Schrumpfkur für Millionenprojekt in Tawern

Konz · Das millionenschwere Golfparkprojekt auf dem Fellericher Plateau wird neu aufgerollt. Die CDU-Mehrheit im Tawerner Gemeinderat hat am Dienstagabend für ein beschleunigtes Bebauungsverfahren gestimmt, das Investor Antoine Feidt alleine trägt. Der neue Plan bezieht sich nur noch auf Tawerner Gebiet.

Konz. Etwa 40 Tawerner, Fellericher und Temmelser verfolgen eine Debatte des Tawerner Gemeinderats im Gasthaus Fischer in Fellerich. Der Rat bespricht ein altes Projekt, das neu aufgerollt wird. Es geht um den seit zehn Jahren diskutierten Golfpark, den Investor Antoine Feidt auf dem Fellericher Plateau bauen möchte.
Einige Zuschauer sind geknickt, die meisten wirken aber zuversichtlich, als die CDU-Mehrheit gegen die SPD-Opposition nach anderthalbstündiger Diskussion für einen Aufstellungsbeschluss stimmt und so ein neues, beschleunigtes Bebauungsplanverfahren einleitet (siehe Extra).
In enger Kooperation mit Investor Antoine Feidt, der dazu als einziger verbleibender Gesellschafter die neue Fellericher Plateau GmbH gegründet hat, will die Gemeinde nun das Projekt in abgespeckter Form nur auf Tawerner Gebiet realisieren.
Die Grundsäulen Wohnen, Hotel und Golfplatz bleiben. Statt 300 Wohneinheiten sind laut Investorenanwalt Curt Jeromin 249 geplant. Der Golfplatz soll kleiner werden: Eine Neun-Loch-Anlage samt Driving-Ranch fürs Abschlagtraining statt des bisher vorgesehenen 27-Loch-Platzes ist im Gespräch. Große Hoffnungen setzt die Tawerner CDU in das neue Konzept für das Hotel. "In der Gemeinde sind wir schlecht bedient in Sachen Hotels und Gastronomie", sagt Ortsbürgermeister Josef Weirich (CDU). Laut Jeromin soll das Hotel nicht mehr nur Golfer ansprechen, sondern auch Wander- und Radtouristen sowie Geschäftsleute, für die Tagungsräume geplant sind. Neu ist laut Jeromin auch, dass der Investor infrastrukturelle Nachfolgekosten übernehmen will. Zudem beteilige sich Feidt am Ausbau des Tawerner Kindergartens mit einer hohen sechsstelligen Summe, verspricht der Anwalt.
Mit dem neuen Versuch reagiert der Investor auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre. Das alte Projekt erklärt er für "gescheitert". Die bisherige Investorengesellschaft Golf Development Tawern-Fellerich GmbH, an der neben Feidt der luxemburgische Radteam-Mäzen Flavio Becca und die Projektentwickler René Faltz (Luxemburg) und Sjef Frantzen (Belgien) beteiligt waren, beugt sich damit dem Widerstand der Gemeinde Temmels.
Auf deren Gemarkung sollten ursprünglich 18 Golfbahnen entstehen. Die SPD-Mehrheit im Temmelser Rat befürchtet jedoch zunehmenden Lärm und Verkehr wegen des neuen Wohngebiets auf Tawerner Seite. Deshalb wehrt sie sich gegen das Großprojekt, für das nach Angaben der Initiatoren 300 Millionen Euro investiert werden sollte. Am 20. Oktober ist dazu eine Verhandlung beim Trierer Verwaltungsgericht angesetzt (siehe Extra).
Das neue Projekt läuft abgetrennt von dem bisherigen Verfahren. Die Gemeinde Temmels ist nicht mehr direkt daran beteiligt, sie wird als Nachbargemeinde jedoch angehört.
Die SPD-Opposition im Tawerner Rat steht dem neuen Projekt genauso skeptisch wie dem alten gegenüber. Die Gemeinde solle zwar neues Bauland entwickeln, aber nicht im Außenbereich ein neues Dorf entstehen lassen, meinte SPD-Fraktionssprecherin Karla Kroon.
"Es wird die gleichen Probleme geben wie zuvor", befürchtet sie. Unter anderem kritisiert die SPD Forderungen der Investoren nach Schadenersatz. CDU-Fraktionssprecher Thomas Müller versprach hingegen: "Wir machen keine Schritte zu einer neuen Planung, wenn im Hintergrund Forderungen auf Schadenersatz aus dem alten Verfahren mitschweben."
Auch der Anwalt der Gemeinde, Klaus Laubenstein, betont: "Das Verfahren steht wieder ganz am Anfang." Die Gemeinde könne jetzt selbstbewusst neue Ansprüche an den Investor stellen.Meinung

Besser machen als vorher!
Das heiß diskutierte Golfparkprojekt steht wieder am Anfang. Die Gemeinde Tawern und der Investor haben jetzt die Chance, das richtig zu machen, was bisher falsch gelaufen ist. Eine neue Vertrauensbasis muss aufgebaut werden. Persönliche Befindlichkeiten und Schadensersatzansprüche dürfen keine Rolle mehr spielen. Und Transparenz muss her - von Anfang an. Nur so werden Vorwürfe der Mauschelei beseitigt. Klar ist, dass der Investor Geld verdienen will - das ist der Zweck einer Investition. Doch Tawern kann auch profitieren. Die reduzierte Wohnbebauung ist ein erster Verhandlungserfolg. Das Verfahren wird wieder langwierig und läuft in einem engen rechtlichen Rahmen ab. Neue Gutachten müssen erstellt, Behörden und Nachbargemeinden angehört werden. Die Umsetzung wird aber wahrscheinlicher als zuvor. Denn die Gegner in Temmels dürfen nur aus der Ferne ihre Bedenken äußern. c.kremer@volksfreund.de
Extra: Rechtsstreit um Golfparkprojekt


In dem Rechtsstreit um das Golfparkprojekt haben die Gemeinden Temmels und Tawern schon etliche tausend Euro in Anwälte investiert - genauere Angaben sind laut Verbandsgemeindeverwaltung zurzeit nicht möglich. Inhaltlich verweist die Temmelser SPD verweist auf die Planungshoheit der Gemeinde, während die Investoren Baurecht ohne Zustimmung der Gemeinde wollen. Am 20. Oktober wird vor Gericht darüber entschieden, ob die Planungshoheit der Gemeinde greift. Der Kreisrechtsausschuss hat unter Verweis auf die kommunale Planungshoheit einen Bauantrag der Investoren im Januar abgelehnt. cmk
Extra: Bebauungsplan


Damit das Projekt schneller vorankommt, haben sich Gemeinde und Investoren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan entschieden. Laut Investorenanwalt Curt Jeromin handelt es dabei um ein klares vertragliches Konzept, mit dessen Hilfe jedes Detail des Projekts festgelegt wird. Die Gemeinde Tawern könne sich sicher sein, dass nur das geschehe, was im Plan stehe. Allgemein verpflichtet sich ein Investor mit der Unterschrift unter einen solchen Vertrag, dass er die städtebauliche Planung trägt und verwirklicht sowie die Planungs- und Erschließungskosten übernimmt. cmk

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