"Schock für den gesamten Hochwald"

Niederlosheim/Nunkirchen · Der Holzfaserplatten-Hersteller Homanit hat Entlassungen am Standort Niederlosheim angekündigt. Parteiübergreifend üben Kommunalpolitiker nun Kritik an den Plänen des Unternehmens.

 Einem Teil der Beschäftigten beim Holzfasserplatten-Hersteller Homanit droht die Arbeitslosigkeit. Foto: DPA

Einem Teil der Beschäftigten beim Holzfasserplatten-Hersteller Homanit droht die Arbeitslosigkeit. Foto: DPA

Niederlosheim/Nunkirchen. "Dass 120 Stellen abgebaut werden sollen, ist katastrophal", sagt der Homanit-Betriebsratsvorsitzende Norman Brachmann. Der Stellenabbau sei vor allem deshalb nicht vorhersehbar gewesen, weil das Unternehmen noch vor einem Jahr den Ausbau des Veredelungszentrums in Erwägung gezogen habe. Also genau der Bereich, der jetzt in Niederlosheim wegfallen soll.
"Es wird sich in so kurzer Zeit sicherlich keine sozialverträgliche Lösung für alle betroffenen Mitarbeiter finden lassen. Ferdinand Weidig, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Völklingen, bezeichnet den geplanten Stellenabbau als "Schock für die Mitarbeiter, deren Familien und die gesamte Hochwaldregion".
Unterstützung erfahren die Homanit-Beschäftigten derweil von der Politik: Der Waderner Bürgermeister Fredi Dewald ist "verärgert und sauer". Auch er wolle um den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen.
Die Ankündigung von Homanit, 120 Stellen abzubauen, könne niemanden kalt lassen, meint der Sprecher der Wählerliste Pro Hochwald und Nunkircher Ortsvorsteher Jochen Kuttler. Pro Hochwald war über die öffentliche Kontroverse um ein von Homanit geplantes Biomasse-Heizkraftwerk vor einigen Jahren zur lokalpolitischen Kraft in der Region geworden und besitzt mittlerweile im Ortsrat Nunkirchen und im Stadtrat Wadern bedeutendes politisches Gewicht.
Abgesehen davon, dass eine solche Ankündigung kurz vor Weihnachten mehr als instinktlos sei, zeuge das Vorgehen nach Kuttlers Worten von einer "Gutsherrenart, die ihresgleichen sucht". Man könnte noch ein wenig Verständnis für die Unternehmensleitung haben, wenn Homanit sich in einer tiefen Krise befände. Aber den globalen Preisdruck als Entlassungsgrund anzuführen, sei derart banal, dass einem wirklich die Worte fehlten. Kuttler: "Denkt man diese Logik weiter, dürfte kein Unternehmen mehr an irgendwelchen Standorten festhalten." In Niederlosheim werde ohne Not gestrichen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Müller erklärt: "Am Homanit-Standort Niederlosheim stehen hoch motivierte Arbeitskräfte zur Verfügung. Die Verlagerung einzelner Produktionsbereiche nach Polen und die damit verbundenen Arbeitsplatzverluste können so einfach nicht nachvollzogen werden."
Der Rat wollte gestern Abend über eine Resolution zur Sicherung des Homanit-Standortes in Niederlosheim beraten. Das Abstimmungsergenis war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Die Tatsache, dass die saarländische Landesregierung vor drei Jahren mehr als sechs Millionen Euro für die Umlegung der Bundesstraße 268 bereitgestellt hat, zeigt die große Hilfestellung, die das Land dem Unternehmen für die geplanten Betriebserweiterungen gegeben hatte. Die Homanit-Gruppe hatte die Umlegung der Bundesstraße zur Bedingung für den Erhalt des Standortes gemacht.
Norbert Müller: "Auch die Gemeinde Losheim am See hatte sich an den Kosten der Firmenansiedlung mit einem finanziellen Beitrag in Höhe von 755 000 Euro beteiligt - alles vor dem Hintergrund der langfristigen Sicherung der Arbeitsplätze." Die jetzt laut gewordenen Zukunftspläne ließen bei manchen das Gefühl aufkeimen, an "Heuschrecken-Investoren" geraten zu sein.
Der Losheimer CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Palm nennt den geplanten Stellenabbau einen massiven Einschnitt für den Hochwald, der die gesamte Region arbeitsmarktpolitisch vor große Herausforderungen stelle.
Extra

318 Mitarbeiter sind derzeit am Standort Niederlosheim der Homanit GmbH beschäftigt. Grund sei eine Neuausrichtung des Unternehmens, um auf dem internationalen Markt weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, heißt es in einer Pressemitteilung. Einzelne Fertigungsbereiche sollen an andere Standorte ausgelagert werden. So auch ins polnische Krosno, wo Homanit im Juli dieses Jahres den Mitkonkurrenten Hardex übernommen hat. red

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