Vier-Millionen-Projekt Senioren wohnen in Kell am See bald neben der Kirche

Kell am See · Für vier Millionen Euro plant das Rote Kreuz einen Neubau in Kell in der Nähe des Seniorenzentrums. Darin sollen altersgerechte Wohnungen und eine Tagespflege-Einrichtung entstehen. Für beides muss das alte Pfarrhaus weichen, wird aber dennoch in gewisser Weise fortbestehen.

  Diesen Neubau für barrierefreie Wohnungen plant das Rote Kreuz in Kell am See. Das alte Pfarrhaus neben der Kirche muss dafür weichen, die Fassade wird allerdings nachgebaut (rechts im oberen Bild). Im mittleren Teil des dreigliedrigen Gebäudes soll eine Tagespflege-Einrichtung entstehen (Bild unten).  Fotos: DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz

Diesen Neubau für barrierefreie Wohnungen plant das Rote Kreuz in Kell am See. Das alte Pfarrhaus neben der Kirche muss dafür weichen, die Fassade wird allerdings nachgebaut (rechts im oberen Bild). Im mittleren Teil des dreigliedrigen Gebäudes soll eine Tagespflege-Einrichtung entstehen (Bild unten). Fotos: DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz

Foto: TV/Schramm, Johannes

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betreibt seit 2007 ein Seniorenzentrum in Kell am See. Dort werden bis zu 68 pflegebedürftige Menschen rund um die Uhr betreut. Schon länger gibt es Pläne, das Angebot im Hochwaldort zu erweitern. Inzwischen sind die Ideen zu einem konkreten Projekt gereift.

„Wir planen einen Neubau für 20 altersgerechte Wohnungen und eine Tagespflege-Einrichtung“, verkündet Anke Marzi, Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbands Rheinland-Pfalz, bei einem Pressetermin in Kell. Das neue Gebäude soll neben der Kirche in unmittelbarer Nähe zum Seniorenzentrum entstehen. Die barrierefreien Wohnungen sind laut Marzi ein „Angebot für ältere Menschen, die noch selbstständig leben können und gern so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld bleiben möchten“. Jedes der etwa 60 Quadratmeter großen Miet-Appartements werde mit einem Hausnotruf-Knopf ausgestattet, über den man im Notfall Hilfe herbeirufen könne. Außerdem schaue eine Hausdame „regelmäßig nach dem Rechten“, und die Mieter könnten den Mittagstisch im Seniorenzentrum nutzen. Mit betreutem Wohnen 24 Stunden pro Tag dürfe man dieses „Servicewohnen“ jedoch nicht verwechseln, sagt Marzi.

Die Tagespflege mit 18 Plätzen in der Mitte des geplanten dreigliedrigen Neubaus (siehe Grafik) stehe montags bis freitags zur Verfügung. Bis zu fünf Mal in der Woche könnten Angehörige dort pflegebedürftige Familienmitglieder tagsüber von Fachkräften betreuen lassen. „Für viele ist das eine große Entlastung, wenn sie sich mal eine kurze Auszeit nehmen können“, weiß Marzi.

Möglich wird das Projekt, weil das DRK mit dem alten Pfarrhaus und dem angrenzenden Garten ein geeignetes Grundstück gefunden hat. Bistum und Verwaltungsrat der Kirchengemeinde haben einem Verkauf des Areals an die Ortsgemeinde Kell zugestimmt. Diese stellt es über einen Erbbaupachtvertrag dem Roten Kreuz zur Verfügung, das dafür 99 Jahre lang entsprechende Zinsen zahlt. Die genaue Kaufsumme will Ortsbürgermeister Markus Lehnen nicht nennen, spricht aber von einem „fairen Preis“. Der Abriss des Pfarrhauses könne über das seit 2016 in Kell laufende Städtebauprogramm bezuschusst werden.

Dass das Gebäude mit der markanten Fassade weichen solle, habe im Ort Diskussionen ausgelöst, räumt Lehnen ein. Das DRK sei darauf in seiner Planung eingegangen und habe eine gute Lösung gefunden. „Wir wissen, dass sich viele Menschen mit dem alten Pfarrhaus verbunden fühlen“, bestätigt die DRK-Vorstandsvorsitzende Marzi. Deshalb werde die Fassade in der bekannten Optik nachgebaut. „Uns war es wichtig, dass wir das örtliche Umfeld einbeziehen.“ Durch ein kleines Türmchen werde auch der Kirchturm „gespiegelt“. Das Pfarrhaus ist laut Ortschef so „marode“, dass eine Sanierung „für niemanden vorteilhaft“ gewesen wäre.

Martin Alten, früherer Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See und jetzt Beigeordneter der fusionierten VG Saarburg-Kell, lobt die Planung: „Der Neubau steht nicht da wie ein Klotz. Er wird sich harmonisch ins Ortsbild einfügen.“ Ortschef Lehnen spricht von einer „riesigen städtebaulichen Aufwertung“ des Bereichs rund um die Kirche.

Laut Anke Marzi investiert der DRK-Landesverband etwa vier Millionen Euro. Sie rechne mit einem Mietpreis für die Wohnungen von 11,50 Euro pro Quadratmeter. „Das ist leider mittlerweile auch im ländlichen Bereich ein realer Preis.“

Baubeginn solle in diesem Jahr sein, der Architekt bereite derzeit den Bauantrag vor. Bis 2021 könnte alles fertig sein. Die Pläne würden demnächst in der Cafeteria des Seniorenzentrums aufgehängt, damit sich Interessierte ein Bild machen könnten. Geplant sei, neben geschützten Bereichen für die Tagespflege auch kleine öffentlich zugängliche Plätze zu schaffen, wo man sich begegnen könne.

Werner Angsten, langjähriger Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Kell, ist froh, dass die zehn Jahre alten Pläne für eine Ergänzung des Seniorenzentrums jetzt angepackt werden. „Damals war die Zeit einfach noch nicht reif“, sagt er. Er sehe in dem Projekt eine „große Bereicherung für Kell“. Es sei ein „nicht zu unterschätzender Standortfaktor“, ergänzt Markus Lehnen. Familien, die im Neubaugebiet bauen wollten, erkundigten sich immer häufiger nach Betreuungsangeboten für Senioren in der Gemeinde.

Laut Michael Pauken, Leiter des DRK-Seniorenzentrums in Kell, gibt es bereits Interessenten: „Ich könnte schon morgen drei Wohnungen vermieten.“

     In dem mittleren Teil des dreigliedrigen Gebäudekomplexes soll die Einrichtung entstehen, in der Pflegebedürftige tagsüber betreut werden können.

In dem mittleren Teil des dreigliedrigen Gebäudekomplexes soll die Einrichtung entstehen, in der Pflegebedürftige tagsüber betreut werden können.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Zuversichtlich ist er auch, die 20 Teil- und Vollzeitstellen für die Tagespflege-Einrichtung schnell besetzen zu können. Denn das DRK bilde verstärkt Pflegekräfte im eigenen Haus aus. Dass es andernorts – etwa in Mandern und Zerf – Pläne für ähnliche Angebote gibt, stört den DRK-Verband nicht. „Der Versorgungsgrad landesweit ist noch sehr niedrig“, sagt Anke Marzi. 20 altersgerechte Wohnungen seien für einen Ort wie Kell „nicht viel“, ergänzt Martin Alten. Bedarf gebe es in allen Dörfern und dieser werde weiter steigen. Wichtig ist laut Werner Angsten, dass es wie in Kell einen „zuverlässigen Betreiber“ gibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort