Schöne arme Stadt

SAARBURG. Am besten lässt sich der Anblick in einem der Straßencafés genießen. Unten gurgelt die Leuk fröhlich den Wasserfall hinab, die Burgruine grüßt majestätisch, und über den Dächern der Altstadt ragen die Weinberge steil in die Höhe. Es dürfte schwer fallen, Saarburg nicht sofort ins Herz zu schließen. Und doch ist nicht alles eitel Sonnenschein in einer Stadt, die nur über eine geringe Wirtschaftskraft verfügt.

Als exemplarisch für die Situation Saarburgs kann der Weinbau gelten: Malerisch bedecken die Rebstöcke beide Uferhänge der Saar. Doch immer öfter unterbrechen brach liegende Flächen die regelmäßige Geometrie der Weinberge. Noch gut eine Handvoll Haupterwerbswinzer gebe es in der Stadt, sagt Stadtbürgermeister Franz-Josef Blatt, und fügt hinzu: "Das waren früher ganz andere Zahlen." Doch wenn die Weinberge verschwinden, könnten auch die Touristen ausbleiben, die einen "nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor für die Stadt" darstellen, wie das Stadtoberhaupt sagt. Gut 200 000 Übernachtungen zählten die Hotels und Pensionen im Jahr 2002. Durchschnittlich blieb jeder Gast 4,5 Tage in der alten Glockengießerstadt. Die Gießerei ist mittlerweile ein Museum - wie beinahe die ganze Stadt. "Kulturell gesehen ist Saarburg ein Freilichtmuseum", heißt es auf der Internetseite www.saarburg.de. Das ist nicht übertrieben. Die malerische Innenstadt mit ihren verwinkelten Gässchen, die seit den siebziger Jahren unter Denkmalschutz steht, wurde in den vergangenen Jahrzehnten sorgfältig restauriert. Über den Dächern thront die Saarburg, die im Jahre 964 von Graf Siegfried von Luxemburg erbaut wurde und der heute 6500 Einwohner zählenden Stadt ihren Namen gab. Die Leuk, die sich seit dem 16. Jahrhundert durch den Stadtkern schlängelt und über einen Wasserfall in die Saar mündet, verleiht dem Zentrum zusätzliche Romantik. Jürgen Dixius, Vorsitzender des Marketing-Vereins, kann problemlos weitere Vorzüge Saarburgs aufzählen: Die relative Nähe zu Trier, Saarbrücken, Luxemburg und Metz machen das Städtchen zu einem idealen Ausgangspunkt für Tagesausflüge, sagt Dixius. Doch nicht nur für Touristen, auch für seine Bewohner habe Saarburg einiges zu bieten, etwa eine "gute Vereinsstruktur", die viele Freizeitaktivitäten anbiete, sowie einen intakten Einzelhandel. Doch gerade der hat in den vergangenen Jahren die Konkurrenz der Verbrauchermärkte zu spüren bekommen. Das ist für die Wirtschaftskraft der Stadt umso gravierender, als große Industriebetriebe fehlen. Bedeutendster Arbeitgeber am Ort ist das Kreiskrankenhaus mit seinen etwa 400 Mitarbeitern. Deshalb setzt sich Dixius für die Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes ein, um neben dem Tourismus weitere Einnahmequellen zu erschließen. Denn in der Stadtkasse sieht es seit einigen Jahren ziemlich düster aus. "Wir können nur noch die allernotwendigsten Maßnahmen durchführen", sagt Stadtbürgermeister Blatt, so genannte freiwillige Ausgaben seien kaum mehr möglich. Viele Arbeiten blieben liegen, etwa die Straßenerneuerung in der Innenstadt. Am Montag in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah": Stand der Dinge beim Standortmarketing.

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