Mutmacher „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

Konz/Piesport · Sechs Winzer starten eine Mutmacher-Hilfsaktion für krebskranke Kinder und Eltern. Ihr Vorbild sind Franken.

 Sven Zerwas (links) und Christian Jungblut präsentieren im Weinberg in Piesport die sechs ungewöhnlichen Weine des Hilfspaketes.

Sven Zerwas (links) und Christian Jungblut präsentieren im Weinberg in Piesport die sechs ungewöhnlichen Weine des Hilfspaketes.

Foto: Dirk Tenbrock

„Auch in Zeiten von Corona darf man andere Bedürftige nicht vergessen“, sagt Sven Zerwas von der Tiny Winery in Piesport (Kreis Bernkastel-Wittlich). Viele Vereine hätten es jetzt schwer an Spendengeld und Zuschüsse zu kommen.

In den sozialen Netzwerken ist er auf „Annas Verein“ (www.annas-verein.de) aufmerksam geworden, der sich um krebskranke Kinder und Kinder krebskranker Eltern kümmert. Zerwas hatte im Vorjahr ein kleines (Tiny) Weingut (Winery) in Piesport gegründet und seinen ersten Jahrgang abgefüllt, der nun in seinem Keller einer ungewissen Zukunft entgegenreift.

Die Corona-Krise hat seinen Vertriebsbemühungen (vor allem die Gastronomie fällt ja momentan als Kundschaft aus) einen Strich durch die Rechnung gemacht, deshalb macht der Jungwinzer jetzt aus der Not eine Tugend.

Drei befreundete Kollegen waren schnell überzeugt, zwei weitere Winzer meldeten sich über einen Aufruf im Netz (siehe Info). Jeder der Sechs spendiert eine Flasche seines interessantesten Weines und so entsteht ein Probierpaket, das für 49 Euro verkauft wird.

Versand und Verpackung werden wiederum gesponsert und so geht der komplette Erlös an Annas Verein. Die ganze Aktion trägt den Namen „Moselwein hilft“ und präsentiert sich auf einer eigenen Facebook-Seite.

Als Vorbild nennt Saar-Winzer Christian Jungblut, der eigens zum Pressetermin aus Oberemmel nach Piesport gekommen ist, eine Gruppe von Winzern aus dem Frankenland. „Wir wollen auch regional Unterstützung leisten, deshalb sind wir auf Annas Verein gekommen“, sagt Jungblut, der seinen Wein überwiegend an Privatkunden verkauft, deshalb keine Einbußen hat und „logisch“ gerne an der Aktion teilnimmt.

Die Organisation wurde im Jahr 2000 von der an Krebs erkrankten Jugendlichen Anna Becker aus Burgen bei Bernkastel-Kues gegründet, um Betroffenen zu helfen. Seit Anna im Jahr 2003 gestorben ist, führen Annas Eltern Heidelinde und Hermann Becker die Initiative im Sinne ihrer Tochter weiter. Sie unterstützen beispielsweise die Trierer Villa Kunterbunt für chronisch an Krebs erkrankte Kinder und den Verein Papillon, der sich professionell um Kinder von krebskranken Eltern kümmert.

Das Motto der Aktion lautet frei nach Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“, wie Zerwas auf der Facebook-Seite schreibt. Die Weine des Paketes sind zudem sehr interessant: Da gibt es einen Pinot Noir in der Brexit-Edition, Roter Riesling (eine historische Weißwein-Traube) oder eine halbtrockene Cuvée aus fünf Rotwein-Rebsorten, von denen eine anonym bleibt, sehr spannend.

100 Pakete wollen die Winzer verkaufen, das ergäbe knapp 5000 Euro, 35 sind es bisher schon. Und natürlich möchten sie als Chance in der Krise auch neue Kunden gewinnen, die Rückmeldungen sind bisher jedenfalls sehr positiv.

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