Schneller als der Notarzt

Wincheringen-Söst · Wenn Minuten über Leben und Tod entscheiden, ist die Truppe von First Responder (FRP) gefragt. Sie leben an der Obermosel und sind deshalb in der näheren Umgebung schneller beim Patienten als der Rettungswagen, der von Saarburg oder Konz kommen muss. Seit 2004 wurden in 810 Einsätzen rund 1000 Patienten versorgt.

Schneller als der Notarzt
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Wincheringen-Söst. First Responder (FRP) sind Ersthelfer vor Ort, die schneller beim Patienten sind als der Notarzt mit dem Rettungswagen. Seit zehn Jahren leisten Thomas Fischer, Ike Schuster und Toni Betzhold von Söst aus diese ehrenamtliche Arbeit an der Obermosel mit Schwerpunkt Wincheringen und Nittel. Die drei sind als Rettungsassistent und Krankenpfleger vom Fach, mit Berufserfahrung zwischen 15 und 22 Jahren.

"Ich hab' da mal nachgerechnet. Es sind in dieser Zeit 810 Einsätze gewesen, bei denen rund 1000 Patienten versorgt wurden", rechnet Toni Betzhold vor. Leider habe man nicht alle retten können. "Mein schlimmster Einsatz war, als sich jemand vor den Zug geworfen hat", erinnert sich Ike. Für Thomas Fischer war es die Wiederbelebung einer Siebenjährigen, die aber leider später im Krankenhaus starb. "Bei Herzinfarkten oder Schlaganfallpatienten können wertvolle Minuten gewonnen werden, die über Leben und Tod entscheiden können", erklärt Toni, warum die Hilfe, die aus der Nähe kommt, so wertvoll ist.

80 bis 100 Mal rückt die Truppe pro Jahr aus. Seit es sie gibt, sind die Überlebenschancen von Notfallpatienten um 25 Prozent gestiegen. Geht ein Notruf von der Rettungsleitstelle in Trier ein, fahren die drei mit ihren Privatwagen zum Einsatzort. Darin haben sie alles, was sie brauchen: Notfallkoffer, Kindernotfallkoffer, Defibrillator, Sauerstoffflasche, Absaugpumpe und eine Traumatasche mit Halskrausen und Schienen für Knochenbrüche. Diese Ausrüstung gehört ihnen persönlich, finanziert durch Spenden. Da die drei Retter jedoch nicht immer zu Hause sind, ist Nachwuchs bei dieser Art von Ersthilfe nötig. In Wincheringen wollen zwei weitere Leute mitmachen, ein Rettungsassistent und eine Krankenschwester.

Träger von First Responder sind die beiden Verbandsgemeinden Saarburg und Konz. "Wir sind froh, dass es für die entlegeneren Gebiete der Verbandsgemeinde First Responder gibt, vor allem in Verbindung mit der Air Rescue aus Luxemburg", sagt der Saarburger Bürgermeister Jürgen Dixius. Die Topographie verlange sonst eine zu lange Fahrzeit des Rettungswagens.
Der Ortsbürgermeister von Nittel, Peter Leo Hein, weiß aus eigener Erfahrung durch den Notfall in der Familie: "Ohne First Responder wäre Nittel ein weißer Fleck in der Notfallversorgung."
Für den Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden ist die FRP-Truppe eine notwendige Ergänzung in der Rettungskette: "Das sind fachkundige Leute, die vor Ort den Ernst der Lage gut einschätzen können." Der Notarzt ist dennoch nötig, weil er umfangreicher behandeln darf als Sanitäter.

Landrat Günther Schartz sähe es jedoch lieber, First Responder bei den Feuerwehren und dem Katastrophenschutz statt den Verbandsgemeinden anzusiedeln: "Das wäre eine rechtlich bessere Absicherung, und der Kreis müsste auch für die Finanzierung sorgen." Das habe man beim Land auch schon so beantragt. Herausgekommen sei aber bislang nur ein Ehrenamtspreis für die Söster Retter.Extra

Wie wertvoll Ersthelfer für die Bevölkerung sind, zeigen Straßenfeste, die in Nittel und Onsdorf gefeiert wurden, weil FRPler Kinder nach Unfällen retten konnten. Detailliert wird im Internet auf www.frp-obermosel.de über die Arbeit informiert. Dort kann man auch Mitglied im Förderverein werden. doth

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