Sehnsüchtiger Seelsorger

FELL. Bruder Johannes Theresius Jaax steht vor einer neuen Herausforderung. Vom Kloster Hermeskeil zog er ins Pfarrhaus Fell, um dort für ein Jahr als Kooperator für die Gemeinden Fell, Kenn, Longuich und Riol zu wirken.

 Pater Johannes Theresius Jaax öffnet die Tür zur Kirche St. Martin in Fell - und zu einer neuen Herausforderung in seinem Leben. Foto: Katja Krämer

Pater Johannes Theresius Jaax öffnet die Tür zur Kirche St. Martin in Fell - und zu einer neuen Herausforderung in seinem Leben. Foto: Katja Krämer

"Diese Pflanze hat mir mein Vater geschenkt", sagt Bruder Johannes Theresius Jaax. Sie ist eine Erinnerung an die Familie mit den elf Geschwistern und die Heimat Dockweiler. Daneben recken sich auf der sonnigen Fensterbank Orchideen zum Licht. "Die habe ich von den Messdienern in Herz-Jesu aus Euskirchen." Dort wirkte der Geistliche besonders im Bereich der Kinder- und Jugendpastoral. Der Priester scheint einen grünen Daumen zu haben. Auch die Pflanze, die ihm Messdiener aus Hermeskeil kürzlich als Abschiedsgeschenk überreichten, trägt eine Blüte. Denn zuletzt war Johannes Theresius Jaax Hausoberer im Hermeskeiler Franziskanerkloster. "Ich rede den Pflanzen gut zu und gieße sie regelmäßig." Die meisten Gewächse in der Wohnung des Pastors sind Geschenke. So wie die Möbel. "Ich komme aus einem Kloster und habe nichts", lacht der neue "Hirte" der Gemeinden Fell, Kenn, Longuich und Riol. Die Wände hat er selbst gestrichen, die hellgrüne Wohnzimmergarnitur stammt schätzungsweise aus den 50er Jahren, "die Küche war drin" und von einer ausgedienten Eckbank hofft er, dass die Plätze oft besetzt sind. Denn das Alleinsein ist eine neue Erfahrung für den Kooperator. Er ist ein Jahr vom Orden befreit und darf außerhalb der Gemeinschaft wohnen, "auch um zu schauen, wie es mir außerhalb geht". Der Grund: "All die Jahre blieb meine Sehnsucht zur Pfarrpastoral bestehen." Erfahrungen konnte er schon einige in der Pfarrseelsorge sammeln: Nach den ordensüblichen Studien machte er sein Diakonat in der Pfarrei St. Mariä Empfängnis in der Nähe von Wuppertal. In Euskirchen und vakanten Pfarreien war er Pfarrseelsorger. Die Entscheidungsfindung, ob sein Wunsch Pfarrseelsorger zu sein, nur ein Spleen oder der richtige Weg ist, dauerte insgesamt fünf bis sechs Jahre. Gefällt wurde die Entscheidung gemeinsam mit der Ordensleitung und dem Bistum. "Das hat nichts mit einer Midlife-Krise zu tun", sagt der 49-Jährige und lacht. "Das Leben ist spannend", blickt er wohlwollend auf die neue Herausforderung. Der Anfang ist mit dem Umzug gemacht. Johannes Theresius Jaax genießt erst einmal den Platz auf den zwei Etagen. In Hermeskeil hat er immer für sechs Brüder gekocht. "Jetzt muss ich mich auf kleinere Portionen umstellen", sagt der Pastor, während er Kaffee zubereitet. Er wünscht sich, dass viele Menschen den Weg ins Pfarrhaus finden. Seine "Schäfchen" hat er noch kaum kennen gelernt. "Das wird anders, wenn ich damit beginne, die Krankenkommunion auszuteilen." Der Pastor wird für weit über 6000 Katholiken zuständig sein. "Der Schwerpunkt der Arbeit wird sein, dass die vier Gemeinden zusammenfinden", sagt der Geistliche. Seine Rolle sei nicht nur - wie landläufig gedacht - auf den liturgischen Bereich festgelegt, sondern es sei ganz wichtig, einen Prozess in Gang zu bringen, der Leben innerhalb der Kirche ermöglicht. Die Kirche sei in einer Umbruchphase. "Jemand der jetzt 20 Jahre schlafen würde, würde sich später nicht mehr zurechtfinden", prophezeit Johannes Theresius Jaax. Diese schwierige Aufgabe nehme er gerne an. Vor allem mit einem starken Team aus Gemeindereferenten, Pfarrsekretärinnen, Küstern, Chorleitern und Ehrenamtlichen im Rücken. "Wenn man als Pastor nicht aufpasst, besteht zukünftig die Gefahr, zu einem Managertyp zu werden", sagt der Franziskaner. Und weiter: "Die Kirche ist in einer Notsituation. Da kann ich nicht gemütlich die Hände in den Schoss legen. Ich will mitgestalten."

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