Seniorenpension statt Klassenzimmer

Waldweiler · Die Zahlen für das wichtigste Zukunftsprojekt der Gemeinde Waldweiler liegen jetzt auf dem Tisch. 890 000 Euro müssen ausgegeben werden, um das alte Schulgebäude im Ort zum Zuhause für zwölf pflegebedürftige Senioren zu machen. Das Projekt für die betreute Wohngemeinschaft soll mit Hilfe der späteren Betreiber finanziert werden.

Waldweiler. Die Pläne zur Umwandlung des alten Schulhauses in Waldweiler in eine Seniorenpension werden immer konkreter. Die späteren Bewohner sollen dort für monatlich 1500 Euro wohnen und betreut werden. Bei der Verwirklichung dieses Projekts einer Ambulant Betreuten Wohnform (ABW) arbeitet die Ortsgemeinde mit einer Beratungsgesellschaft, dem Kompetenzzentrum Kastellaun, zusammen. Dessen Vertreter Gerd Menz hat im Rat zusammen mit Architekt Frank Niespor die finanziellen Größenordnungen für den Umbau genannt.
"Wir haben jetzt nicht mehr nur eine ungefähre Kostenschätzung vorliegen, sondern eine genaue Berechnung", betonte Ortsbürgermeister Manfred Rauber (SPD). Um das alte Schulhaus wieder auf Vordermann zu bringen und dort zwölf Zimmer für pflegebedürftige Senioren einzurichten, ist insgesamt eine Investition von 890 000 Euro nötig. Unter anderem muss das Dach saniert werden. Das Haus hat bisher zwei große Klassenräume im Erdgeschoss und zwei Wohnungen im Obergeschoss. Deshalb sind für zwölf Zimmer zusätzliche Wände und Decken nötig. Hinzu kommen eine neue Heizung und Sanitäranlagen sowie ein Fahrstuhl.
Die Gemeinde wäre Bauträgerin. Das Kompetenzzentrum geht im Finanzierungskonzept davon aus, dass die Waldweilerer mit einem Zuschuss von rund 200 000 Euro rechnen können. Für dieses Geld soll der Fördertopf des EU-Leaderprogramms angezapft werden. Für die restlichen 700 000 Euro müsste die Gemeinde in Vorlage gehen und einen Kredit aufnehmen. Von der Investitions- und Strukturbank (ISB) Rheinland-Pfalz gibt es laut Menz aber das positive Signal, dass ein Darlehen gewährt werde. Dieses ist zunächst zinslos und sieht in späteren Jahren einen maximalen Zinssatz von einem Prozent vor. Hinzu kommt ein Bausparvertrag mit einem Zinssatz von 2,4 Prozent. "Unser Modell beruht darauf, dass die Betreiber später den Kapitaldienst für die Gemeinde übernehmen." Sie müssten dafür monatliche Raten zahlen, deren Spanne zwischen 2300 und 2800 Euro liegt. "Aus unserer Sicht lässt sich das für die Betreiber wirtschaftlich darstellen", so Menz.
Private Betreiber stehen parat


Nach Auskunft von Rauber haben die Waldweilerer für ihre Pläne "Existenzgründer" an der Hand. Es handelt sich um zwei Frauen, die bisher schon als Angestellte im Pflegebereich tätig sind und sich nun selbstständig machen wollen. Der Ortschef betont, "dass diese Sache aufgeht. Wir bekommen im Dorfkern ein komplett saniertes Gebäude, das vom Betreiber finanziert wird." Eine Alternative sieht Rauber nicht: Wenn die Gemeinde das Projekt Seniorenpension nicht anpacke, "haben wir eine Bauruine mitten im Dorf stehen, die wir irgendwann abreißen müssen."
Vom Rest des Rates kam kein Widerspruch. Lediglich Franz-Jürgen Mertens (FWG) hatte kritische Nachfragen. Er wolle das Vorhaben zwar nicht "schlecht reden. Aber was passiert, wenn die Betreiber in Rente gehen?" Menz sieht in diesem Fall bei der Suche nach neuen Betreibern kaum Probleme. "Alternative Wohnmodelle für Senioren sind die Zukunft, und der Bedarf wird eher noch ansteigen".
VG-Chef Werner Angsten (CDU) betont im TV-Gespräch, dass er die neuen Pläne für das Waldweilerer Schulhaus begrüßt. Auf dem weiteren Weg ist der 12. Mai ein wichtiger Termin. Dann gibt es ein Treffen bei der Kreisverwaltung. Sie muss zum einen als Kommunalaufsicht dem Finanzierungsmodell zustimmen. Zum anderen ist sie für den Bereich der sozialen Sicherung zuständig. Das heißt: Sie regelt die finanziellen Leistungen für hilfsbedürftige alte Menschen.
Extra

Die alte Schule in Waldweiler schrieb in den vergangenen Jahren vornehmlich negative Schlagzeilen. Im 1912 erbauten und denkmalgeschützten Haus musste Anfang 2010 der Unterrichtsbetrieb wegen Sicherheitsmängeln eingestellt werden. Zuvor waren bei einem Sturm Dachziegel auf den Schulhof gefallen, was glücklicherweise keine schlimmen Folgen hatte. Die Ortsgemeinde Waldweiler übernahm das Gebäude von der Verbandsgemeinde (VG) Kell und verkaufte es an einen Luxemburger Rechtsanwalt weiter. Dieser wollte in der Schule Ferienwohnungen einrichten und begann innen mit Sanierungsarbeiten, die aber bald ins Stocken gerieten. Schlussendlich kaufte die Ortsgemeinde deshalb voriges Jahr das Schulgebäude wieder zurück. ax

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