Schlag’ nach bei Pückler

OSBURG. Als die Gemeinde Osburg mit der Erschließung ihrer Neubaugebiete begann, standen auch die vorgeschrieben natürlichen Ausgleichsflächen auf dem Plan. Osburg machte die Pflicht zur Kür: Am Rand des Osburger Forstes entstand das Pilotprojekt "Naturschutz und Naherholung". Nun hofft die Gemeinde, dass der Eifer auch vom Land gewürdigt wird.

 Im deutlich gelichteten Baumbestand: Revierleiter Clemes Philipps erklärt den Schülern, wie der Wald bearbeitet und in die Ausgleichsfläche einbezogen wurde. Foto: Friedhelm Knopp

Im deutlich gelichteten Baumbestand: Revierleiter Clemes Philipps erklärt den Schülern, wie der Wald bearbeitet und in die Ausgleichsfläche einbezogen wurde. Foto: Friedhelm Knopp

Auch bei den betreffenden Baugebieten "Beim Kirschbäumchen/Auf dem Bautel" hatte die Ortsgemeinde schon neue Weg beschritten. Die erschlossenen Grundstücke erhielten mit Hilfe eines Versickerungssystems eine "kanalfreie" Oberflächenentwässerung, die sich inzwischen als höchst effizient, umweltfreundlich und als kostensparend für die Anlieger erwiesen hat. Ebenso unkonventionell ging Osburg auch bei der Planung der rund 3,25 Hektar umfassenden Ausgleichsflächen vor. Statt einfach ein brach liegendes Areal am Ortsrand mit ein paar Büschen und Obstbäumen zu bepflanzen, zog man zunächst die Umweltplaner an der Universität Kaiserslautern zu Rate. Den Wald in die Gestaltung einbezogen

Ziel war es, in der Nähe des Neubaugebietes einen natürlichen Freizeitraum zu schaffen. Als dafür geeignet erwies sich ein rund 30 Meter breiter und etwa 350 Meter langer Streifen am Rande des Osburger Forstes. Auch der Wald sollte mit in die Flächengestaltung einbezogen werden. Die Kaiserslauterner Experten machten sich unter der Federführung von Professor Robert H. Beckmann an Werk. Allerdings wollten sie nicht das Rad ganz neu erfinden, sondern schauten auf die Altvorderen. Schon im 18. Jahrhundert hatte sich der damals richtungsweisende Landschaftsformer Fürst Hermann von Pückler mit der Frage befasst, wie sich der Übergang vom Wald ins Grasland so gestalten lässt, dass ein natürlich wirkender Lebensraum entsteht - ohne den üblichen harten Bruch zwischen Baumbestand und Grünflächen. Als der Trierische Volksfreund im November 2004 über das Osburger Projekt berichtete, hatte der mit Bäumen, Büschen und Gehölzen hergerichtete Vegetationsstreifen entlang des Waldrandes schon ganz deutlich Gestalt angenommen. Dagegen wirkte der angrenzende und noch unbearbeitete Wald dunkel und dicht wie eine Mauer. Als die neue Ausgleichsfläche nun Besuch von der fünften und sechsten Klasse der Regionalen Schule Osburg erhielt, war auch dieser Kontrast verschwunden. Begrüßt wurden die Kinder und ihre Lehrer Tanja Krieger und Albert Klaeser von Ortsbürgermeister Werner Mergens, Bürgermeister Bernhard Busch, Revierförster Clemens Philipps und Projektleiter Professor Beckmann. Ebenfalls beim Rundgang dabei waren die beiden Ausführenden: Landschaftsgärtner Markus Schmitt und Gemeindearbeiter Otto Wagner. Bio-Unterricht in der Natur

Trotz des ungewöhnlichen "Klassenzimmers" in freier Natur ließen sich die Schüler kaum ablenken, als Projektleiter Beckmann, Ortsbürgermeister Mergens und Revierleiter Philipps das Projekt erklärten. Besonders hob Mergens den Einsatz von Markus Schmitt und Otto Wagner hervor. Die haben auf dem rund 350 Meter langen Vegetationsstreifen vor dem Wald seit November 2005 rund 1000 Gewächse gepflanzt: Buschgehölze, Einzelbäume, Streuobst und kleinere Strauchgruppen. Der einst dichte Lärchenbestand ist im Winter 2004/2005 durchforstet worden. Dieser nun deutlich ausgedünnte und angenehm hell wirkende Waldstreifen soll teilweise mit Buchen bepflanzt werden. Begeistert nahmen die Jungen und Mädchen die erste Sitzgruppe mit Bänken und massivem Eichentisch "in Besitz". Dort erfuhren sie auch, dass der nebenan plätschernde Thielenbach, der am Waldrand einen kleinen Teich bildet, mit zur Speisung der Riveristalsperre beiträgt und daher als Trinkwasserspender besonders vor Verschmutzung geschützt werden muss. Die Gemeinde Osburg hat sich für den Umweltpreis 2005 des Landes Rheinland-Pfalz beworben. Und angesichts des Geleisteten stehen die Chancen nicht schlecht.

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