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Reinsfeld · Seit 60 Jahren sind sie ein glückliches Paar: Am heutigen Samstag feiern Alfred und Maria Noll ihre diamantene Hochzeit. Der ehemalige Reinsfelder Ortsbürgermeister und die Buchautorin begeistern sich noch immer für ihre Hobbys - und wurden für ihr ehrenamtliches Engagement auch ausgezeichnet.

Reinsfeld. Im Rampenlicht steht das Hochzeitspaar Alfred und Maria Noll nur noch selten. Ihr heutiger Ehrentag dürfte dem langjährigen Reinsfelder Ortsbürgermeister und der Buchautorin (siehe Extra) daher schon ein wenig Herzklopfen beschert haben. Allerdings werden sie das rasch vergessen, bei der Feier im Kreise der Großfamilie Noll-Dengler.
Die vierfachen Eltern, fünffachen Großeltern und bald zweifachen Urgroßeltern haben zusammen zehn Geschwister. Zu runden Geburtstagen oder besonderen Anlässen wie dem jetzigen wird laut Maria Noll (82) auch immer etwas aufgeführt. Die Texte dafür schreibt meist sie. Das ist auch für den heutigen Jubiläumsabend nicht anders. Und den ersten Sketch - ein humorvolles Gespräch - werden die Jubilare selbst aufführen.
Jeden Tag bis zu acht Kilometer


Während Maria Noll das Schreiben für sich entdeckt hat, zieht es Alfred Noll (83) in die Natur. Tag für Tag wandert er sechs bis acht Kilometer - plus einmal in der Woche zehn weitere mit einer Wandergruppe. Um dafür und für die vielen Arbeiten am Haus möglichst viel Zeit zu haben, steht er jeden Morgen um halb sechs Uhr auf. "Ich freue mich auf jeden Tag", sagt der Reinsfelder.
Die Freude am Wandern entschädigt ihn dafür, dass er das Musizieren aufgeben musste. Schon als junger Mann hatte er als Posaunist, Trompeter und Saxofonist mit einer vierköpfigen Kapelle zum Tanz aufgespielt. Als es ihm altersbedingt schwerer fiel, im Musikverein Reinsfeld mitzuhalten, beendete er seine aktive Zeit. Es sei immer besser, aus freien Stücken aufzuhören, sagt der gelernte Schlosser und früher selbstständige Versicherungskaufmann.
Aus freien Stücken aufgehört


Das beherzigte er auch in der Politik. Nach 20 Jahren als Ortsbürgermeister entschied sich der damals 70-Jährige, nicht mehr zu kandidieren. Das Amt habe viel Zeit in Anspruch genommen. Und er wollte nicht "als graue Eminenz dasitzen und vielleicht noch meckern". Die freie Zeit kommt Ehefrau Maria zugute. Wenn sie morgens um sieben aufsteht, kann sie sich an einen gedeckten Tisch setzten und ein Frühstück bei Kerzenschein genießen. "Ich hab ja Zeit und es macht mir Spaß", sagt Alfred.
Näher kennengelernt hatte sich das Paar, das mit dem frühen Tod von Tochter Birgit einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste, durch die Musik. In den kargen Nachkriegsjahren traf sich die Jugend abends im Dorf. Dann wurde Mundharmonika gespielt und gesungen. Sangen die Mädchen aktuelle Schlager, spielten sie die Jungs im Nu nach. Bis heute wird Geselligkeit bei Nolls, die auf den Tag vor 60 Jahren kirchlich heirateten, groß geschrieben. Im Familienkreis ebenso wie in den Vereinen.
Besondere Verdienste erwarb sich das Ehepaar als Vorsitzende des Heimatvereins. Jahrelang waren sie unterwegs, um für Reinsfeld zu werben: bei der Trier er Mosellandausstellung, Weinmärkten in Luxemburg und den Rheinland-Pfalz-Tagen. Bei solchen Touren entdeckte Maria Noll auch ihr Mundart-Talent - was ihr über viele Jahre Auftritte im gesamten Kreis Trier-Saarburg bescherte.Extra

Maria Noll veröffentlichte bisher zwei Bücher: "Der Weg aus dem Schatten", eine 2006 erschienene Ortsbiografie über Reinsfeld, und "Rauher Wind" (1998), mit Gedichten und Geschichten. Alfred Noll war 20 Jahre lang (vier Amtsperioden) Ortsbürgermeister von Reinsfeld. Drei Jahrzehnte saß er im Gemeinderat, zehn im Verbandsgemeinderat. Dafür erhielt er 1991 die Ehrennadel des Landes. Seit 1948 ist er Mitglied im Musikverein, dessen erster Dirigent sein Großvater war. Als Spross einer musikalischen Familie war er selbst 20 Jahre Vorsitzender und 25 Jahre Dirigent des Vereins. Der Heimatverein, in dem sowohl Maria als auch Alfred Noll Vorsitzende waren, realisierte viele Projekte in Reinsfeld - wie die Grillhütte, das Wassertretbecken und dem Naturlehrpfad. Daneben engagierte sich das Paar im Karnevalsverein und im Kirchenchor, im Gesangverein und bei Theateraufführungen. urs

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