Schönheit für den Alltag

MEHRING. Keine Kompromisse kennt Anne Hein, wenn es um ihre künstlerische Arbeit geht. In ihrer Glaserwerkstatt "Anthana" in Mehring fertigt sie Kunstwerke, die eine eigene Sprache sprechen.

Routinearbeit ist für die Glasermeisterin ein Fremdwort. Jedes Stück, das sie aus dem zerbrechlichen Material formt, ist ein Unikat. "Leute, die den Weg zu mir finden, ist Gestaltung wichtig, die wollen etwas Besonderes", sagt die 29-Jährige. Nach mehreren Jahren der Selbständigkeit in Zeltingen kreiert und gestaltet Anne Hein seit einem Jahr ihre Objekte aus Glas in einer großräumigen Halle in Mehring.Zunächst wollte sie Bildhauerin werden

Wie das Schmuckstück, das sie um den Hals trägt, verrät auch die bunte Eingangstür zur Werkstatt ihre Handschrift. "Ich muss am Ende hinter meiner Arbeit stehen", sagt Anne Hein. Manchmal lehnt sie auch Aufträge ab. Wenn sie arbeitet, gibt sie alles - ihre Kreativität und ihr handwerkliches Können. "Mit meinen Arbeiten möchte ich den Alltag verschönern", sagt die junge Handwerkerin. Nach dem Abitur hatte sie eine Lehre als Glaserin absolviert. Die Freundschaft ihres Vaters zu dem Trierer Kunstmaler Egon Franzen prägte maßgeblich ihren beruflichen Weg. Ursprünglich wollte sie Bildhauerin werden - zum Werkstoff Glas hatte sie zunächst ein distanziertes Verhältnis. "Fast wäre ich das Glas während der Ausbildung leid geworden", sagt Anne Hein. Doch sie blieb dem schwierig zu verarbeitenden Werkstoff dennoch treu, was ihr damals den ersten Preis beim Leistungswettbewerb der Handwerksjugend in Rheinland-Pfalz einbrachte. Die Prämie: ein Stipendium für den Meisterbrief. Ihr damaliger Dozent Josef Welzel an der Glasfachschule Hadama im Westerwald erweckte in ihr dann die Freude am Glas. Während der Ausbildung zur Meisterin rückte sie so ihrem einstigen Traumberuf ein Stück näher. Nicht mehr nur die flache Glasplatte wurde bearbeitet, sondern das zerbrechliche Material nahm jetzt auch plastische Formen an. Körper aus Glas, an denen Anne Hein stundenlang arbeitet, sind in der Werkhalle zu bewundern. Achtsam und mit viel Feingefühl bearbeitet sie das Material, dass für Anne Hein Leichtigkeit symbolisiert. "Man braucht sehr viel Disziplin. Jeder Fingerabdruck ätzt sich ein", sagt die Glasermeisterin. Auch ein Scherbenhaufen im 840 Grad heißen Ofen kann ihre Experimentierfreude nicht stoppen. "Es wäre ja tragisch, wenn ich mit meiner Entwicklung schon am Ende wäre", sagt Anne Hein. Ihr Eigensinn und ihre Prinzipientreue werden belohnt. Am 19. Juni nimmt sie in der Galerie Handwerk in Koblenz den Förderpreis für das Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz 2004 entgegen. Auch auf der Landesgartenschau in Trier können Exponate der Mehringer Künstlerin im "Formenreich" bestaunt werden. Info: www.anthana.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort