Schulstoff Schwimmbad

Die drohende Schließung und die spätere Rettung des Hermeskeiler Freibads im Jahr 2001 sind seit kurzem Unterrichtsstoff für Schüler aus zehn Bundesländern. In einem neuen Sozialkundebuch werden die Geschehnisse in der Hochwaldstadt pädagogisch aufgearbeitet, um jungen Leuten zu zeigen: Kommunalpolitik geht alle an, und Engagement kann sich lohnen.

 Unterrichtsstoff, den Julian Porten (links) und Lukas Rauber selbst miterlebt haben: In dem neuen Sozialkundebuch „Politik erleben“ wird Schülern in zehn Bundesländern die Geschichte von der drohenden Schließung und dem „Happy End“ mit der aktuell laufenden Sanierung des Hermeskeiler Freibads erzählt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Unterrichtsstoff, den Julian Porten (links) und Lukas Rauber selbst miterlebt haben: In dem neuen Sozialkundebuch „Politik erleben“ wird Schülern in zehn Bundesländern die Geschichte von der drohenden Schließung und dem „Happy End“ mit der aktuell laufenden Sanierung des Hermeskeiler Freibads erzählt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Da staunten die Realschüler Julian Porten und Lukas Rauber nicht schlecht. Im Sozialkundeunterricht der Klasse 8b stand kürzlich ein Thema auf dem Stundenplan, das den beiden Hermeskeiler Jugendlichen und ihren Mitschülern doch sehr bekannt vorkam. Denn die Geschehnisse, die auf Seite 68 ihres neuen Schulbuchs "Politik erleben" aus dem Schöningh-Verlag nacherzählt werden, hatten sie selbst miterlebt. "Mit meinen Eltern war ich damals als kleiner Junge bei der Demo im Rathaus dabei", erinnert sich Porten. Damals, das war im Jahr 2001, als nach einer Entscheidung des Verbandsgemeinderats die Schließung des Freibads drohte und die Bevölkerung auf die Barrikaden ging (siehe Hintergrund). "Dieser Fall hat mir als Didaktiker alles geboten, um Kindern zu zeigen, dass Kommunalpolitik auch sie angeht und bürgerschaftliches Engagement zum Erfolg führen kann". So begründet Wolfgang Mattes, warum nunmehr Jugendliche aus zehn Bundesländern im Unterricht erfahren, was sich vor einigen Jahren in der Hochwaldstadt zugetragen hat. Mattes ist Herausgeber von "Politik erleben", das seit 1991 schon über 750 000-mal verkauft und inzwischen zum dritten Mal überarbeitet wurde. Themenwahl verwundert nicht

Dass der Schulbuch-Macher ausgerechnet über die Hermeskeiler Freibad-Geschichte stolperte, ist nicht verwunderlich: Mattes kommt aus Trier. Der Pädagoge hat als Fachleiter des Studienseminars häufig die Hermeskeiler Realschule besucht und stand in engem Kontakt zu deren früherem Rektor Karl-Heinz Dahlke, der bekanntlich in damaliger Zeit in der Kommunalpolitik stark engagiert war. "Außerdem habe ich den TV als Morgenlektüre. Meine Informationslage war also gerade in diesem Fall sehr gut", so Mattes.Die Hauptfigur der Geschichte namens Kerstin, die erzählt, wie sich durch die Ereignisse rund um die drohende Schließung des Freibads ihre Einstellung zur Kommunalpolitik verändert hat, ist allerdings frei erfunden. "Aus Motivations- und Identifikationsgründen habe ich die Geschichte auf der Basis der realen Fakten personalisiert", erläutert Mattes. Einige Details wurden von ihm auch bewusst "didaktisch vereinfacht". Weil in vielen Bundesländern beispielsweise die politische Konstruktion der Verbandsgemeinde und damit auch ein VG-Rat völlig unbekannt sind, machte Mattes kurzerhand "Stadt" und "Stadtrat" zum Akteur des Geschehens. Doch trotz dieser kleinen Unkorrektheiten: "Ich finde es eine tolle Sache, dass die Initiative von Hermeskeiler Bürgern als Beispiel dafür genommen wird, junge Leute an die Kommunalpolitik heranzuführen", sagt Bürgermeister Michael Hülpes (CDU), der früher selbst Schullehrer war. Christa Breidert, Konrektorin und Sozialkundelehrerin an der Hermeskeiler Realschule, hat beobachtet, "dass es natürlich für die Schüler besonders interessant ist, wenn der Stoff etwas mit ihrem direkten Erfahrungskreis zu tun hat". Und auch Julian Porten und Lukas Rauber sagen: "Als wir diese Geschichte durchgenommen haben, war das für uns schon etwas Besonderes."hintergrund Schließungsdebatte 2001: Die drohende Schließung des Hermeskeiler Freibads war im Jahr 2001 Anlass für die wichtigste politische Auseinandersetzung im Hochwald. Nach dem Schließungsbeschluss des VG-Rats als Träger der hoch defizitären Einrichtung formierte sich massiver Widerstand. Der Hermeskeiler Gewerbeverein initiierte ein Bürgerbegehren. Bei dieser Abstimmung wurde zwar Ende Mai 2001 nicht die gesetzliche Mindest-Wahlbeteiligung von 30 Prozent erreicht. Weil sich aber gleichwohl mehr als 3000 Menschen klar und deutlich für die Rettung des Freibads aussprachen, nahm der VG-Rat seinen Schließungs-Beschluss wieder zurück. Aktuell laufen Umbau und Modernisierung der beliebten Freizeiteinrichtung. Bürgermeister Michael Hülpes sagt im Rückblick: "Ohne den Einsatz der Bürger und Kinder wären wir heute sicher nicht so weit. Ihr Engagement hatte einen beschleunigenden Effekt auf die Sanierung."

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