Seit 60 Jahren dabei - aus Spaß an der Musik

Hermeskeil · Die Stadtkapelle Hermeskeil hat sich vom Musikverein zu einem auf hohem Niveau spielenden Orchester gewandelt. Neben dem Dirigenten ist das engagierten Musikern aller Generationen zu danken. Am längsten von ihnen dabei ist Manfred Becker, der seit 60 Jahren Musik macht.

 Manfred Becker mit seinem Tenorhorn - ein Instrument, dem er seit 40 Jahren die Treue hält. TV-Foto: Ursula Schmieder

Manfred Becker mit seinem Tenorhorn - ein Instrument, dem er seit 40 Jahren die Treue hält. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hermeskeil. Ein Leben ohne Musik mag und kann sich Manfred Becker gar nicht vorstellen. Schon sein Vater und sein Onkel waren Musiker, ebenso wie fast alle seine Geschwister. Und auch bei seinen eigenen Kindern spielt Musik eine zentrale Rolle. Er selbst erlernte sein erstes Instrument bei Johannes Weber, dem früheren Dirigenten des 1919 gegründeten Musikvereins, der seit 1972 Stadtkapelle Hermeskeil heißt.
Üben im Wohnzimmer


Noch als 71-Jähriger hat Becker das Bild vor Augen, wie Weber ihm und einigen weiteren Jungen "Trompeten und Klarinetten in die Hände drückte". Damit übten sie dann in Webers Wohnzimmer, wo sie auch die ersten Noten kennen lernten. Alles Weitere war Fleißarbeit, die auch angeraten war. Wer zuhause nicht genug probte, musste mit der Kritik oft auch eine Kopfnuss einstecken.
Heutige Musikschüler wären damit wohl kaum zu motivieren. Ebenso wenig wie mit alten Instrumenten. Heute spielen Jugendliche meist mit eigenen Instrumenten, was die Stadtkapelle finanziell unterstützt. Doch in der Nachkriegszeit fehlte in vielen Häusern dafür das Geld. Die 50 Pfennig, die jeder Musikschüler damals mitbringen musste, um in einer warmen Stube proben zu können, verdeutlichen das zusätzlich. Doch dafür dauerte "die Stunde" dann auch schon mal doppelt so lange. Die Leute hätten noch nicht so auf die Uhr geschaut, erklärt Becker. Unverändert sei die schöne Gemeinschaft, die sich in der jung gebliebenen Stadtkapelle nicht mit Vereinsfesten erschöpft. Wer einmal dabei gewesen sei, bleibe der Stadtkapelle verbunden. Selbst dann, wenn er aus zeitlichen Gründen oder umzugsbedingt ausscheide.
Schon wegen der Freundschaften freut sich der seit 40 Jahren Tenorhorn spielende Trompeter für jeden Jugendlichen, der mit dazu kommt. Und das, obwohl er persönlich lieber traditionelle Stücke als solche aus dem breiten Rock- und Pop-Repertoire der Stadtkapelle spielt. Mit einem Konzert sei das ähnlich wie mit einem bunten Blumenstrauß, der auch nur komplett zu haben sei. Dass sich junge Leute für ein zeitintensives und verpflichtendes Hobby begeisterten, sei aber nicht selbstverständlich. Wichtig sei, dass Eltern ihre Kinder ermutigten, dabei zu bleiben, zollt er denen Respekt, die ihre Kinder ganz selbstverständlich zu den wöchentlichen Proben fahren. Und das nicht nur aus umliegenden Orten, sondern teils aus dem nördlichen Saarland oder dem Kreis Trier-Saarburg.
Hobby für das ganze Leben


Für ihn selbst steht fest, dass das der Mühe lohnt. Musik sei das einzige Hobby, das auch Ältere ausüben könnten: "Das ist ein Hobby fürs ganze Leben." Außerdem führte ihn die Musik schon in alle Welt. 2011 war er in New York, wo die Stadtkapelle als THW-Bundesmusikzug die Steubenparade anführte, und als Aktiver des Verbandsgemeindeorchesters Kell spielte er in Ländern wie Indien oder Namibia. Solche Gastspiele entschädigten ein wenig für die investierte Freizeit, macht Becker deutlich, dass er noch lange nicht ans Aufhören denkt: "Ich geh da aus Spaß an der Musik hin - ich will Musik machen."
Der nächste Auftritt der Stadtkapelle mit eigener Jugendkapelle und den Mukis, dem Grundschulorchester, ist beim Neujahrsempfang: Freitag, 13. Januar, 19 Uhr, Hochwaldhalle. Dirigent ist seit 1994, nach Rudi Buhr und Alfred Bauer, Gerhard Piroth.

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