Schöner Bahnhof, hoher Schuldenberg

Der Netto-Schuldenberg der Stadt Konz wächst 2009 auf rund 21,7 Millionen Euro an. Das ergibt sich aus dem aktuellen Haushalt, den der Stadtrat vorgestern verabschiedet hat. Für Investitionen sind fast 11,7 Millionen Euro vorgesehen, die vor allem der Jugend zugute kommen.

 Eines von 84 Projekten, die in Konz 2009 angegangen werden, ist die Erneuerung des Hauptbahnhofs. TV-Foto: Archiv/Anke Pipke

Eines von 84 Projekten, die in Konz 2009 angegangen werden, ist die Erneuerung des Hauptbahnhofs. TV-Foto: Archiv/Anke Pipke

Konz. 21,9 Millionen Euro hat kürzlich ein anonymer Sammler für einen Lehnsessel aus braunem Leder von der irischen Designerin Eileen Gray bei der Versteigerung des Nachlasses von Yves Saint Laurent bezahlt. Den Ertrag aus diesem Sesselverkauf bräuchte die Stadt Konz, um ihren Schuldenberg Ende 2009 abtragen zu können.

Fast 7,5 Millionen Euro Netto-Neuverschuldung sind im städtischen Haushalt 2009 vermerkt. Sowohl Ergebnis- als auch Finanzhaushalt schließen mit etwa 3,5 Millionen Euro im Minus ab. Zum ersten Mal wurde das 343-seitige Werk nach den Regeln der Doppik - doppelte Buchführung - erstellt. Die Umstellung kostete Verbandsgemeinde und Stadt 600 000 Euro (der TV berichtete). Die Stadt will das Krisenjahr nutzen, um neue, günstige Kredite in Höhe von 8,3 Millionen Euro aufzunehmen und lange geplante Projekte anzugehen.

Dadurch wächst die Schuldenlast. "Wichtig sind uns vor allem Investitionen im Jugend- und Familienbereich und in die allgemeine Infrastruktur", sagt Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. Deshalb gehören zu den 84 Investitionsmaßnahmen unter anderem die Generalsanierung der Grundschule St. Nikolaus (306 000 Euro) sowie der Abbruch und Neubau des Kindergartens St. Johann in Karthaus (600 000 Euro). Die Infrastruktur soll zum Beispiel durch die Sanierung der Brücke in der Granastraße (760 000 Euro) und die Neugestaltung des Konzer Hauptbahnhofs (700 000 Euro) gestärkt werden.

Am meisten kosten jedoch neue Wohngebiete: "Roscheid V" schlägt mit 1,3 Millionen Euro zu Buche und "Pferdsgarten" in Konz-Könen mit 2,5 Millionen Euro. In diesen Investitionen liegt aber auch eine Chance für die Zukunft. Nicht nur mit Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf, auch mit Erträgen aus der Einkommenssteuer der Neu-Konzer, die dort leben werden, ist zu rechnen.

Die Erträge aus der Einkommenssteuer sind schon jetzt mit rund fünf Millionen Euro höher als die aus der Gewerbesteuer (4,5 Millionen Euro). Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Erträge um fast sechs Millionen Euro gesunken. Das lässt sich nicht nur mit der Wirtschaftskrise erklären: Vergangenes Jahr kam der Geldsegen laut Frieden durch größere Nachzahlungen zustande, so dass die Stadt 2008 etwa 10,3 Millionen Euro verbuchen konnte.

Trotz der hohen Neuverschuldung verabschiedeten die Stadtrats-Fraktionen der CDU, SPD, FWG und FDP den Haushalt. Der erhöhten Schuldenlast trugen alle Fraktionssprecher Rechnung, indem sie zu Sparsamkeit - zumindest im Einzelfall mahnten. Aber nur die Grünen lehnten den Haushalt deshalb als Gesamtwerk ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort