Shakespeare als Flüchtlingsdrama

Konz-Karthaus · Vergangenheit und Gegenwart: Die Theatergruppe des Gymnasiums Konz spielt ein großes Werk im Kloster Karthaus.

 Frisch angespült vom Meer: Viola (sitzend, Inessa Werle) versteht die Einheimischen des fremden Landes nicht. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Frisch angespült vom Meer: Viola (sitzend, Inessa Werle) versteht die Einheimischen des fremden Landes nicht. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Konz-Karthaus Schiffbruch am Strand des Lebens. Gerettet, aber in einem fremden Land, mit merkwürdigen Menschen, die immer nur zu feiern scheinen und alles mit dem Smartphone festhalten. Das soll "Was ihr wollt" von William Shakespeare sein? Ja. Schüler des Gymnasiums Konz haben das Stück Weltliteratur mit Musik und Gesang unter der Spielleitung von Kerstin Ost, Bettina Szewczyk und Thomas Edelmann in zwei Welten inszeniert. Aufgeführt wurde es im historischen Festsaal des Klosters Karthaus.
Disco-Klänge, eine Horde junger Leute, aber Viola (Inessa Werle), die Schiffbrüchige, versteht nur Gemurmel. "Damit wollen wir darstellen, wie sich Flüchtlinge fühlen, wenn sie zum ersten Mal auf Einheimische treffen und kein Wort verstehen", erklärt Thomas Edelmann das Agieren der 29 Jungschauspieler. Der Bezug zur Gegenwart ist wichtig, denn die Flüchtlingsthematik gab es bereits zu Shakespeares Zeiten.
Vor dem Bühnenbild des Kunst-Leistungskurses springen die Szenen zwischen den Jahrhunderten, von höfischen Intrigen ins Dschungelcamp. Doch immer geht es um die Liebe.
Linda Feger vom Jugendmigrationsdienst des Caritasverbandes hatte dazu die Idee, Betroffene einzuladen. Schüler von Sprachkursen in Trierer und Saarburger Berufsschulen schauten bei der Generalprobe zu. "Viele dieser jungen Flüchtlinge sind zum ersten Mal im Theater", sagt Feger. Sie sollen sehen, dass junge Leute etwas auf die Beine stellen können.
Shakespeare war bislang für Sipham Ibrahim kein Begriff. Der 17-jährige syrische Kurde, der vor zwei Jahren aus seiner Heimat floh, erkannte schnell: "Es geht um die Liebe." Aber die Angst, in einem fremden Land zu sein, habe er selbst erfahren.
Ali Salan hat schon mal was von Shakespeare gehört. "Aber die Geschichten, über die er schreibt, hatte ich wieder vergessen", bedauert der 19-jährige Syrer. Dass sich eine Frau als Mann verkleidet, um keine Probleme zu bekommen, kann er sehr gut nachvollziehen. "Ich habe eine ähnliche Geschichte erlebt und viel Angst gehabt", erinnert er sich an die erste Zeit in Deutschland vor eineinhalb Jahren. Mit der Sprache werde es besser, denn dann komme Vertrauen und Hilfe.
Am Schluss springt Sipham Ibrahim spontan auf die Bühne und ruft den Schauspielern zu: "Macht weiter so, ihr seid doch so jung wie wir."
Die drei Aufführungen von "Was ihr wollt" mit Figuren, die absolut aktuell und frisch wirken, und in denen sich viele wohl leicht wiedererkennen, sind schon lange ausverkauft.Extra: WER WAR WILLIAM SHAKESPEARE?


William Shakespeare (1564 bis 1616) war ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. Seine Werke gehören zu den bedeutendsten der Weltliteratur. Das überlieferte Gesamtwerk umfasst 38 Dramen, epische Versdichtungen sowie 154 Sonette. Sprachwissenschaftler haben nachgezählt: Shakespeare verfügte über einen Wortschatz von 17750 Worten und Begriffen, von der niedrigsten Gossensprache bis zur vornehmen Ausdrucksweise, wie sie in allerhöchsten Kreisen verwendet wurde. Viele Begriffe aus dem heutigen Englisch tauchen bei Shakespeare zum allerersten Mal auf. "Was ihr wollt" entstand 1601, wurde aber erst 1623 gedruckt. Quelle: wikipedia

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