Schulreform: Eltern wollen Übergangslösung

Grundschuleltern der Verbandsgemeinde Hermeskeil wollen nicht hinnehmen, dass der Integrierten Gesamtschule nur 120 Schüler pro Jahrgang zugebilligt werden. Sie fürchten, dass Kinder abgewiesen werden und künftig weit fahren müssen.

 Nach eingehendem Aktenstudium steht für die Schulelternsprecher der fünf Grundschulen in der Verbandsgemeinde Hermeskeil fest: Sie wollen kämpfen gegen die Schülerzahl-Begrenzung an der Integrierten Gesamtschule. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nach eingehendem Aktenstudium steht für die Schulelternsprecher der fünf Grundschulen in der Verbandsgemeinde Hermeskeil fest: Sie wollen kämpfen gegen die Schülerzahl-Begrenzung an der Integrierten Gesamtschule. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Die Schulelternsprecher der fünf Hermeskeiler Grundschulen warten gespannt auf Antwort aus Mainz. Bisher liegt ihnen lediglich ein Brief der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) vor, die den Eingang ihres Schreibens beim Bildungsministerium bestätigt. Noch offen ist, ob die Behörde die Sorgen der Eltern teilt, ihre Kinder könnten eine Absage an der künftigen Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil erhalten.

Wünschenswert wäre eine Antwort bis zum 13. Januar, für den ein Infoabend (siehe Extra) anberaumt ist. Spätestens dann werden viele Grundschuleltern wissen wollen, wie die Chancen ihrer Kinder stehen, an der IGS anzukommen.

Eine Hürde ist, dass das Land für Hermeskeil lediglich eine vierzügige IGS bewilligt hat, also nur 120 Schüler pro Jahrgang (der TV berichtete mehrfach). Da aktuelle Zahlen eine sechszügige Schule rechtfertigen, scheinen die Sorgen von Eltern, 30 Kinder könnten abgewiesen werden, berechtigt.

Daher haben die Grundschuleltern der Verbandsgemeinde in ihrem Schreiben auch die Formulierung "wir fordern" gewählt. Ihr Hauptanliegen ist, "die Aufnahmekapazität bedarfsorientiert zu gestalten" für die derzeit etwa 180 Viertklässler in den Schulen in Beuren, Gusenburg, Hermeskeil, Reinsfeld und Züsch. Darüber hinaus verlangen sie, nach der Orientierungsstufe (fünftes und sechstes Schuljahr) einen Wechsel vom Gymnasium sowie von der Realschule Plus zur IGS zu ermöglichen. Generell ist für sie zudem bei Entscheidungen dieser Tragweite die frühzeitige Beteiligung der Eltern unabdingbar.

"Die Eltern werden erst informiert, wenn alles zu spät ist", kritisiert Peter Nickels, Elternsprecher der Grundschule Hermeskeil. Es habe zwar eine Umfrage der ADD gegeben, wer sein Kind an IGS oder Realschule Plus anmelden würde. Doch nicht alle Eltern hätten diesen Brief erhalten. Daher wollten sie nun zumindest für die beiden starken Jahrgänge der heutigen Viert- und Drittklässler ein Abweichen von der 120-Schüler-Begrenzung erreichen. Außerdem denken sie an Kinder, die das Gymnasium wieder verlassen wollen oder sollen, an der IGS aber nicht mehr angenommen werden. Die müssten dann zur Realschule Plus in Kell und nach der Orientierungsstufe sogar nach Zerf, das von Hermeskeil 24 Kilometer entfernt ist.

Im Bewusstsein, dass die Schulreform den sinkenden Schülerzahlen Rechnung trägt und auch die Existenz kleinerer Schulen sichern soll, pochen die Elternsprecher daher auf eine "Übergangslösung".

Hans-Jürgen Bäuml, Reinsfeld, hält zudem die Wechsel-Möglichkeit während der Orientierungsstufe für unverzichtbar. Gerade in diesen zwei Jahren sollten sich Kinder orientieren dürfen, sagt er. Jeder Schüler sollte die nach seinen persönlichen Fähigkeiten ideale Schulform wählen können, pflichtet Klaus Elfert aus Gusenburg bei. "Nach der derzeitigen Vorgabe ist das sicher nicht gegeben", bedauert er.

Manche Eltern hätten große Ängste, ihr Kind könne an der IGS abgewiesen werden: Andrea Schrenk-Frohn, Züsch, sieht auch das Risiko längerer Fahrzeiten. Dabei müssten einige Kinder schon heute um sieben Uhr aus dem Haus, um gegen acht Uhr in der fünf Kilometer entfernten Schule zu sein. Dennoch stehen die Elternsprecher der IGS grundsätzlich positiv gegenüber. Das sei eine Bereicherung, betont der Beurener Sprecher Peter Meyer. Es dürfe aber nicht zu Ungerechtigkeiten kommen - der Losentscheid für die Annahme von IGS-Schülern dürfe keine sozialen Gefüge wie über Jahre gewachsene Grundschulklassen auseinander reißen.

Am Mittwoch, 13. Januar, informiert die Planungsgruppe der IGS Hermeskeil ab 19 Uhr in der Hochwaldhalle über die neue Schulform. Neben der Struktur der neuen Schule werden Anmelde- und Aufnahmeverfahren vorgestellt. Der Info-Abend richtet sich an die Eltern von Viertklässlern der Grundschulen im Einzugsgebiet der Realschule Hermeskeil. Hintergrund: Mit Beginn des Schuljahres 2010/11 werden die Erich-Kästner-Realschule und die Rektor-Bach-Hauptschule Hermeskeil eine Integrierte Gesamtschule (IGS). Träger der künftig vierzügigen Schule mit pro Jahrgang vier Klassen à 30 Schülern wird der Landkreis sein. Aktuelle Schülerzahlen: Die Real- und Hauptschule besuchen derzeit 1035 Schüler (813 Real- plus 222 Hauptschüler, Stand Oktober 2009), das Gymnasium 1029 Schüler (Stand Dezember 2009). Etliche Schüler wohnen außerhalb des Kreises beziehungsweise im Saarland. (urs)

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