Schlaglochpiste vor den Toren der Stadt

Hermeskeil · Schlagloch-Piste statt gut ausgebauter Landstraße: Der traurig-marode Zustand der Verbindungsstraße aus der Stadt Hermeskeil hinaus ins Industriegebiet Grafenwald erregt die Gemüter. Anlieger, Berufspendler, Kunden und Lieferverkehr sind betroffen. Kurzfristig ist keine Grundsanierung möglich.

 So tief sind die Löcher in der Asphaltdecke. Frederik Trösch nimmt auf der stark ramponierten Straße zum Hermeskeiler Industriegebiet mit dem Zollstock Maß. TV-Foto: Jürgen C. Braun

So tief sind die Löcher in der Asphaltdecke. Frederik Trösch nimmt auf der stark ramponierten Straße zum Hermeskeiler Industriegebiet mit dem Zollstock Maß. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil. Es wird kräftig gebaut und investiert im Industriegebiet Grafenwald. Etliche Unternehmen gehören seit Jahren und Jahrzehnten zum Bild an der "Damfloser ", wie die ehemalige Kreisstraße genannt wird. In den vergangenen Jahren kamen ständig Firmen hinzu. Das bedeutetete: Mehr Steuereinnahmen für die Stadt, aber auch mehr Autoverkehr. Wagen, Motorräder und Fußgänger müssen sich seit Wochen über eine holprige, löchrige, vom Frost zerfressene Straße quälen.
Slalom zwischen Löchern


"Im Verlauf des Winters ist es schon sehr schlimm geworden", beurteilt Frederik Trösch vom Bestattungshaus Trösch im Sangenbruch den Straßenzustand. "Man muss Slalom zwischen den Löchern fahren, sonst gibt es jedes Mal einen heftigen Schlag auf die Achse." Im vergangenen Herbst, so Trösch, habe die Stadt die damals vorhandenen Passagen vor allem unmittelbar am Stadtausgang notdürftig geflickt, "aber durch den Frost sind richtige tiefe Krater entstanden".
Betroffen ist etwa die Firma Toussaint im Industriegebiet. "Unsere 30 Mitarbeiter befürchten Achsbrüche an ihren Fahrzeugen", skizziert Niederlassungsleiter Hans Eiden das Szenario. Toussaint ist zudem durch den Anlieferverkehr auch mit schweren Nutzfahrzeugen betroffen. "Eine Straße in diesem miserablen Zustand ist schon starker Tobak."
Schäden am eigenen und an Fahrzeugen von Mitarbeitern beklagt Marion Wagner, Assistentin der Werksleitung der Firma Pax. "Unser LKW-Verkehr wird über die Autobahn abgewickelt, aber etwa die Hälfte unserer 80 Mitarbeiter muss die Straße aus Hermeskeil heraus benutzen." Bereits im November 2012 habe es Beeinträchtigungen durch tiefer liegende Kanaldeckel vor dem Werksgelände gegeben. "Das wurde behoben. Aber auf Dauer kann das so kein Zustand sein."
Der misslichen Lage ist man sich auch bei der Stadt bewusst. Der sind jedoch aufgrund anderer baulicher Maßnahmen die Hände gebunden. Vorerst wird man sich mit notdürftigen Flickarbeiten bescheiden müssen, um das Gröbste an Schäden und Beeinträchtigungen zu vermeiden, sagt Bürgermeister Udo Moser.
Der Grund: Die weiteren Arbeiten an der Koblenzer Straße, die frühestens im Jahr 2014 in Angriff genommen werden können, dürften auch Umleitungen beinhalten. Die wiederum würden über die Verbindungsstraße von der Stadt Richtung Industriegebiet führen. Was zur Folge hätte, dass das malträtierte Asphaltband weiter verschandelt würde. "Wir haben die komplette Sanierung der Straße deshalb zeitlich hinausgeschoben, weil wir den Umleitungsverkehr nicht über eine eben erst aufwändig instand gesetzte Strecke schicken wollen", sagt Moser.
Warten auf das Winterende


Fazit: Nach diesem Winter soll erst einmal dort geflickt werden, wo die größten Schäden sind. Wann das sein wird, ist aber noch offen. "Sobald die Witterung es zulässt", sagt Moser. Nach Auskunft des Bauhofleiters Volker König wurden die tiefsten Löcher bereits mit Kaltteer aufgefüllt.
Wie viel Geld für die Flickarbeiten auf dieser Straße ausgegeben werden muss, lässt sich laut Moser noch nicht absehen. "Wir können dazu noch keine konkreten Angaben machen. Unser Problem ist auch, dass die Kommune da nicht auf das Umlagen-Prinzip zurückgreifen kann, weil es keine Anlieger gibt." Der Griff ins reichlich löchrige Stadtsäckel wäre dementsprechend schmerzhaft, denn: "Wem\'s gehört, der bezahlt." Und das ist in diesem Falle die Stadt Hermeskeil.Extra

Wer zahlt meine Schäden, wenn ich in ein Schlagloch fahre?Was muss ich tun, wenn mein Auto durch ein Schlagloch beschädigt wurde? Der TV rät: Gehen Sie auf Nummer sicher. Fotografieren Sie Beweise: den Schaden am Fahrzeug, das Schlagloch und die Verkehrsbeschilderung vor Ort. Zwar sind Städte und Kommunen verpflichtet, auf Straßenschäden aufmerksam zu machen, dennoch müssen Sie beweisen, dass Sie vor den Löchern im Asphalt nicht gewarnt worden sind. Die Vollkaskoversicherung übernimmt zwar den Schaden, der durch ein Schlagloch am Auto entstehen kann. Allerdings muss nach der Straßenverkehrsordnung jeder Fahrer sein Fahrverhalten den Witterungsbedingungen und den Straßenverhältnissen anpassen. Glatteis-Unfälle kommen zudem häufiger vor als Schlagloch-Schäden. Auch hier übernimmt die Vollkaskoversicherung den Schaden am eigenen Auto. Das Verkehrsopfer erhält die Reparaturkosten von der Kfz-Haftpflichtversicherung. Zahlen Stadt oder Kommune meine Schäden? 2006 sprach das Landgericht Meiningen einer Autofahrerin einen Schlaglochschaden in Höhe von 403,63 Euro zu. Sie konnte der Stadt Suhl Mängel bei der Absicherung von Fahrbahnschäden nachweisen. Doch es gibt auch anders lautende Urteile. Darin heißt es zur Begründung: Bei schlechten Straßenzuständen, ausreichender Beschilderung und angemessener Fahrweise können Schäden vermieden werden. jüb

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