Sich abgrenzen von Schmierfinken

KONZ. Ein großflächiges Graffiti-Kunstwerk ziert die Ortseinfahrt in der Michael-Scherer-Straße. Zwei Jugendliche haben eine ehemals graue Grundstücksmauer in ein buntes Kunstwerk verwandelt - mit Einwilligung des Eigentümers. Der Stadtrat hat beschlossen, weitere Flächen zum legalen Sprühen freizugeben.

Einen ganzen Tag brauchten "Sielone" und "ERK", wie sich die beiden Graffiti-Künstler nennen, um ihr Werk fertigzustellen. Mit viel Geschick, Phantasie und 30 Dosen Sprühlack haben sie die unansehnliche, mit Schmierereien übersäte Wand zunächst weiß grundiert und dann mit bunten "Characters" versehen - und alles mit Einwilligung des Eigentümers."Wir wollen keine Hauswände beschmieren"

"Eine Super-Gelegenheit", sagen die Jugendlichen und bedauern, dass es in Konz kaum Möglichkeiten gibt, ihrem Hobby legal nachzugehen. Nur am Jugendtreff in Roscheid stünde eine Wand zur Verfügung. "Sprayen ist unser Hobby. Wir wollen keine Hauswände oder Garagentore beschmieren", sagt "Sielone", während er ganz cool mit einer Hand in der Hosentasche gekonnt eine Figur aus einem Comic-Heft auf die Wand skizziert.Vehement distanzieren sich die beiden, die nach eigenen Angaben zu einer Gruppe von etwa sechs gleichgesinnten Konzer Jugendlichen gehören, von den Schmierfinken, die anderer Leute Eigentum mit Schmierereien beschädigen. Auch Dietmar Grundheber, Leiter des Hauses der Jugend und Stadtjugendpfleger trennt diejenigen, "die das Sprayen als Kunst und Hobby sehen und sich verwirklichen wollen" von den Schmierfinken."Maßlos verärgert" ist der Konzer Bürgermeister Winfried Manns über illegale Schmierereien. Private und öffentliche Gebäude würden mit Sprühlack oder dicken Farbstiften beschädigt. "Wenn ich einen erwische, der das macht, dem geht es nicht gut", erzürnt sich Manns. Trotzdem sieht er, auch nach einem Gespräch mit den Jugendlichen, den Bedarf an legalen Sprühflächen in der Saar-Mosel-Stadt.Kurzerhand hat er das Thema in die jüngste Stadtratssitzung eingebracht. "Einmütig", wie es heißt, sei die Problematik besprochen worden. Einstimmig sei die Ausweisung legaler Sprühflächen beschlossen worden."Sielone", "ERK" und ihre Kumpels können sich bald über fünf weitere Flächen freuen, auf denen sie ihre Kunstwerke legal zeigen können. In der Unterführung am Kriegerdenkmal, am Haus der Jugend, in der Eisenbahnunterführung "Am Tunnel" in Karthaus und auf einer Holzwand in der Rudolph-Schmitt-Passage sollen sich die Jugendlichen künftig verwirklichen können. Zudem will Manns in einem Gespräch mit der Deutschen Bahn erreichen, dass auch die Eisenbahnunterführung an der Konstantinstraße für Graffiti genutzt werden darf. "Allerdings werde ich vor der Freigabe der Flächen mit den Jugendlichen reden und eine Vereinbarung mit ihnen treffen", sagt der Bürgermeister.Die jungen Künstler müssten sich verpflichten, nur diese Wände für ihre Graffities zu benutzen. Davon erhofft sich das Stadtoberhaupt zugleich eine Eindämmung der strafbaren Schmierereien.

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