"Seit Jahrzehnten leben wir in diesem Dreck"

TRIER-PFALZEL. Wie gefährlich sind die vom Landesumweltamt im Pfalzeler Boden festgestellten Schwermetall-Konzentrationen? Wie kann man deren Ursache abstellen? Eine sehr emotionale und intensive Diskussion drehte sich am Mittwochabend zwei Stunden lang um diese zentralen Fragen. Mit dabei waren vier Ortsbeiräte und viele besorgte Menschen.

Margret Pfeiffer-Erdel wurde an diesem Abend - unüberhörbar - zur Stimme der Stadtteile um den Trierer Hafen. "Wir können in diesem Fall nicht langfristig arbeiten, es muss schnell etwas geschehen." Pfeiffer-Erdel, die Mitglied der UBM-Fraktion im Trierer Stadtrat ist, brauchte kein Mikrofon, ihre Stimme erreichte problemlos auch die hinteren Zuhörerbänke im Pfalzeler Pfarrheim. "Wir leben seit Jahrzehnten in diesem Dreck, das ist uns nicht mehr zuzumuten."Experten stellen sich den Fragen

Die gemeinsame Sitzung der Ortsbeiräte von Pfalzel, Biewer, Ehrang und Ruwer war die Bühne, die viele besorgte Anwohner nutzten, um Informationen zu verlangen und ihre Frustration und Besorgnis an der richtigen Adresse abzuliefern. Experten des Ordnungs- und Gesundheitsamts sowie der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord stellten sich den Fragen. Auch Harald Michels, Leiter des für die Stadt Trier und den Kreis Trier-Saarburg zuständigen Gesundheitsamtes, war in Pfalzel dabei.

Unter den vielen Zuhörern saß Ulrich Rass, Geschäftsführender Gesellschafter des Trierer Stahlwerks (TSW). Das TSW und die Recyclingfirma Theo Steil stehen als große metallbearbeitende Unternehmen im Trierer Hafen in der Kritik, die Schadstoff-Belastungen zu verursachen oder maßgeblich zu ihnen beizutragen. Beide Unternehmen wehren sich bis heute gegen diesen Vorwurf.

Martin Bach (CDU), dessen Fraktion im Ortsbeirat Pfalzel die gemeinsame Ortsbeiratssitzung in die Wege geleitet hatte, betonte: "Wir maßen uns nicht an, einen Betrieb zum Verursacher zu erklären. Wir wollen wissen, ob und wo es Gefahren gibt."

Fakt ist: Einzelne in Pfalzel gemessenen Schadstoff-Werte liegen über den Grenzwerten. Was wird also geschehen? "Wir überprüfen die in Frage kommenden Betriebe und stellen fest, ob die technischen Anlagen sich auf dem Stand der Technik befinden", sagte Bernhard Schmitt von der Regionalstelle Gewerbeaufsicht der SGD Nord.

Parallel dazu laufen Lebensmittel-Untersuchungen des Gemüses in Pfalzeler Gärten, verantwortlich ist die Lebensmittelüberwachung des Trierer Ordnungsamts. Das Gesundheitsamt wird in Pfalzel freiwillige Blutuntersuchungen anbieten, um festzustellen, ob die Schwermetalle im Boden die Gesundheit vor allem der Kinder gefährden.

Wenige Punkte konnte Anton Backes von der Pro Terra GmbH sammeln, dessen Ausführungen sich um die Einhaltung von Grenzwerten und die geplante - aber noch nicht genehmigte - Modernisierung des Stahlwerks drehten. Pro Terra hat das Umweltverträglichkeits-Gutachten für das Trierer Stahlwerk erstellt. "Sie wohnen offenbar nicht in Pfalzel", warf ihm eine Anwohnerin vor. Ein Zuhörer ergänzte ironisch: "Am besten machen wir aus Pfalzel einen Kurort, wenn alles so wunderbar sauber ist."

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