Schmerzen als Hilfe-Schrei

HERMESKEIL. Sie verletzen sich selbst, ritzen, schnippeln und kratzen ihren Körper. Die Lebensberatung Hermeskeil meldet, dass zehn Prozent der Jugendlichen, die 2002 Beratung suchten, ihrem Körper bewusst Schaden zufügten. In den meisten Fällen sind es Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren.

"Durchdie Schädigung ihres Körpers versuchten die Mädchen, eine tiefeseelische Verletzung zu kompensieren. Indem sie sich körperlichenSchmerz zufügten, suchten sie Erleichterung von seelischenSchmerzen", erklärt eine Beraterin aus Hermeskeil. Stabile Beziehung aufbauen

Jede Verwundung sei ein Schrei um Hilfe, ein Appell um Beachtung. 1100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene hatten im vergangenen Jahr im Rahmen von Beratung Kontakt mit der Lebensberatungsstelle Hermeskeil des Bistums Trier. Zusätzlich erhielten 596 Menschen als Teilnehmer bei verschiedenen Veranstaltungen der Lebensberatung Rat, Unterstützung und Weiterbildung.

Warum fügt sich ein Mensch bewusst Schmerzen und Schaden zu? Körperliche und sexuelle Gewalterfahrung, seelische Vernachlässigung, schwierige Familienverhältnisse, der Entzug elterlicher Liebe oder Trennungs- und Scheidungsdramen sind die Ursachen, die Beraterinnen und Berater aus den betroffenen Jugendlichen herausholen.

"Jugendliche, die sich selbst verletzen, wünschen sich mehr Beachtung, Zeit, Anerkennung von den Eltern", so die Expertin der Lebensberatung. In der Beratung sei es wichtig, zu verdeutlichen, dass das Kind weder krank noch verrückt ist. "Entscheidend ist, wieder eine sichere und stabile Beziehung zwischen den betroffenen Jugendlichen und ihrer Bezugsperson aufzubauen." So werde es möglich, Geschehnisse aus der Vergangenheit zu verarbeiten und Selbstverletzungen künftig zu verhindern.

In der Erziehungsberatung waren 2002 neben Unsicherheiten und Differenzen in Erziehungsfragen Probleme bei Trennung und Scheidung, Konflikte zwischen Familienmitgliedern sowie Begleitung bei Krankheit, Unfall oder Tod wichtige Themen. In der Ehe-, Familien- und Lebensberatung waren unter anderem mangelnde Konfliktlösungsstrategien, Hilfen in Krisen sowie Trennungsabsichten zentrale Punkte.

Trennungsfragen und ihre Folgen sind für die Kinder und Jugendlichen, die zur Hermeskeiler Lebensberatungsstelle kommen, ein wichtiges Thema - 51 Prozent leben nicht mehr in ihrer Ursprungsfamilie.

Die durchschnittliche Beratungsdauer lag im vergangenen Jahr bei sieben Stunden. Die Kosten der Lebensberatungsstelle lagen bei 260 000 Euro, wovon das Bistum Trier 44 Prozent finanzierte. Jeweils 19 Prozent der Kosten wurden vom Kreis Trier-Saarburg und vom Land Rheinland-Pfalz übernommen, den Rest der Kosten teilten sich die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell und Ruwer. Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten.

Die Beratung ist kostenlos

Die Hermeskeiler Lebensberatungsstelle befindet sich im Hirtenweg 2a. Telefonisch erreichbar ist das Beratungsteam montags bis freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr und montags bis donnerstags von 14 Uhr bis 16 Uhr unter der Nummer 06503/6031.

Offene Sprechstunden finden jeweils dienstags von 9 Uhr bis 11 Uhr in den Räumen der Lebensberatung statt. Dann gibt es ohne Voranmeldung einen ersten Beratungstermin, um Fragen zu klären oder sich anzumelden. Bei Bedarf sind auch offene Sprechstunden in den Kindertagesstätten in Kell am See, Osburg und Hermeskeil möglich.

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