Schulbus hält mittags nicht im Neubaugebiet

Mandern · Morgens dürfen die Manderner Schüler an der Haltestelle im Neubaugebiet in den Bus steigen. Mittags ist der Halt gestrichen, die Kinder laufen quer durchs Dorf nach Hause. Der Grund: Der Unternehmer, der die Mittagsroute fährt, wollte für einen Umweg mehr Geld von der Busgesellschaft.

Mandern. Karin Schneider ärgert sich. In der Manderner Straße "Im Flürchen" wohnt sie nur 100 Meter von der nächsten Bushaltestelle entfernt. Ihre Kinder Lena (11) und Philipp (12) dürfen dort aber mittags nicht aussteigen, wenn sie mit dem Schulbus (Linie 33) aus Hermeskeil kommen. Endstation ist an der Kirche. Mit vier anderen Schülern laufen sie quer durch den Ort bis ins Neubaugebiet.
Ausgangslage: Der Bus konnte die Haltestelle "Im Flürchen" zuletzt zwei Jahre lang nicht anfahren - die Ortsdurchfahrt wurde erneuert und war gesperrt. "Die Straße ist seit August fertig", sagt Schneider. "Aber der Bus kommt nicht mehr." Für ihre Kinder bedeute das eine Viertelstunde Fußmarsch. Bei Regen würden die Schulbücher so nass, "dass wir sie am Kamin trocknen". Tochter Lena klagt: "Mein Ranzen ist oft schwer." Leon Scherer (15) ärgert sich: "Wir bezahlen ja auch für die Haltestelle."
Das Kuriose: Morgens, wenn die Kinder zur Schule fahren, hält der Bus im Neubaugebiet. Laut Fahrplanauskunft des Verkehrsverbunds Region Trier (VRT) im Internet ist dort auch um 13.40 Uhr ein Halt vorgesehen.
Erste Begründung: Der VRT erklärte der Mutter: Der Bus muss den Halt "Im Flürchen" mittags anfahren. Einen Tag später kam die Korrektur: In Waldweiler habe die Gemeinde die Steinberger Straße für Busse gesperrt. Diese müssten daher einen 1,5-Kilometer-Umweg über die B 407 (Hunsrückhöhenstraße) fahren. Dafür habe der Busunternehmer mehr Geld von der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) verlangt, die die Linie betreibt. Die RMV habe dies abgelehnt, dafür den letzten Halt in Mandern gestrichen, hieß es zunächst.
Klarstellung der RMV: Mehrkosten sind der Knackpunkt, bestätigt Joachim Huber von der RMV. Der Fall Waldweiler sei aber nicht ausschlaggebend für die Streichung der Manderner Haltestelle. Denn die Sperrung in Waldweiler gilt schon seit zwei Jahren. Die Schleife über die B 407 verursache aber Mehrkosten von 6500 Euro im Jahr. Es könne nicht sein, klagt Huber, "dass uns durch Sperrungen oder Baustellen ständig noch mehr aufgedrückt wird".
Der Manderner Stopp werde wegen anderer drohender Zusatzkosten nicht mehr angefahren. Zu Schuljahrsbeginn habe der Subunternehmer aus Kell am See, der die Schüler mittags nach Mandern bringt, mehr Geld verlangt. Begründung: Er sollte erstmals seit zwei Jahren auch ins Neubaugebiet fahren. Derzeit dreht der Bus an der Manderner Kirche und fährt direkt über Waldweiler zurück nach Kell. Ein Stopp im "Flürchen" bedeute einen Umweg über die B 407. "Der hätte uns 500 Euro im Jahr gekostet", sagt Huber.
RMV: Fußweg zumutbar


Verschiedene Routen: Warum aber können die Schüler morgens "Im Flürchen" einsteigen? "Dann fährt ein anderes Unternehmen", sagt Huber. Der Fahrer nehme die Route durch das Neubaugebiet über die B 407 nach Waldweiler. Morgens stiegen mehr Schüler ein und es sei noch dunkel. "Daher haben wir den Stopp auf dieser Fahrt belassen." Am Mittag sei es für die Schüler aber "durchaus zumutbar", die 600 Meter mehr zu Fuß zu gehen.
Reaktionen: Karin Schneider sieht das nicht ein: "Vor der Baustelle kam der Bus ja auch", sagt sie. Nur, weil das lange nicht ging und der Weg jetzt praktischer sei, könne man den Halt nicht einfach auslassen. Das sieht auch Ortsbürgermeister Martin Alten (CDU) so. Er findet es "unverschämt, dass die RMV sich die Sache so einfach macht". Sie hätte die Gemeinde kontaktieren und den Landkreis als Kostenträger ins Boot nehmen können.
Landkreis: Der Landkreis Trier-Saarburg ist zuständig für die Schülerbeförderung. "Wir prüfen aber nur, ob die Richtlinien eingehalten werden", sagt Thomas Müller, Sprecher der Kreisverwaltung. Demnach seien Fußwege bis zwei Kilometer für Schüler weiterführender Schulen zumutbar. Für die Kinder sei die Streichung zwar "bedauerlich", sie liege aber im "Ermessungsspielraum" der RMV. Huber kündigt an: "Ich bleibe stur."

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