Schimmel in der Kita: Eltern kritisieren Kirchengemeinde

Saarburg · Ein Gebäude der Kindertagesstätte (Kita) St. Laurentius in Saarbug kann nur noch mit Einschränkungen genutzt werden. In weiten Teilen hat sich mittlerweile Schimmel breitgemacht. Der Elternausschuss der Kita kritisiert die Kirchengemeinde, der die Immobilie gehört, massiv.

 Das Löwenzahn-Gebäude der Kita St. Laurentius in Saarburg kann nur noch eingeschränkt genutzt werden, weil sich Schimmel in der Einrichtung breitmacht. TV-Foto: Alexander Schumitz

Das Löwenzahn-Gebäude der Kita St. Laurentius in Saarburg kann nur noch eingeschränkt genutzt werden, weil sich Schimmel in der Einrichtung breitmacht. TV-Foto: Alexander Schumitz

Saarburg. Wer in der jüngsten Stadtratssitzung in Saarburg genau zugehört hat, konnte heraushören, dass der Stadtvorstand sich in einem Punkt nicht einig war: Weshalb braucht die Kita St. Laurentius ein neues Gebäude für - vorsichtig geschätzt - 800 000 Euro. Zu dem Vorwurf der SPD-Fraktion, dass das Bistum Trier und die Pfarrgemeinde die Kita-Immobilie vernachlässigten, schwieg Bürgermeister Jürgen Dixius.
Statt Dixius ergriff der erste Beigeordnete der Stadt, Franz-Josef Reiter, das Wort und wies die Kritik der Sozialdemokraten zurück (der TV berichtete am 7. Februar). In seiner emotional vorgebrachten Erwiderung sagte er, "dass die Kinder in dem Gebäude Löwenzahn zu keinem Zeitpunkt Schimmel ausgesetzt" waren.
Ein Statement, das die Vorsitzende des Elternausschusses der Kita St. Laurentius, Katja Strys, so nicht hinnehmen will. Sie widerspricht: "Kinder sind Schimmel ausgesetzt." Schon seit 18 Monaten sei bekannt, dass Feuchtigkeit in das Gebäude eindringe.
In einer Stellungnahme, die dem TV vorliegt, schreibt Strys: "Was bisher in der Öffentlichkeit immer als Feuchtigkeitsschäden oder erhöhte Werte der Raumluftmessung umschrieben wurde, wurde in der Ratsdebatte erstmals beim Namen genannt: Schimmel! Im Gebäude Löwenzahn der Kita St. Laurentius sowie in dem in Teilen mitgenutzten Pfarrheim schimmelt es - nicht nur in einer kleinen Ecke hinter einem Schrank. Nein, drei von fünf Gruppenräumen, zwei von vier Schlafräumen und die Turnhalle sind wegen Schimmelbefalls gesperrt, die Flure nur unter Auflagen nutzbar." Sie kritisiert, dass der Kindergartenbetrieb seit Monaten nach dem Prinzip des Kinderspiels "Reise nach Jerusalem" funktioniere.
David Terres, Assistent der Geschäftsführung der Kita gGmbH, bestätigt diese Einschränkungen im Wesentlichen. Seit diese bekannt seien, sei die Kita gGmbH auf der Suche nach Ausweichmöglichkeiten für zumindest zwei Gruppen. "Der jetzt aufgrund neuer Schäden sehr eingeschränkte Betrieb ist uns vonseiten des Gesundheitsamtes aber weiterhin für die Kinder und Mitarbeiter als gefahrlos bestätigt worden", sagt Terres.
"Jeden Tag wird geprüft, welche Räume noch nutzbar sind, und wie viele Kinder betreut werden müssen. Nach der täglichen Bestandsaufnahme packt jeder seine Habseligkeiten und wandert in den noch nutzbaren Raum", sagt Strys. Eine pädagogisch sinnvolle Arbeit sei kaum mehr möglich, Eltern und Erzieher würden sich an einer Belastungsgrenze bewegen.
Strys mahnt, das bald gehandelt werden müsse: "Eine vom Gesundheitsamt Trier erteilte Ausnahmegenehmigung für zwei provisorisch eingerichtete Gruppenräume sowie einen Schlafraum endet am 31. März", sagt die Mutter von zwei Kindern, die die Kita besuchen. "Sollte die Genehmigung nicht verlängert werden, ist ungewiss, was mit 50 der mehr als 150 Kinder passiert, die zurzeit noch die Kita besuchen."
Strys kritisiert vor allem den Verwaltungsrat der Gemeinde St. Laurentius, dem das Gebäude gehört. Bisher habe dieser als Träger immer nur das Nötigste veranlasst, um den Betrieb der Einrichtung aufrecht zu erhalten. "Bis jetzt hat es nur hilflos wirkende vereinzelte Sanierungsmaßnahmen gegeben, die bestenfalls den Schaden an kleinen Stellen eindämmen", sagt Strys. "Der Beitrag der Pfarrgemeinde zur Lösung des Schimmelproblems ist klein. Eine Erforschung der Ursachen ist bislang nicht erfolgt."
Dem widerspricht Pfarrer Georg Goeres: "Das Ergebnis einer umfassenden Bauwerksanalyse ist, dass das Pfarrheim mit den darin enthaltenen Kindergarteneinrichtungen aufgegeben werden soll. Die nötige, grundlegende Sanierung ist nicht finanzierbar." Am aktuellen Standort könnten danach noch drei bis vier Gruppen der inklusive Hort acht Gruppen betreut werden. An den hierfür anfallenden Kosten würde sich das Bistum zu 30 Prozent beteiligen. Für die anderen Gruppen würde zurzeit nach einer Lösung gesucht.
Die Vorsitzende des Elternausschusses empört sich, dass das Bistum den Schwarzen Peter an die Stadt weiterreichen will. Sie fordert, dass sich das Bistum und die Pfarrgemeinde St. Laurentius ihrer Verantwortung stellen und die Stadt bei der Suche nach einer Lösung für den Kita-Standort in der Innenstadt unterstützen. Strys mahnt: "Die Zeit drängt."Meinung

Einsatz der Kirche gefordert
Das Gebäude der Kita St. Laurenius in Saarburg ist, wenn man Elternvertretern und der Stadt glauben darf, in einem erschreckend schlechten Zustand. 18 Monate lang scheinen der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Laurentius und das Bistum Trier Augen und Ohren zugehalten zu haben, um bloß nicht zu erfahren, in welch jämmerlichem Zustand sich Teile der Einrichtung befinden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit einer Immobilie sieht anders aus. Erst recht, wenn dort Kinder jeden Tag viele Stunden betreut werden. Da hätte beizeiten die Reißleine gezogen werden müssen. Stattdessen hat man lieber erstmal ein wenig an den Symptomen gebastelt, statt sich um die Lösung des Schimmelproblems zu kümmern. Jetzt muss die Stadt die Kohlen aus dem Feuer holen und schauen, wo schnell Hilfe zu bekommen ist. Ob die hier angedachte Lösung funktioniert, dürfte sich in den kommenden Tagen herausstellen, wenn alle Behörden die Kita-Thematik fertig diskutiert haben. Dabei wird auch die Kirche dafür zahlen müssen, dass das Problem solange verschleppt wurde. saarburg@volksfreund.deExtra

Träger der Katholischen Kindertagesstätte St. Laurentius ist das Bistum Trier. In der Einrichtung werden knapp 170 Kinder betreut, darunter 27 Kinder, die jünger als drei Jahre sind. Außerdem besuchen den Hort der Kita 20 Schüler der Grundschule St. Laurentius. Der Leitsatz der Einrichtung heißt: "Schön, dass Du da bist!" Schwerpunkte sind Religionspädagogik, Bewegung, Sprache und interkulturelle Erziehung. Das Gebäude gehört der Pfarrgemeinde St. Laurentius. itz

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