Seelsorge-Aufgaben in betrieblicher Struktur

ZEMMER. Erstmals übernimmt ein Nicht-Ordensbruder das Amt des Hausoberen auf dem Schönfelderhof bei Zemmer. Werner Schmitz, Diplom-Betriebswirt und Religionspädagoge, wurde von den Barmherzigen Brüdern Trier mit der Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Bruder Linus betraut.

Ende und Neubeginn zugleich standen im Mittelpunkt eines vom Kirchenchor St. Remigius Zemmer und Organist Stephan Kreutz musikalisch gestalteten Festaktes auf dem Schönfelderhof. Die Betreiber der Einrichtung für behinderte Menschen, die Barmherzigen Brüder Trier e.V., Mitarbeiter und Bewohner des Hofes sowie Kommunalpolitiker und Bürger der Fidei verabschiedeten den seit Oktober 2000 amtierenden Hausoberen Bruder Linus und begrüßten seinen Nachfolger Werner Schmitz. "Schalke"-Fan und aufgeklärter Geist

Bruder Linus geht mit 75 Jahren in den Ruhestand, bleibt aber als Konventoberer auf dem Schönfelderhof. 1959 war der gebürtige Sauerländer in die Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder eingetreten, weil ihm deren Ordensauftrag, die Betreuung von kranken, behinderten und alten Menschen, am Herzen lagen. Bald bekleidete er Führungspositionen, leitete die Intensivstation im Neubau des Brüderkrankenhauses sowie Häuser in Bonn und Saffig, bevor er auf den Schönfelderhof wechselte. Gehandelt habe er nach den Motto: "Wenn man ein Haus baut, soll man groß bauen, damit jeder seine eigenen Auffassungen leben kann und sich niemand am anderen stoßen muss." So auch, als er in Form eines Richtlinienpapiers das "heiße Eisen" des Umgangs mit Sexualität bei Behinderten angepackt habe, nachdem einem Paar das Zusammenleben verweigert worden war. Bruder Linus: "Mit sinnvoller Lenkung ist vieles möglich. Aber man kann doch Leute nicht einfach wegsperren und sie an natürlichen Lebensäußerungen hindern." Für seine menschliche Art bedankten sich die Mitarbeiter des Schönfelderhofes bei "Teamplayer" (Mannschaftsspieler) Bruder Linus mit einem Trikot seines Lieblingsvereins "Schalke", dessen Spiele er im Ruhestand wohl öfter besuchen wird. Neuer Kapitän braucht starke Nerven

Sein Nachfolger Werner Schmitz, der im Jahr von Linus' Ordensbeitritt in Gevenich (Kreis Cochem) geboren wurde, ist der erste zivile Hausobere und, wie es sich viele Bewohner wünschten, verheiratet - und Vater von drei Kinder. An der Seite des kaufmännischen Direktors soll er sich für den christlichen Unternehmensauftrag einsetzen, schwerpunktmäßig aber Seelsorgeaufgaben wahrnehmen. Die Voraussetzungen dafür bringt er aus zwei Ausbildungen als Betriebswirt und Religionspädagoge mit, vor allem aber aus beruflicher Erfahrung in kirchlicher Bildungsarbeit. Seit 1995 war er Missio-Diözesanreferent in der Abteilung Weltkirche des Bischöflichen Generalvikariats in Trier. Seine Reisen in die ärmsten Länder der Welt hätten ihn und seine Vorstellungen von Seelsorge nachhaltig geprägt, sagt Schmitz. "Ich möchte auf dem Schönfelderhof eine Atmosphäre schaffen, die Christlichkeit und Alltag verbindet, als Prozessgestalter Menschen zur Teilhabe an der gemeinsamen Sendung ermutigen." "Keine leichte Aufgabe in dieser Zeit", findet der Vorsitzende des Heimbeirats, Martin Dederes, denn politisch und wirtschaftlich stünden die Zeichen auf Sturm. "Da muss der Kapitän des Schiffes starke Nerven haben."

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