Schnellstraße für Radler: Schweich, Konz und Trier wollen Pendlerroute

Schweich/Konz/Trier · Mit dem Rad zur Arbeit zwischen Trier, Schweich und Konz? Noch müssen die radelnden Pendler viele Hindernisse überwinden - vor allem in der Stadt Trier. Künftig könnte aber eine Radschnellstraße entstehen - zumindest, wenn es nach den Rathauschefs der drei Städte geht.

 Mit dem Fahrrad vom Wohnort Föhren zur Arbeit nach Trier-Nord: Ulrich Urbanek ist sportlich und umweltschonend unterwegs. Foto: Privat

Mit dem Fahrrad vom Wohnort Föhren zur Arbeit nach Trier-Nord: Ulrich Urbanek ist sportlich und umweltschonend unterwegs. Foto: Privat

Foto: (h_tl )

Das Moseltal zwischen Schweich, Trier und Konz hat Potenzial für eine Radschnellverbindung. Das ist das Ergebnis einer Studie des Landesbetriebs Mobilität (LBM, siehe Extra). So wird es wahrscheinlicher, dass Bund und Land hohe Zuschüsse gewähren, wenn die Kommunen ihr Radwegenetz auf Berufspendler zugeschnitten ausbauen. Und das ist vor allem in der Trierer City nötig, wie Erfahrungsberichte von Radpendlern zeigen .

Städte ergreifen Initiative: Zwei Jahre nach Erstellung der LBM-Studie, die aus dem Jahr 2014 stammt, wollen der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden, die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde (VG) Schweich, Christiane Horsch, und der Trierer Baudezernent Andreas Ludwig Nägel mit Köpfen machen und die Mammutaufgabe angehen. "Bis Jahresende wollen wir gemeinsam eine Machbarkeitsstudie beauftragen", versichert Frieden. In Schweich steht diese schon auf der Tagesordnung des VG-Rats, der heute ab 18 Uhr im Rathaus tagt. Allerdings könnte der Punkt laut TV-Informationen noch zurückgezogen werden, weil weitere Absprachen notwendig sind.

Was einen Pendlerradweg ausmacht: Susanne Keeding, Pressesprecherin des zuständigen Landesverkehrsministeriums, erklärt dem TV, was einen Pendlerradweg von den bestehenden Wegen unterscheidet: "Bisherige Radwege haben vor allem die Aufgabe, die Orte und Landschaften für das Fahrrad zu erschließen." Dabei stünden meist touristische Aspekte im Vordergrund. Ziel einer Pendlerroute sei, Radfahrer auf einer definierten Strecke besonders schnell und mit besonders wenig Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmern ans Ziel gelangen zu lassen, sagt Keeding.

Dazu seien zum Beispiel besondere Vorfahrtsregeln erforderlich. Im Klartext bedeutet das: Radfahrer haben an Kreuzungen Vorfahrt, wo sie bisher warten müssen. So sollen hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten ermöglicht werden. Der Konzer Bürgermeister Frieden bringt es auf den Punkt: "Wer mit dem Rad fährt, soll am Fahren bleiben." Da sei der Moselradweg zwar eine Grundlage, aber vor allem bei den Verkehrsknotenpunkten gebe es Nachholbedarf, um zum Beispiel Gewerbegebiete und Innenstädte an das bestehende Netz anzuschließen, sagt er.

Ziel: Auch aus Umweltschutzaspekten sind Radschnellstraßen interessant. Keeding: "Vor allem in Ballungsräumen gibt es Anstrengungen, den motorisierten Individualverkehr durch umweltfreundliche Verkehrsmittel so weit wie möglich zu ersetzen." Pendlerradrouten seien ein geeignetes Instrument, wenn Ziele - Wohn- und Gewerbegebiete - dicht beieinanderliegen und die Zahl der potenziellen Radfahrer groß ist. Dann sei eine Verlagerung vom Auto und zum Fahrrad möglich.

Visionäre Vorbilder: Radschnellstraßen gibt es in Rheinland-Pfalz bisher nicht. Allerdings finden sich Vorbilder in Niedersachsen, Holland oder Dänemark. In Göttingen zum Beispiel verbindet ein Radschnellweg den Bahnhof mit dem Nordcampus der Universität. Viele niederländische Großstädte haben ein gutes Fahrradnetz, und die dänische Hauptstadt Kopenhagen gilt als Radfahrer-Paradies. Laut einem Artikel der Wirtschaftswoche hat die Stadt dafür seit 2006 etwa 150 Millionen Euro in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur investiert.

Die Radwege sind im Schnitt drei Meter breit, und Radfahrer haben Vorrang vor Autos. Es gebe auch weniger Verkehrsverstöße von Radlern, weil das Verkehrsnetz auf sie zugeschnitten sei, bestätigt eine Studie, die in dem Artikel zitiert wird. Innerhalb der dänischen Hauptstadt mit 590 000 Einwohnern fahren 60 Prozent der Bürger mit dem Rad zur Arbeit, Schule oder Uni, zusammengerechnet mit dem Umland liegt der Anteil der Radler bei 42 Prozent. Von diesen Zahlen sind die Stadt und die Region Trier weit entfernt.
Meinung

Umbau zahlt sich letztlich ausErst wenn Autofahrer anhalten müssen, sobald ein Radfahrer kommt, steigen sie vielleicht selbst um. Und egal, ob sie dann ein E-Bike oder Fahrrad nutzen: Trier, Konz und Schweich täten ein paar Autos weniger sehr gut. Die Luft wäre besser, es gäbe weniger Lärm und vielleicht sogar weniger Unfälle. Die Städte wären wohl insgesamt attraktiver. Deshalb ist es begrüßenswert, dass sich im Trie rer Tal, wo sehr viele Kurzstrecken mit dem Auto zurückgelegt werden, die Kommunen für Radschnellwege einsetzen. Die Anfangsinvestitionen könnten wieder reingeholt werden, wenn der Autoverkehr merklich abnimmt. Die Instandhaltung von Radwegen ist schließlich günstiger als die von Straßen. Denjenigen, die nun mit den Kampfradlern kommen, die sich nicht an Regeln halten, sei eines gesagt: Je radfahrerfreundlicher eine Stadt ist, desto weniger Verstöße gibt es. Das zeigt das Beispiel Kopenhagen, wo der Radleranteil besonders hoch ist. c.kremer@volksfreund.deExtra

In der Studie des Landesbetriebs Mobilität (LBM) zu den Radschnellverbindungen in Rheinland-Pfalz gilt neben dem Raum Trier auch die Strecke zwischen Mainz, Ingelheim, Bingen als Potenzialraum. Für das dortige Pilotprojekt erstellt ein Planungsbüro zurzeit eine Machbarkeitsstudie auf Kosten des Landes Rheinland-Pfalz. Fünf weitere Korridore hat der LBM zwischen Remagen/Linz am Rhein und Bonn, Neuwied, Koblenz und Boppard, Worms und Karlsruhe, Landau und Neustadt an der Weinstraße sowie zwischen Kaiserslautern und Landstuhl identifiziert. Bei der konkreten Umsetzung winken Zuschüsse. cmk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort