Schwarze Flecken in grüner Idylle

KONZ. Brach liegende Weinbergsparzellen innerhalb bewirtschafteter Rebflächen – so genannte Drieschen – sind nicht nur vielen Winzern ein Dorn im Auge. Auch in Sachen Fremdenverkehr sind diese Flächen kein Hingucker. Initiativen zur Abhilfe kommen erst langsam in Gang.

 Wild wuchern die Pflanzen in den Drieschen, die auch gefährlich für bewirtschaftete Weinberge sind. Foto: Karl-Peter Jochem

Wild wuchern die Pflanzen in den Drieschen, die auch gefährlich für bewirtschaftete Weinberge sind. Foto: Karl-Peter Jochem

Auf der Kreisstraße zwischen Konz und Wiltingen bietet sich dem Betrachter ein recht zwiespältiges Bild. Wo sich früher ordentlich bewirtschaftete Weinberge aneinander reihten, findet man heute wucherndes Gestrüpp, wild wachsende Bäume und Dornenhecken. Dazwischen liegen hin und wieder sauber gerodete Flächen oder auch einige gepflegte Weinbergsparzellen. Während andernorts die Drieschen, das sind die aufgegebenen und brach liegenden Weinbergsparzellen, nach und nach gerodet werden, kümmern sich einige Winzer aus dem Konzer Stadtzentrum nicht um ihre Brachflächen. Drieschen können großen Schaden anrichten

Dabei können die Drieschen großen Schaden anrichten. Sie beschleunigen die Ausbreitung der Schwarzfäule und fördern die Vermehrung der Reblaus. Darüber hinaus sind sie in einer Region, die verstärkt auf Fremdenverkehr setzt, kein Aushängeschild. Nach der Landesverordnung zum Schutz bewirtschafteter Rebflächen müssen Besitzer von "Rebflächen, auf denen innerhalb zweier aufeinander folgender Kalenderjahre die ordnungsgemäße Bewirtschaftung unterblieben ist", diese Flächen roden. "Wir haben alle Grundstückseigentümer dazu aufgefordert", sagt Claus Piedmont vom Weinbauamt der Landwirtschaftskammer in Trier. Doch die meisten scheren sich nicht um die Rodungsanordnung. Anders im Konzer Tälchen: Da haben sich im vergangenen Jahr die Winzer zusammengeschlossen, um brach liegende Flächen zu roden und zu pflegen. Auch in Wawern, Könen und Filzen werden die Rodungsmaschinen in Kürze anrücken. In Oberemmel hat sich ein Ausschuss des Ortsbeirats mit der Thematik befasst und zu einer Versammlung eingeladen. In vier Bereichen sollen jetzt rund 30 Hektar Drieschen verschwinden und anschließend jährlich gepflegt werden. "Das Ganze geschieht auf freiwilliger Basis", sagt Ortsvorsteher Hermann-Josef Benzkirch, "die Eigentümer zahlen dafür einen jährlichen Obolus." Von solch rosigen Aussichten können die Winzer im Konzer Stadtzentrum nur träumen. "Hier in der Stadt spielen einige nicht mit", sagt Hans-Josef Luy. Er ist einer der wenigen verbliebenen Winzer, die am Konzer Euchariusberg Weinberge bewirtschaften. "Die alten Kollegen hinterlassen den jungen Winzern einfach die Brachflächen. Und wir können sehn, wie wir damit fertig werden", sagt er. Sogar Wildschweine fühlten sich in den Drieschen wohl und suchten dann auch benachbarte Weinberge heim. "Wenn man mit seinem Weinberg neben einer Driesche liegt, hat man nur Schwierigkeiten", sagt ein anderer Winzer und berichtet von Vogelschwärmen, die sich in benachbarten Hecken eingenistet hätten und die ganze Ernte vernichteten. Lieber Urlaub im Schwarzwald

Auch auf den Fremdenverkehr wirken sich Drieschen negativ aus. Hans-Josef Luy betreibt neben seinem Weingut einige Ferienwohnungen und berichtet von Gästen, die aufgrund der "verschandelten Landschaft" lieber im Schwarzwald Urlaub machen als an Mosel und Saar. "Die Winzer im Stadtzentrum haben einfach keine Lobby", meint Michael Winkel. Zwar können nach der Drieschenverordnung auch Zwangsrodungen angeordnet werden. Doch die Trierer Landwirtschaftskammer gibt sich zögerlich. Es sei teilweise schwierig, die Eigentümer zu ermitteln, meint Claus Piedmont und spricht von Sozialfällen, die zu beachten seien und von der Verhältnismäßigkeit. Bis die Brachen am Konzer Euchariusberg flächendeckend verschwunden sind, dürften wahrscheinlich noch einige Weinjahrgänge abgefüllt werden.

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