Schläger verprügelt Mann nach Reizgas-Angriff

Saarburg/Konz/Trier · Zuerst eine Pfefferspray-Attacke am Saarburger Bahnhof, dann die Eskalation im Zug nach Trier: Ein 50-Jähriger soll eine Gruppe Jugendlicher provoziert haben. Daraufhin wurde er im Waggon niedergeschlagen. Die Bundespolizei sucht nach Zeugen, die den Vorfall am Rande der Saarburger Markttage beobachtet haben.

Schläger verprügelt Mann nach Reizgas-Angriff
Foto: dpa

Die Nacht zum vergangenen Samstag am Saarburger Bahnhof: Ein 50-jähriger Mann aus der Verbandsgemeinde Kell am See will in den Zug, um in Richtung Trier zu fahren. Nach den Saarburger Markttagen herrscht am Bahnhof großes Gedränge, weil sich viele Festbesucher auf den Heimweg machen. Dann passiert das Unerwartete. Der 50-Jährige greift in seine Tasche, holt eine Pfefferspraydose heraus und sprüht das Reizgas wahllos in die Menschenmenge. "Um sich so Platz auf dem engen Bahnsteig zu verschaffen", heißt es in der Pressemitteilung der Bundespolizei, die erst am Montag verschickt wurde.

Doch mit dem Vorfall am Bahnhof endet es nicht. Denn nach der Pfefferspray-Attacke sitzt der mutmaßliche Täter im gleichen Abteil mit einer Gruppe von 15 Jugendlichen. Laut Zeugenaussagen beginnt der 50-Jährige, die jungen Leute zu provozieren: Er zückt ein Taschenmesser, öffnet es und leckt an der Klinge. Die beiden Zeugen, ein 18 Jähriger und ein 19-Jähriger, "zeigen dann Zivilcourage", sagt die Bundespolizei: Um zu verhindern, dass die Situation eskaliert, seien sie eingeschritten, heißt es auf TV-Anfrage. Sie bitten den Mann, der nicht sonderlich betrunken gewesen sei (Blutalkohol von 0,7 Promille), ein anderes Zugabteil aufzusuchen. Der 50-Jährige wechselt daraufhin den Waggon.

Dort wird er zum Opfer: Als der Zug um 0.53 Uhr in Konz ankommt, verlassen die 15 Jugendlichen den Zug. Einer von ihnen stürmt noch einmal zurück in das Abteil des Mannes und schlägt dem 50-Jährigen mit der Faust auf den Kopf und die Schulter. Der mutmaßliche Pfeffersprayer fällt zu Boden und bleibt zunächst regungslos liegen. Eine Zugbegleiterin informiert daraufhin die Bundespolizei. Ein Notarzt gibt nach kurzer Behandlung Entwarnung. Der 50-Jährige ist nicht ernsthaft verletzt.

"Die Motive des 50-Jährigen sind völlig unklar", sagt ein Sprecher der Bundespolizei auf TV-Anfrage. Er habe so etwas noch nie erlebt. Dass jemand einfach mit Pfefferspray um sich sprühe, sei nicht normal. Der Mann habe aber noch nichts dazu gesagt, warum er das gemacht habe.

Dass die Bundespolizei die Öffentlichkeit jetzt über die Vorfälle von Samstagnacht informiere, liege daran, dass es noch zu viele offene Fragen gegeben habe und noch Zeugen gesucht würden. Die Bundespolizei ermittelt in zwei Richtungen: Einerseits sucht sie nach dem jungen Mann, der den Pfeffersprayer niedergeschlagen hat. Er soll korpulent und 1,85 Meter groß sein. Andererseits sucht sie nach Beobachtern oder potenziellen Opfern der Pfefferspray-Attacke am Saarburger Bahnhof.

Sachdienliche Hinweise nimmt die Bundespolizei unter Telefon 0651/99849364 oder der kostenfreien Servicenummer 0800/6888000 entgegen.
Extra

Immer wieder kommt es in Zügen und an Bahnhöfen Attacken gegen Reisende. Bundesweites Aufsehen erregte im September 2009 der Angriff auf Dominik Brunner an einem Münchner S-Bahnhof. Der Manager hatte sich vor eine Schülergruppe gestellt, die von einer anderen Gruppe bedroht worden war. Als er wenig später aus der S-Bahn ausstieg, wurde er angegriffen. Brunner starb. Einer der Täter wurde vom Landgericht München wegen Mordes verurteilt.

Auch in Berlin hat es mehrere Überfälle auf U-Bahn- und S-Bahnreisende gegeben.

Die luxemburgische Bahngesellschaft (CFL) setzt rund 50 Sicherheitsleute auf sensiblen Strecken ein. Außerdem werden die Waggons mit Videokameras überwacht. Trotz Kameraüberwachung ist es im Großherzogtum immer wieder zu Überfällen in den Zügen gekommen. So beispielsweise Mitte Dezember 2011 auf der Zugstrecke zwischen Rodange und Luxemburg-Stadt oder im Oktober 2009 zwischen Ettelbrück und der Landeshauptstadt.
Im Jahr 2011 wurden nach CFL-Angaben 37 Bahnmitarbeiter attackiert. Nicht bekannt ist, wie viele Angriffe auf Bahnkunden es in diesem Zeitraum gegeben hat.

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