dürfe nicht während des Unterrichts durch die Flure getragen werden. Und Decken dürften erst nach der Grundreinigung einen Schutzanstrich erhalten.

Bei Bürgermeister Michael Hülpes hört sich das völlig anders an. Der Vertreter des Schulträgers sieht "keinerlei Gefährdung"; die seitens der Betroffenen geäußerten Vorwürfe seien "gegenstandslos". Vom Entsorgen ausgebauter Lampen gehe keine Gefahr aus, spricht er von "optischen Eindrücken".

Außerdem sei eine Generalreinigung gemacht worden. Auch die Schulmöbel habe man gereinigt. Auf die Frage, warum für die Arbeiten im Untergeschoss nicht der einzig derzeit genutzte Klassenraum geräumt worden sei, delegiert er die Verantwortung des Trägers für die Bauaufsicht an die Schule. Schließlich könnten doch die Lehrer "da hingehen und mit den Leuten sprechen".

Das Kollegium hätte das sogar getan. Wenn es denn gewusst hätte, welche Firmen wann womit betraut sind, moniert Rektor Hans-Joachim Gärtner. Das Personal sei bei Sanierungsbesprechungen ebenso außen vor wie die Landes-Unfallkasse, die habe beraten wollen. Konrektorin Christa Breidert verweist auf mehrfache Reklamationen, die ebenso ignoriert würden wie die wiederholte Kritik am Arbeitsablauf. Selbst die Schadstoffsammler seien erst nach wiederholten Beschwerden aufgehängt worden.

Laut Gärtner haben daher 37 Lehrer Strafanzeige gegen unbekannt erstattet. Der Schulelternbeirat will sich laut einem Elternbrief anschließen. Es sei schon beklemmend, in eine ungewollte Position gedrängt zu werden, sagt Sprecherin Ulla Kolling. Aber es fragten immer öfter Eltern nach, bedauert Stephan Bytzek. "Schändlich" sei, dass sich die Politiker wohl aus wahltaktischen Gründen fraktionsübergreifend aus der Verantwortung gezogen hätten. Zumal die Eltern seit drei Monaten auf die Ergebnisse der Blutuntersuchungen ihrer Kinder warteten. Sie liegen laut Gesundheitsamt erst seit gestern vor.

Behördenleiter Michels hat auf TV-Anfrage informiert, dass die Briefe Anfang nächster Woche an die Betroffenen rausgingen. Noch liege nur eine anonymisierte Version vor, die Einzelergebnisse würden am Montag erwartet. Die lange Bearbeitungszeit begründet Thomas Göen, Laborleiter des Erlanger Instituts für Arbeitsmedizin, mit der Vielzahl von Untersuchungen. "Wir geben uns extrem Mühe, dass die Dinge, die wir rausgeben, sicher sind."

Meinung

Verlorenes Vertrauen

Was bei der Sanierung der Realschule läuft, lässt sich schwer begreifen. Als hätte es in der Vergangenheit nicht schon genug Fehler bei der PCB-Bekämpfung gegeben, wirft die Schulgemeinschaft der VG wiederum Versäumnisse vor - insbesondere was die Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen angeht. Nur eine Zeit lang hat es also so ausgesehen, als würden sich die Wogen der Erregung durch den Zwölf-Punkte-Fahrplan glätten. Nun ist das Vertrauen völlig zerrüttet. Zwar streiten selbst Experten darüber, ab welchen Grenzwerten der Aufenthalt in PCB-belasteten Gebäuden gefährlich ist. Doch darauf kommt es nicht an: Bei einem so hochsensiblen Thema darf gegenüber verängstigten Eltern, Schülern und Lehrern nicht ansatzweise der Anschein erweckt werden, dass man lax zu Werke geht. Doch das hat der Schulträger erneut vermittelt.

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