"Shakespeare ist kein Dichter der Elite"

Saarburg · Vor 400 Jahren starb der vielleicht berühmteste Dichter aller Zeiten, William Shakespeare (1564-1616). Doch tot ist er nie, wie ein ganz besonderer Abend mit seinen Werken in bemerkenswerter Atmosphäre zeigte. Dichtung, Musik und Schauspiel gingen in der historischen Gießhalle eine Verbindung ein.

 Eine Gießhalle im Kerzenschein: Klaus Theis und Heidrun Mathan in Aktion. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Eine Gießhalle im Kerzenschein: Klaus Theis und Heidrun Mathan in Aktion. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Saarburg. Rote Tücher, eine riesige Zahl von Kerzen, die anhei-melndes Licht in die Gießhalle werfen, eine kleine Sitzgarnitur: mit diesem Bühnenbild arbeiten die Cellistin Angela Simons, Autorin und Schauspielerin Claudia Dylla, Klaus Theis, der die Laute und die Theorbe (Basslaute) spielt und Sopranistin Heidrun Mathan, wenn sie ihr Publikum mit dem Werk von William Shakespeare in Berührung bringen.

"Unser letzter Auftritt war in einem Schloss. Das hier ist wie ein Schlosskeller", beschreibt Autorin Claudia Dylla die Atmosphäre in der Saarburger Gießhalle. Sie habe zwei Jahre an dem Stück geschrieben, das Musik und Dichtung vereint, und: "Das geht nur mit großer Begeisterung."
Zwölf berühmte Szenen wurden ausgewählt, um das Werk des berühmten Dichters lebendig werden zu lassen. Untermalt mit Klängen des Cello, der Laute und der extrem langhalsigen Theorbe von der Renaissance bis zur Gegenwart, Gesang zeitgenössischer Komponisten und die berühmten Verse sind dabei die Zutaten des Abends, der keineswegs als "schwer" zu betrachten ist.

Es wurde auch viel gelacht. Rund 100 Zuschauer freuten sich über so viel Authentizität. Helga Doviakue aus Saarburg zeigt sich beeindruckt: "Das ist eine schauspielerische Glanzleistung und eine große Stimme." Michael Wagner aus Saarburg findet die Darstellung ebenfalls sehr gut: "Shakespeare wird hier sehr gut herübergebracht." Die Atmosphäre werde mit einfachen Mitteln erreicht und alles sei einfach stimmig.
"Shakespeare ist kein Dichter der Elite. Die Welt verdankt ihm Transparenz", sagt die Autorin. Sein Reichtum sei der Gedanke, sein Werkzeug das Wort. Beides fließt ins historische Gedächtnis der Menschheit. Wie Dramatik ausgedrückt werden kann, zeigt Schauspielerin Dylla eindrucksvoll: "Nicht schlecht ist einfach nicht gut." Mit dieser Erkenntnis kann es bei den berühmten Sätzen schon mal laut werden.
Unvergessliche Werke wie "Romeo und Julia", das wohl berühmteste Liebespaar der Weltliteratur, "Hamlet", Shakespeares' Meisterstück mit dem ebenso berühmten Satz "Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage ..." und der pralle "Traum einer Sommernacht" wechselten sich mit Liedern in Altenglisch ab, einer Sprache, die mit der heutigen Landessprache wenig zu tun hat.

Die besondere Sprache und Versform des Dichters, der ja in seiner Muttersprache schrieb, muss doch irgendwer übersetzt haben. "Nicht irgendwer. Da haben sich große Namen daran versucht, und zwar bis heute", weiß Autorin Dylla. Beispiele sind die Dichter der Romantik Friedrich Schlegel (1772-1829), Christoph-Martin Wieland (1733-1813) und Ludwig Tieck (1773-1853). Diesen Übersetzern hat das Publikum ebenfalls den Kunstgenuss in der Kulturgießerei zu verdanken. doth

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