Fastnacht „Serrsch, Noun da je“ auf Platz eins

Serrig · Eine Frankfurter Zeitung hat den Serriger Narrenruf zum Spitzenreiter der zehn kuriosesten Narrensprüche gekürt. Den Spruch hat der 84-jährige Hans Werner Jäger mitkreiert – unter widrigen Umständen.

 Blick von oben auf Serrig.

Blick von oben auf Serrig.

Foto: Marion Maier

Viele Orte in der Region und in Deutschland überhaupt haben einen eigenen Narrenruf. Die Tageszeitung Frankfurter Neue Presse hat die Fastnachtszeit zum Anlass genommen, die zehn kuriosesten Rufe zu küren.

Die große Überraschung: Auf Platz eins des Wettbewerbs, bei dem es lautmalerische Phrasen wie „Jöri Jöri – Kuttlaplätz“ (Bludenz, Österreich) und „Schnarragagges – Heidenei“ (Kißlegg bei Ravensburg) unter die ersten zehn schafften, landete die Serriger Karnevalsgesellschaft (SKG) auf Platz eins. Ihr Ruf lautet: „Serrsch, Noun da je!“ Die Zeitung führt dazu aus: „Was sich anhört, wie eine komplett andere Sprache ist eigentlich nur ein Karnevalsruf aus dem in Rheinland-Pfalz liegenden Dorf Serrig.“

In Serrig hat sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer verbreitet. Franz Meier, Vorsitzender der SKG, sagt: „Ich war gerade in der Reha in Weiskirchen. Da habe ich eine What’s app von meiner Tochter mit der Nachricht bekommen.“ Welcher Serriger den Zeitungsartikel als Erster entdeckt und den Link dazu in Umlauf gebracht hat, kann Meier nicht mehr nachvollziehen. Rumgesprochen hatte sich das Ganze jedenfalls auch schnell bis Saarburg.

In der ersten Sitzung der Hau-Ruckler beglückwünschte Sitzungspräsident Johannes Kölling die Serriger Abordnung, zu der auch Meier gehörte, zum Spitzenplatz. Der SKG-Vorsitzende sagt: „Darüber wie auch über die Wahl selbst haben wir uns sehr gefreut.“

Fastnacht: „Serrsch, Noun da je“ auf Platz eins
Foto: Gerd Heizmann

Meier übersetzt den Ruf mit: „Nun geht’s weiter, macht voran oder macht mal weiter.“ Doch woher kommt der Narrenruf eigentlich? Meier ist glücklich, einen der Urheber präsentieren zu können. Es ist Hans Werner Jäger. Der 84-Jährige war der erste Prinz der Noun da je, Gründungsmitglied der SKG, Büttenredner, Regisseur, Sitzungspräsident und ist nun Ehrensenator im Verein.

Er kann sich noch recht gut erinnern, wie das mit dem Schlachtruf war. Denn dazu hatte er auch eine Büttenrede verfasst, die er allerdings nie hielt. Sie landete stattdessen in der Festschrift zum 22-jährigen Bestehen der SKG Noun da je. Die Karnevalisten in Serrig waren damals, also 1960, auf der Suche nach einem Narrenruf. Zu dieser Zeit fuhren Jäger und sein mittlerweile verstorbener Freund Jupp Haupert ins Saarland zu einer Kappensitzung. Haupert war von einem Arbeitskollegen in die Nähe von Lebach eingeladen worden. Wohin genau, weiß Jäger heute nicht mehr.

 Er ist der Miterfinder des nun ausgezeichneten Noun da je: Hans Werner Jäger.

Er ist der Miterfinder des nun ausgezeichneten Noun da je: Hans Werner Jäger.

Foto: Marion Maier

Doch eins war klar: In dem Ort wurde kräftig gefeiert, und das hing auch mit dem Schlachtruf zusammen, wie Jäger meint. Er reimte: „Woher die Stimmung kam ganz klar,/ dass schuld daran der Schlachtruf war./ Der Präsident rief: ,Wei ewwer dapper’ und dann alle: ,Loss!’/ und dann war der Jubel gross.“ Der saarländische Ruf inspirierte die beiden Serriger. Und so sinnierten sie auf der Heimfahrt im Zug, wie das in ihrem Dialekt heißen könnte. „Kein Lexikon gibt es bis jetzt,/ wie man saarländisch übersetzt./ So rauchten unsre Köpfe bald,/ bei der Heimfahrt durch den Wald.“ Die beiden Karnevalisten hatten auch Unterstützung dabei. Jäger sagt: „Das war wie in der Rede beschrieben.“ Dort heißt es: „Was uns half in dieser Lage/ War‘n die Promille ohne Frage.“ In Britten war der Ruf dann gefunden. Laut Jäger kam er in Serrig auch sogleich gut an. Seine Verse enden mit: „Und so wie ich die Sache seh/ klingt es noch lange ,Noun da je’.“

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